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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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 … oder, ganz einfach: Ich brauche dich.
    Jenseits des schwarzen aufgewühlten Sunds klingelte das Telefon.
    Und klingelte.
    Als der Anrufbeantworter ansprang, versuchte sie, ihre Gefühle in so etwas Klares, Fassbares wie Worte zu fassen. »Hey, Tul. Ich bin’s, Kate. Ich glaub’s immer noch nicht, dass du dich nicht bei mir entschuldigt hast –«
    In dem Moment donnerte es, und Blitze zuckten am Himmel. Sie hörte ein Klicken. »Tully? Hörst du das? Tully?«
    Keine Antwort.
    Kate seufzte und fuhr fort: »Ich brauche dich, Tully. Bitte ruf mich auf meinem Handy an.«
    Plötzlich fiel der Strom kurzzeitig aus und die Verbindung brach ab. Dann drang das Besetztzeichen an ihr Ohr.
    Kate versuchte, das nicht als böses Omen zu werten. Stattdessen ging sie ins Wohnzimmer und zündete eine Kerze an. Dann tat sie etwas ganz Besonderes für jedes einzelne Familienmitglied, als kleine Erinnerung an sie, denn es war der Tag ihrer Operation. Für William suchte und fand sie die DVD von Monster AG, die er verlegt hatte. Für Lucas packte sie eine ganze Tüte mit seinen Lieblingssüßigkeiten, die er im Wartezimmer essen konnte. Sie lud Marahs Handy auf und legte es neben ihr Bett, weil sie wusste, wie verloren sie sich fühlen würde, wenn sie nicht ihre Freunde anrufen konnte. Schließlich suchte sie alle Schlüssel im Haus zusammen, versah sie mit einem Anhänger, hakte sie an ein Schlüsselbund und legte sie auf die Küchentheke. Johnny verlor ständig seine Schlüssel.
    Als ihr nichts mehr einfiel, ging sie wieder zum Fenster und sah zu, wie der Sturm sich nach und nach legte.
    Ein paar Stunden später versammelte sich die Familie um sie. Während sie gemeinsam frühstückten und ihre Sachen zusammenpackten, ertappte sich Kate immer wieder dabei, dass sie einen Blick zum Telefon warf und hoffte, es möge klingeln.
    Sechs Wochen später, als man ihr beide Brüste abgenommen, man ihr Gift in die Blutbahn geträufelt und ihr Fleisch bestrahlt hatte, bis es wund und verbrannt war, wartete sie immer noch auf Tullys Anruf.
    Am zweiten Januar kehrte Tully in ihr kaltes, einsames Apartment zurück.
    »Die Geschichte meines Lebens«, murmelte sie verbittert und gab dem Portier, der ihren wuchtigen Designerkoffer ins Schlafzimmer bugsiert hatte, ein Trinkgeld.
    Als er gegangen war, stand sie unschlüssig da. Es war Montagabend, neun Uhr, und die meisten Menschen waren jetzt bei ihrer Familie. Am nächsten Tag würde sie wieder zur Arbeit gehen und sich in die Alltagsroutine der Welt stürzen, die sie sich erschaffen hatte. Dann würde sie im Nu all die Bilder vergessen, die sie während der Feiertage buchstäblich bis ans Ende der Welt verfolgt hatten. Thanksgiving, Weihnachten und Neujahr hatte sie im ewigen Eis verbracht, sich mit anderen um die Wärmequelle gedrängt und gesungen und getrunken. Vor der ständig präsenten Kamera und ihren unwissenden Beobachtern hatte es so ausgesehen, als hätten sie eine schöne Zeit gehabt.
    Doch in der Nacht, wenn sie mit Mütze und Handschuhen in ihren Daunenschlafsack gekrochen war und zu schlafen versucht hatte, waren ihr die Songs ihrer Jugend im Kopf herumgegangen und hatten sie zum Weinen gebracht. Mehr als einmal war sie mit Eisspuren auf den Wangen aufgewacht.
    Jetzt warf sie ihre Tasche aufs Sofa, blickte zur Uhr und bemerkte, dass 5 : 55 auf der Digitalanzeige aufblinkte. Irgendwann während ihrer Abwesenheit musste es einen Stromausfall gegeben haben.
    Sie schenkte sich ein Glas Wein ein, nahm sich Papier und Bleistift und setzte sich an ihren Schreibtisch. Die Anzeige ihres Anrufbeantworters blinkte.
    »Na großartig.« Jetzt würde sie nie erfahren, wer sie nach dem Stromausfall angerufen hatte. Sie drückte auf den Abspielknopf und machte sich an die mühselige und langwierige Aufgabe, alles durchzugehen. Mittendrin notierte sie sich, mit ihrer Assistentin über eine Voicemail zu sprechen.
    Sie achtete kaum auf die Nachrichten, doch plötzlich hörte sie Kates Stimme.
    »Hey, Tul. Ich bin’s, Kate.«
    Tully fuhr hoch und drückte auf den Wiederholungsknopf.
    »Hey, Tul. Ich bin’s, Kate. Ich glaub’s immer noch nicht, dass du dich nicht bei mir entschuldigt hast.«
    Ein lautes Klicken ertönte und dann: »Tully? Hörst du das? Tully?« Darauf klickte es noch einmal, dann hörte man nur noch ein lautes Besetztzeichen. Kate hatte aufgelegt.
    Das war’s. Mehr kam nicht. Es waren auch keine weiteren Nachrichten auf dem Band.
    Die Enttäuschung schmerzte so sehr, dass

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