Immer für dich da (German Edition)
hinter sich zu.
»Katie«, rief Johnny die Treppe hoch. »Komm mal runter. Du ahnst nicht, wer zu Besuch ist.«
»Tully!«, rief Kate so laut, dass sie problemlos alle anderen übertönte, als sie die Treppe heruntergeeilt kam. Sie umarmte Tully und lächelte, als sie sich wieder von ihr löste.
»Was zum Teufel machst du denn hier? Weißt du nicht, dass du deinen Besuch ankündigen solltest? Dann darfst du jetzt auch nicht über mein ungepflegtes Aussehen meckern.«
»Deine Haare müssen mal wieder geschnitten und nachgefärbt werden, und geschminkt bist du auch nicht. Aber ich könnte dir eine Runderneuerung verpassen. Darin bin ich Meisterin.«
Sie mussten beide lachen, weil sie an die Anfänge ihrer Freundschaft dachten.
Kate hakte sich bei Tully unter und führte sie zum Sofa. Dort verbrachten sie eine Stunde damit, sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Gegen drei verlagerten sie ihre kleine Party in den Garten, wo die Kinder mit Kate um Tullys Aufmerksamkeit buhlten. Als es dunkel wurde, zündete Johnny den Grill an, und dann bekam Tully auf einem Picknicktisch unter dem Sternenhimmel ihr erstes selbstgemachtes Essen seit Monaten, während sanft die Wellen des Sunds ans Ufer des Grundstücks schlugen. Danach spielten sie ein spannendes Brettspiel mit den Jungs. Als Kate und Johnny später die Zwillinge zu Bett brachten, setzte sich Tully mit Marah, in Mrs Mularkeys berühmte Strickdecken gehüllt, in den Garten.
»Wie ist es, berühmt zu sein?«
Darüber hatte Tully schon seit Jahren nicht mehr nachgedacht. Für sie war es mittlerweile selbstverständlich geworden. »Eigentlich ziemlich toll. Man bekommt die besten Plätze in den besten Restaurants, und dauernd wird einem was geschenkt. Alle warten auf einen. Und da ich Journalistin bin und kein Filmstar, lassen mich die Paparazzi meist in Ruhe.«
»Und was ist mit Partys?«
»Partys sind mir nicht mehr so wichtig, aber ich werde trotzdem sehr oft eingeladen. Und ständig bekomme ich von Designern Klamotten geschenkt. Ich muss sie nur anziehen.«
»Wow«, meinte Marah. »Das ist echt cool.«
Hinter ihnen öffnete sich quietschend eine Fliegentür und knallte wieder zu. Dann hörte man, wie etwas – ein Tisch vielleicht – über die Terrasse gezogen wurde. Plötzlich ertönte Musik: Jimmy Buffet, »Margaritaville«.
»Du weißt, was das bedeutet«, sagte Kate und tauchte mit zwei Margaritas auf.
Sofort fing Marah an zu quengeln. »Ich bin alt genug, um mit euch wach zu bleiben. Außerdem hab ich morgen keine Schule. Es ist Lehrerkonferenz.«
»Schlafenszeit, Kleine«, erwiderte Kate nur und reichte Tully ein Glas.
Marah sah Tully an, als wollte sie sagen: Siehst du? Sie behandelt mich wie ein Baby. Tully musste unwillkürlich lachen. »Deine Mom und ich hatten es früher auch so eilig, erwachsen zu werden. Wir schlichen uns heimlich aus dem Haus und stahlen meiner Mutter –«
»Tully«, unterbrach Kate sie scharf. »Lass doch die alten Geschichten.«
»Meine Mom hat sich aus dem Haus geschlichen? Und was hat Grandma denn dann gemacht?«
»Sie hat ihr endlos Stubenarrest verpasst. Außerdem durfte sie nur noch Kleider vom Ausverkauf tragen«, antwortete Tully.
Allein die Vorstellung ließ Marah erschauern.
»Nur Polyester«, fügte Kate hinzu. »Einen ganzen Sommer lang hatte ich Angst vor offenem Feuer.«
»Ihr zwei lügt doch«, sagte Marah.
»Wir? Lügen? Nie im Leben«, entgegnete Tully und nippte an ihrem Glas.
Marah stand auf, seufzte leidgeprüft und ging ins Haus. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, lachten Tully und Kate los.
»Sag mir, dass wir nicht so waren«, sagte Tully.
»Meine Mom schwört, dass ich ganz genau so war. Du hingegen warst immer Miss Perfekt. Das heißt, bis wir deinetwegen eingebuchtet wurden.«
»Ja, das war der erste Kratzer am Lack.«
Lachend ließ Kate sich auf dem Liegestuhl neben ihr nieder und wickelte sich in eine der Strickdecken.
Tully merkte erst jetzt, wie angespannt sie gewesen war. Sie spürte, wie sich die Verkrampfung in ihrem Nacken und ihren Schultern löste. Kate war ihr Sicherheitsnetz, ihr Schutzwall. Mit der besten Freundin an ihrer Seite konnte sie sich endlich wieder selbst vertrauen. Sie lehnte sich in ihrem Liegestuhl zurück und starrte hinauf in den Nachthimmel.
»Was ist? Muss ich erst fragen?«, sagte Kate schließlich.
Es hatte keinen Sinn, etwas vor ihr zu verbergen, obwohl alles in ihr danach drängte. Die Musik hatte gewechselt, jetzt
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