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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Essensreste und Stapel von Junk-Food-Verpackungen. Überall waren Fliegen und leere Flaschen. Doch was ihr direkt ins Auge stach, waren ein Bong und ein riesiger Haufen Pot auf dem Küchentisch.
    Ein Anblick, den Tully weder eines Kommentars noch irgendeiner anderen Reaktion würdigte.
    Fat Bob folgte ihr auf Schritt und Tritt und filmte ihren Weg durch diese häusliche Hölle.
    Sie ging zu der geschlossenen Tür hinter der Küche, klopfte, öffnete und sah sich dem ekelhaftesten Bad aller Zeiten gegenüber, worauf sie die Tür sofort wieder zuschlug und weiterging. An der nächsten Tür klopfte sie zweimal und drehte dann den Knauf. Es war ein Schlafzimmer, das durch die Haufen von Kleidern noch kleiner wirkte, als es ohnehin schon war. Neben dem Nachttisch standen drei große, leere Flaschen Gin.
    Ihre Mutter lag zusammengerollt wie ein Fötus auf dem ungemachten Bett und hatte sich eine zerlöcherte blaue Decke um den Körper geschlungen.
    Tully beugte sich zu ihr und bemerkte, wie grau und faltig die Haut ihrer Mutter geworden war. »Cloud?« Obwohl sie sie drei-, viermal beim Namen rief, zeigte sie keinerlei Reaktion. Schließlich streckte sie die Hand aus und fasste ihre Mutter erst sanft und dann kräftiger an der Schulter. »Cloud?«
    Fat Bob stellte sich in Position und richtete die Kamera auf die Frau im Bett.
    Langsam öffnete diese die Augen. Ihr Blick war leer und trüb, und sie brauchte eine Zeit, bis sie etwas erfasste. »Tallulah?«
    »Hey, Cloud.«
    »Tully«, sagte sie, als wäre ihr gerade erst eingefallen, dass ihre Tochter so genannt werden wollte. »Was machst du denn hier? Und wer zum Teufel ist der Typ mit der Kamera?«
    »Ich hab dich gesucht.«
    Langsam setzte Cloud sich auf und suchte in ihrer schmutzigen Tasche nach einer Zigarette. Als sie sie anzünden wollte, fiel Tully auf, wie steif ihre Hand war. Sie brauchte drei Versuche, bis sie die Zigarette an die Flamme führen konnte. »Ich dachte, du wärst in New York, um reich und berühmt zu werden.« Sie warf einen nervösen Blick in die Kamera.
    »Das bin ich bereits«, erwiderte Tully, ohne den Stolz aus ihrer Stimme verbannen zu können. Sie hasste sich dafür, dass sie trotz aller Enttäuschungen immer noch um die Anerkennung dieser Frau buhlte. »Wie lange wohnst du schon hier?«
    »Was kümmert dich das denn? Du wohnst in einer schicken Wohnung, während ich hier verrotte.«
    Tully sah ihre Mutter genauer an und bemerkte jetzt, dass ihr ungekämmtes Haar schon graue Strähnen hatte, dass die ausgebeulte, fleckige Hose am Saum ausgefranst und das abgetragene Flanellhemd falsch zugeknöpft war. Und erst ihr Gesicht! Es war schmutzig, faltig und ganz grau von einem Leben voller Exzesse. Cloud war kaum sechzig, wirkte aber fünfzehn Jahre älter. Die zarte Schönheit ihrer Jugend war zunichtegemacht durch Nikotin, Alkohol und andere Drogen. »Das kannst du doch nicht wollen, Cloud. Nicht mal du …«
    »Nicht mal ich, was? Warum bist du überhaupt gekommen, Tully?«
    »Du bist meine Mutter.«
    »Das wissen wir doch beide besser.« Cloud räusperte sich und wandte den Blick ab. »Ich muss hier weg. Vielleicht könnte ich ein paar Tage zu dir. Um zu baden und was zu essen.«
    Tully spürte, wie ihr Herz einen Purzelbaum schlug, und hasste sich dafür. Ihr ganzes Leben hatte sie darauf gehofft, dass ihre Mutter zu ihr nach Hause käme, doch sie wusste auch, wie gefährlich das für sie selbst sein konnte. »In Ordnung.«
    »Im Ernst?« Clouds ungläubiger Blick zeigte nur zu deutlich, wie wenig sie einander vertrauten.
    »Im Ernst.« Für den Bruchteil einer Sekunde vergaß Tully die Kamera und gab sich der Hoffnung hin, dass sie beide doch noch Mutter und Tochter werden konnten. »Komm, Cloud. Ich bring dich zum Wagen.«
    Tully wusste, sie sollte sich nicht allzu große Hoffnungen auf eine aufkeimende Beziehung machen. Doch allein die Vorstellung war so berauschend, dass ihr leicht schwindelig wurde. Vielleicht bekäme sie doch noch endlich eine eigene Familie.
    Fat Bob hielt alles fest: Tullys Hoffnung, ihre Angst, ihre Sehnsucht. Auf der langen Heimfahrt schlief Cloud zusammengesunken in einer Ecke, während Tully vor der Kamera ihr Herz ausschüttete. Sie beantwortete Johnnys Fragen mit beispielloser Ehrlichkeit und gestand endlich, wie sehr es sie geschmerzt hatte, dass ihre Mutter stets fern gewesen war.
    Und, wie sie jetzt zum ersten Mal einräumte, drogenabhängig.
    Seit sie ihre Mutter kannte, war diese süchtig gewesen. Nach

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