Immer für dich da (German Edition)
wusste sie so viel wie am Anfang: dass zwei alte Freunde gemeinsam eine emotional aufwühlende Dokumentation gedreht hatten und eine Ehefrau sich – nicht zum ersten Mal – ihre Gedanken machte.
Dabei hätte sie es belassen können. Wäre nichts mehr nachgekommen, dann hätte Kate ihre Eifersucht wie schon Dutzende Male in der Vergangenheit einfach abtun und verdrängen können.
Doch es war noch etwas nachgekommen.
Syndiworld, das zweitgrößte Syndikat der Welt, hatte die Dokumentation ebenfalls gesehen und Tully eine eigene Show angeboten, von der sie Hauptanteilseignerin werden sollte.
Dies hatte Tullys Welt aus den Angeln gehoben und ihr die Möglichkeit geboten, vor die Kamera zu treten und der Welt zu zeigen, wer sie wirklich war und was sie dachte und fühlte. Abgesehen davon, musste sie dann nie mehr um drei Uhr morgens aufstehen. Kaum hatte sie von dem Angebot gehört, sagte sie, genau darauf habe sie gewartet, doch wollte sie nur unter zwei Bedingungen annehmen: erstens, dass in Seattle gedreht wurde, und zweitens, dass John Ryan ihr Produzent war. Allerdings machte sie sich nicht die Mühe, dies vorher mit ihren Freunden abzusprechen.
Kate und Johnny saßen gerade auf der Terrasse und besprachen bei einem Drink ihren Tag, als Tullys Anruf kam.
Zuerst lachte Johnny nur und empfahl ihr, einen Produzenten zu suchen, der Erfahrung mit Diven hatte.
Doch dann erwähnte Tully das Honorar in Millionenhöhe.
Jetzt, zwei Tage später, war Kate das Lachen vergangen. Sie und Johnny befanden sich im Wohnzimmer und versuchten, nicht laut zu werden, da die Kinder bereits im Bett waren. Tully war wieder in New York und saß zweifellos am Telefon, um abzuwarten, ob sie wie immer ihren Willen bekam.
»Ich weiß nicht, warum du so dagegen bist, Katie.« Johnny wanderte vorm Fenster auf und ab. »Das wird unser ganzes Leben verändern.«
»Aber ist unser Leben denn jetzt nicht schön?«
»Ist dir nicht klar, wie viel Geld uns geboten wird? Wir könnten das Haus abbezahlen und die Kinder in Harvard Medizin studieren lassen – und ich könnte ein paar Sendungen produzieren, die wirklich wichtig sind. Tully meint, ich könnte über alle möglichen Krisenherde in der Welt berichten. Weißt du, was mir das bedeuten würde?«
»Soll deine Karriere von nun an so aussehen, dass jeder Satz mit Tully meint beginnt?«
»Willst du mich damit fragen, ob ich für sie arbeiten könnte? Ja, zum Teufel, das könnte ich. Ich hab schon mit schwierigeren Menschen als Tully Hart gearbeitet.«
»Vielleicht geht meine Frage eher dahin, ob du mit ihr arbeiten solltest«, erwiderte Kate sanft.
Johnny blieb abrupt stehen und sah sie an. »Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein. Darum geht es also? Um diese eine Nacht vor einer Million Jahren?«
»Sie ist eine umwerfend schöne Frau. Ich dachte nur …« Sie konnte den Satz nicht beenden, brachte es einfach nicht fertig, ihre alten Ängste und Unsicherheiten in Worte zu fassen.
Er bedachte sie mit einem so vernichtenden Blick, dass sie meinte, zu Staub zu zerfallen. »Das habe ich nicht verdient.«
Er stürmte die Treppe hinauf und knallte die Schlafzimmertür hinter sich zu. Ihr blieb lediglich, ihm nachzusehen.
Dann saß sie lange Zeit einfach da und starrte auf ihren Ehering. Warum nur wurde sie manche Erinnerungen nicht los? Langsam löschte sie überall das Licht, verriegelte das Haus und ging nach oben.
Vor der geschlossenen Tür hielt sie inne und holte tief Luft. Sie wusste, was sie jetzt zu tun, was sie zu sagen hatte. Sie hatte ihn gekränkt und verletzt. Ihnen beiden war klar, dass dies die Chance ihres Lebens war. Da durfte sie ihm mit ihrer Eifersucht und Unsicherheit nicht im Wege stehen.
Sie musste zu ihm gehen und ihm sagen, dass es ihr leidtue. Sie musste ihm erklären, dass es dumm von ihr gewesen sei, sich Sorgen zu machen, dass sie auf seine Liebe so vertraue wie darauf, dass Sonne und Regen immer wiederkämen. Das stimmte auch.
Und deswegen sollte sie stolz auf Johnny sein, glücklich, dass er diese Chance bekam und alles, was daraus noch folgen mochte. Die Ehe war ein Mannschaftssport, und jetzt musste sie die Cheerleaderin sein und ihn anfeuern. All dies wusste sie, und dennoch war sie nicht glücklich damit.
Stattdessen hatte sie Angst.
Ja, sie würden reich werden. Vielleicht sogar einflussreich. Doch zu welchem Preis?
Tully erfüllte ihren Arbeitsvertrag bei CBS, hatte eine zu Tränen rührende letzte Sendung mit vielen Prominenten und
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