Immer für dich da (German Edition)
sich etwas von ihr, gerade so, dass er sie ansehen konnte. »Nichts wird sich ändern. Vergiss das nicht.«
»Das soll wohl ein Witz sein. Man wird mir beide Brüste abnehmen.« Ihr brach die Stimme; die Furcht drückte ihr auf die Kehle. »Dann werden sie mich vergiften und verbrennen. Und all das wird mir auch noch als etwas Gutes verkauft.«
Er starrte sie an. Nie hatte sie etwas Schöneres und Ergreifenderes gesehen als die Liebe in seinen Augen. »Zwischen uns wird sich nichts ändern. Ganz gleich, wie du aussiehst, was du fühlst oder tust. Ich werde dich immer so lieben, wie ich dich jetzt liebe.«
Die Gefühle, die sie so mühsam unter Verschluss gehalten hatte, drohten sie nun zu überwältigen. »Gehen wir«, sagte sie leise. »Solange ich noch den Mut dazu habe.«
Hand in Hand verließen sie das Schlafzimmer und gingen nach unten, wo die Kinder bereits auf sie warten sollten.
Aber das Wohnzimmer war leer.
Kate hörte den Fernseher im Familienzimmer. Er gab Geräusche wie ein Computerspiel von sich. Sie ließ Johnny los und ging dorthin. »Jungs, kommt her.«
»Ach, Mom«, jammerte Lucas. »Wir gucken uns grade ’nen Film an.«
Dann guckt nur weiter, wollte sie sagen, so weh tat es, was sie tatsächlich sagte: »Kommt jetzt, bitte. Auf der Stelle.«
Sie hörte, wie Johnny hinter ihr in die Küche ging und zum Hörer des Haustelefons griff.
»Runter mit dir, Marah. Sofort. Nein, egal, mit wem du telefonierst.«
Klick.
Kate hörte ihn auflegen. Statt zu ihm zu gehen, steuerte sie das Wohnzimmer an und setzte sich steif auf den Rand des Sofas. Plötzlich wünschte sie, sie hätte sich einen dickeren Pullover angezogen. Sie fror.
Die Jungs kamen ins Wohnzimmer gestürzt und veranstalteten lachend einen Kampf mit ihren Plastikschwertern.
»Nimm das, Captain Hook«, rief Lucas.
»Ich bin Peter Pan«, widersprach William und tat so, als stäche er nach seinem Bruder. »En garde!«
Sie waren sieben, bald würden sie keine kleinen Jungen mehr sein. Die Sommersprossen verblassten bereits, die Milchzähne fielen aus. In letzter Zeit hatte sich jedes Mal, wenn sie sie genauer anschaute, etwas verändert.
In drei Jahren würden sie fast nicht wiederzuerkennen sein.
Der Gedanke flößte ihr solche Angst ein, dass sie die Sofalehne umklammerte und die Augen schloss. Was, wenn sie sie nicht mehr aufwachsen sähe? Was, wenn –
Keine negativen Gedanken.
Das war in den letzten vier Tagen ihr Mantra gewesen. Johnny setzte sich neben sie und nahm ihre Hand.
»Ich glaub’s einfach nicht, dass du dich in mein Gespräch geschaltet hast«, sagte Marah, als sie die Treppe hinunterkam. »Das ist ein Einbruch in meine Privatsphäre. Außerdem war es Brian.«
Kate zählte lautlos bis zehn, beruhigte sich so weit, dass sie normal atmen konnte, und öffnete wieder die Augen.
Da standen ihre Kinder, direkt vor ihr, und sahen sie entweder gelangweilt (die Jungs) oder wütend (Marah) an.
Sie schluckte hart. Sie würde es schaffen.
»Wirst du heute noch was sagen?«, fragte Marah. »Wenn du uns weiter nur anstarrst, gehe ich wieder in mein Zimmer.«
Johnny fuhr hoch. »Verdammt, Marah!«
Kate legte ihm eine Hand auf das Bein, um ihn aufzuhalten. »Setz dich, Marah«, bat sie und war überrascht, wie ruhig sie sich anhörte. »Ihr auch, Jungs.«
Die Jungen ließen sich auf den Teppich fallen wie zwei Marionetten, deren Schnüre durchgeschnitten waren.
»Ich stehe lieber«, meinte Marah, verschränkte die Arme und schob eine Hüfte vor. Sie bedachte Kate mit ihrem vertrauten Du-hast-mir-gar-nichts-zu-sagen-Blick, bei dem Kate einen Anflug von Wehmut verspürte.
»Ihr wisst doch, dass wir am Freitag in die Stadt mussten«, begann Kate und spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte und sie plötzlich Atemnot bekam. »Nun, ich musste zum Arzt.«
Lucas flüsterte William etwas zu. Der lächelte und gab seinem Bruder einen Stoß mit dem Ellbogen.
Marah warf einen sehnsüchtigen Blick zur Tür.
Kate drückte die Hand ihres Mannes. »Wie auch immer, ihr braucht euch jedenfalls keine Sorgen zu machen, aber ich … bin krank.«
In dem Moment blickten alle drei sie an.
»Keine Angst. Ich werde operiert, dann bekomme ich Medizin, und bald geht’s mir wieder gut. Vielleicht bin ich ein paar Wochen lang etwas müde, doch das ist wahrscheinlich auch schon alles.«
»Aber du versprichst, dass du wieder gesund wirst«, sagte Lucas und sah sie ernst und nur ein ganz kleines bisschen ängstlich an.
Natürlich,
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