Immer eine Frau auf Eis
Ruck ein neues Problem geschaffen hatte: Das Badetuch reichte nämlich
nur knapp bis zu ihren Oberschenkeln.
Dieser Tanz von der Tür zur
Couch war die faszinierendste Bewegungsstudie, die ich je gesehen hatte. Schließlich
hatte sie es geschafft, ließ sich mit zusammengepreßten Beinen behutsam nieder
und blickte mich an.
»Es ist Schicksal«, sagte sie.
»Offenbar war es mir nicht bestimmt, Sie umzubringen .« Dann stahl sich etwas Hoffnung in ihre Stimme. »Glauben Sie, das Schicksal wäre
auch dagegen, daß ich mich selbst umbringe ?«
»Das wäre pure Verschwendung«,
erwiderte ich, holte die beiden Whiskygläser und setzte mich neben meinen Gast.
»Hier.« Ich reichte ihr ein Glas. »Trinken Sie das .«
Sie kippte es wie
Zitronenwasser hinunter und sah mich dann grübelnd an. »Wahrscheinlich bekomme
ich jetzt eine Lungenentzündung«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Immer noch besser, als wegen
Mordes verurteilt zu werden«, erwiderte ich optimistisch.
»Sie haben mein Leben
ruiniert«, fuhr sie fort, »meine Gesundheit, mein Kleid, mein... eben alles.
Ich hasse Sie, Danny Boyd !«
»Daß ich Ihre Gesundheit und
Ihr Kleid auf dem Gewissen habe, will ich ja nicht bestreiten«, räumte ich ein.
»Aber gleich das ganze Leben ?«
»Ihr feiger Überfall auf den
ahnungslosen Peter gestern abend war schon schlimm
genug«, sagte sie bitter. »Nachdem Sie weg waren, hatten wir den größten Krach,
weil Peter nicht glauben wollte, daß ich Sie noch nie gesehen hatte. Er
behauptete, Sie wären mein heimlicher Geliebter, und ich hätte Sie nur
eingeladen, um ihn zu demütigen. Wir zankten uns schrecklich, und er hat dann
auf der Couch geschlafen. Als ich heute morgen aufwachte, war er schon weg, gegen sieben Uhr abends kam er erst wieder. Er
hatte sich inzwischen beruhigt, und alles schien ausgestanden, da mußten
ausgerechnet Sie anrufen und ihm diese blödsinnige Nachricht bestellen lassen .«
»Wie hat er reagiert ?« erkundigte ich mich verbindlich.
Ihr gesundes Auge weitete sich.
»Er bekam einen Tobsuchtsanfall und schrie mich wie ein Verrückter an, er hätte
wissen müssen, daß alle Blondinen verlogen seien. Ein heimlicher Liebhaber sei
mir wohl noch nicht genug, ich müsse mich auch noch an einem Komplott zu seiner
Ermordung beteiligen. Dann warf er mit harten Gegenständen, und ich wurde
meinerseits wütend, weil er meine beste Vase zerbrochen hatte. Und dann«, ihre
Stimme versagte fast, »schlug er mich! Bis ich wieder auf den Beinen war, hatte
er schon seinen Koffer gepackt und wollte los. Ich schrie, er brauche nicht
mehr wiederzukommen, und er brüllte zurück, da könne ich ganz beruhigt sein.
Außerdem sollte ich meinem heimlichen Geliebten ausrichten, er habe eine Menge einflußreicher Freunde, und wenn er künftig nicht in Ruhe
gelassen werde, gäbe es massiven Ärger. Damit stürmte er aus der Wohnung, und
ich werde ihn nie wiedersehen. Sie sind an allem schuld! Und weil mein Leben
jetzt sowieso zerstört ist, wollte ich mich wenigstens an Ihnen rächen. Darum
bin ich hergekommen... ich glaube, ich wollte Sie umbringen... aber im
Augenblick geht bei mir alles ein bißchen durcheinander .« Sie fröstelte und hob ihr leeres Glas.
Ich füllte es neu.
»Danke«, sagte sie, nahm den
Whisky und trank ihn zur Hälfte. »Jetzt habe ich nichts mehr, wofür es sich zu
leben lohnt. Nicht nur, daß Peter für immer aus meinem Leben gegangen ist, er
hat auch noch mein Aussehen ruiniert. Oder würde Ihnen eine Frau mit Glasauge
gefallen ?«
»Sie sind ja mit einem blauen
Auge davongekommen«, tröstete ich sie. »Sie müssen höchstens ein paar Tage eine
Sonnenbrille tragen, dann ist alles wieder gut .«
Sie schüttelte langsam den
Kopf. »Ist ja auch egal, Mein Leben ist sowieso vorbei. Was bin ich schon ohne
Peter ?«
»Eine hinreißende, blonde
Schauspielerin mit einer hübschen Wohnung, die sie jetzt wieder ihr eigen
nennen kann. Ohne diesen großmäuligen Schauspieler, der sich dauernd in Szene
setzt, Sie beleidigt, Ihre schönsten Vasen zertrümmert...«
»...zu den unmöglichsten
Tageszeiten warme Mahlzeiten verlangt«, fuhr sie mechanisch fort. »Wenn ich mich
jetzt kämmen will, kann ich jeden Spiegel benutzen, ohne ihn in stiller
Selbstbewunderung davor antreffen zu müssen. Keiner meckert mehr, daß die
Hemden nicht richtig gebügelt sind. Ich brauche nicht mehr...« Sie unterbrach
sich und starrte mich mit offenem Mund an. »Ich bin wieder ein freier Mensch !«
»Stimmt«, bestätigte
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