Immer für dich da (German Edition)
November ein Event, an dem ich unbedingt teilnehmen will. Eine ganze Reihe von Agenten und Fotografen suchen nach neuen Models. Tully denkt, Eileen Ford würde sich definitiv für mich interessieren. Und der Lehrer in meinem Modelkurs hat mich persönlich eingeladen.«
Kate fehlten die Worte, so fassungslos war sie. New York. Tully denkt … mich persönlich eingeladen. Was sollte sie zuerst zerpflücken?
»Ich nehme an, das ist nicht umsonst«, sagte Johnny.
»Oh, ja richtig«, erwiderte Marah. »Es kostet dreitausend Dollar, aber das ist ziemlich günstig. Denn alle wichtigen Leute werden da sein.«
»Und wann soll das sein?«
»Vom vierzehnten bis zum einundzwanzigsten November.«
»Während der Schulzeit?«, fragte Kate scharf.
»Ist doch nur eine Woche –«, begann Marah, doch Kate schnitt ihr das Wort ab.
»Nur eine Woche? Soll das ein Witz sein?«
Marah warf Tully einen nervösen Blick zu. »Ich könnte mir meine Hausaufgaben besorgen und sie abends oder im Flugzeug erledigen, aber wenn ich entdeckt werde, müsste ich ohnehin nicht mehr zur Schule gehen, sondern bekäme so Unterricht.«
»Wie viele Schüler in deinem Modelkurs sind eingeladen worden?«, erkundigte sich Johnny. Er klang ruhig und sachlich.
»Alle«, gestand Marah.
»Alle?« Kate stand auf. »Alle? Dann ist es doch nichts Besonderes, sondern nur eine Methode, uns Geld aus der Tasche zu ziehen. Glaubst du im Ernst –«
»Kate?«, unterbrach Johnny sie und warf ihr seinen berühmten Blick zu.
Mühsam riss Kate sich zusammen und holte tief Luft. »Ich hab’s nicht so gemeint. Ich wollte nur … du kannst nicht einfach so eine Woche in der Schule fehlen, und dreitausend Dollar sind eine Menge Geld.«
»Ich zahl das«, erklärte Tully.
Noch nie hatte Kate so dringend den Wunsch verspürt, ihre beste Freundin zu schlagen. »Sie darf nicht in der Schule fehlen.«
»Ich könnte –«
Kate erhob die Hand und unterband damit jeden weiteren Einwand. »Das reicht jetzt«, sagte sie zu Tully.
Marah brach in Tränen aus. »Siehst du?«, schrie sie Tully an. »Sie behandelt mich immer noch wie ein Baby und erlaubt mir gar nichts.«
Johnny erhob sich. »Komm schon, Marah, du bist erst dreizehn.«
»Brooke Shields und Kate Moss waren schon mit vierzehn Millionärinnen, und zwar weil ihre Mütter sie liebten, stimmt’s, Tully?« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und sah Johnny an. »Bitte, Daddy.«
Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Schatz.«
Daraufhin wirbelte Marah herum und rannte hoch in ihr Zimmer, wo sie die Tür hinter sich zuknallte. Den ganzen Weg bis dorthin hörten sie sie schluchzen.
»Ich gehe und rede mit ihr«, seufzte Johnny.
Kate drehte sich zu ihrer besten Freundin um. »Bist du wahnsinnig geworden?«
»Es geht um eine Modelsichtung, kein Crackhaus.«
»Verdammt, Tully, sie hat in dieser Welt nichts zu suchen. Das habe ich dir schon mal gesagt. Es ist einfach zu gefährlich.«
»Aber ich werde ihr beistehen. Ich begleite sie.«
Vor lauter Wut fiel Kate das Atmen schwer. Wieder einmal hatte Tully sie vor Marah schlecht dastehen lassen, obwohl sie ohnehin schon kaum mit ihr klarkam. »Du bist nicht ihre Mutter. Meinetwegen kannst du mit ihr Ausflüge ins Spaßland machen, als gäb’s kein Morgen, aber meine Aufgabe ist es, sie zu schützen.«
»Sicherheit ist aber nicht alles«, entgegnete Tully. »Manchmal muss man auch Risiken eingehen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
»Tully, du hast ja keine Ahnung, wovon du sprichst. Meine dreizehnjährige Tochter wird keinesfalls in New York City auf ein gottverdammtes Modelcasting gehen, bei dem ausgerechnet du den Anstandswauwau spielst. Ende der Diskussion!«
»Schön«, meinte Tully. »Ich wollte ja nur helfen.«
Kate hörte ihr an der Stimme an, wie verletzt sie war, doch sie selbst war zu erschöpft und die Sache zu wichtig, als dass sie eingelenkt hätte. »Schön. Und wenn meine Tochter das nächste Mal mit einem Plan zu dir kommt, bei dem es um Schuleschwänzen oder Modeln in anderen Städten geht, wäre ich dir dankbar, wenn ich das allein mit ihr besprechen könnte.«
»Aber das tust du ja nicht. Ihr beide schreit euch doch nur an. Selbst Johnny meint –«
»Hast du etwa mit Johnny darüber gesprochen?«
»Er macht sich Sorgen um euch. Er sagt, an manchen Abenden würde es hier zugehen wie im Krieg.«
Das war jetzt der dritte Schlag in die Magengrube, und er schmerzte so sehr, dass Kate nur noch sagte: »Geh jetzt besser, Tully.
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