Immer für dich da (German Edition)
Tully sich krümmte. Sie spielte die Nachricht so oft ab, bis sie in Kates Stimme nur noch den Vorwurf hörte.
Das war nicht die Kate, die sie kannte, das Mädchen, das ihr ewige Freundschaft versprochen hatte. Dieses Mädchen hätte Tully niemals angerufen, um sie so zu quälen, ihr erst Vorwürfe zu machen und dann einfach aufzulegen.
Ich glaub’s immer noch nicht, dass du dich nicht bei mir entschuldigt hast.
Tully stand auf, um Distanz zu schaffen zu der Stimme, die sich in ihr Heim geschlichen und ihr trügerische Hoffnung gemacht hatte. Sie drückte auf »Löschen«.
»Ich glaub’s nicht, dass du mich nicht angerufen hast«, sprach sie ins Leere hinein und versuchte zu ignorieren, dass ihre Stimme erstickt klang.
Sie holte aus ihrer Handtasche das Handy, suchte in ihrer riesigen Adressliste nach einem Namen, den sie erst ein paar Monate zuvor hinzugefügt hatte, und drückte auf »Anruf«.
Als Thomas sich meldete, bemühte sie sich, unbeschwert und frivol zu klingen, doch fiel es ihr nicht leicht. Ihr war so schwer ums Herz, dass sie kaum atmen konnte. »Hey, Tom, ich bin grade aus dem ewigen Eis zurück. Was machst du heute Abend? Nichts? Großartig. Dann könnten wir uns ja zusammentun.«
Es war erbärmlich, wie verzweifelt sie plötzlich war. Doch heute Abend konnte sie einfach nicht allein sein. Sie brachte es nicht mal über sich, in ihrer eigenen Wohnung zu schlafen.
»Wir treffen uns im Kells. So gegen halb zehn?«
Und noch bevor er zustimmen konnte, war sie bereits auf dem Weg.
Kapitel 34
2 006 erreichte Tullys Show noch höhere Einschaltquoten. Woche für Woche, Monat für Monat vollbrachte Tully Unglaubliches mit der Auswahl ihrer Gäste und ihrer Art, mit dem Publikum zu kommunizieren. Ganz eindeutig hatte sie es bis an die Spitze geschafft und kontrollierte jetzt auch den Aufsichtsrat. Sie beschäftigte sich nicht mehr damit, was ihr im Leben fehlte, sondern machte einfach immer weiter. So war sie ihr ganzes Leben lang mit Enttäuschungen umgegangen: Sie hatte das Kinn auf die Brust gedrückt, die Schultern gestrafft und sich ein neues Ziel gesetzt. Dieses Jahr wollte sie eine Zeitschrift ins Leben rufen, nächstes Jahr ein Erholungszentrum nur für Frauen. Und danach: Wer weiß?
Jetzt saß sie in ihrem neu eingerichteten Eckbüro, das nicht auf Bainbridge Island blickte, und telefonierte mit ihrer Sekretärin. »Soll das ein Witz sein? Vierzig Minuten vor Beginn der Aufnahmen sagt er die Show ab? Ich habe hier ein Studio voller Menschen, die ihn sehen wollen!« Sie knallte den Hörer auf und drückte dann auf die Sprechanlage. »Schicken Sie Ted zu mir.«
Ein paar Minuten später kam ihr Produzent. Offenbar war er gerannt, denn er rang nach Luft und hatte einen roten Kopf. »Sie wollten mich sprechen?«
»Jack hat gerade abgesagt.«
»Jetzt?« Ted blickte auf seine Uhr. »Dieser Mistkerl. Ich hoffe, Sie haben ihm gesagt, wenn er das nächste Mal für seinen Film werben will, soll er sich ans Radio wenden.«
Tully schlug ihren Terminkalender auf. »Heute ist doch der erste Juni, oder? Rufen Sie Nordstrom und das Gene-Juarez- Spa an. Wir bieten eine Mutterfrischzellenkur für den Sommer an. Verschenken ein paar Klamotten, und so weiter. Das wird zwar floppen, aber besser als gar nichts.«
Von dem Moment an, da Ted ihr Büro verließ, stand das gesamte Team unter Strom. Es wurden neue Gäste gesucht, verschiedene Kontakte in Kaufhäusern und Wellness-Zentren angerufen und die Zuschauer im Studio unterhalten. Alle, Tully eingeschlossen, arbeiteten so unter Hochdruck, dass die Dreharbeiten der neuen Sendung mit nur einer Stunde Verspätung begannen. Nach dem Applaus des Studiopublikums zu urteilen, war sie ein voller Erfolg.
Nach der Show blieb Tully wie immer noch im Studio und plauderte mit ihren Fans. Sie stellte sich für Fotos zur Verfügung, gab Autogramme und hörte sich endlos Geschichten an, wie ihre Show das Leben ihrer Zuschauer verändert hatte. Das war immer ihre Lieblingsstunde.
Sie war gerade in ihr Büro zurückgekehrt, da ertönte ihre Sprechanlage. »Tallulah? Eine Kate Ryan ist auf Leitung eins.«
Tullys Herz setzte einen Schlag aus. Wütend bemerkte sie, wie Hoffnung in ihr aufwallte. Sie drückte den Knopf der Sprechanlage. »Fragen Sie sie, was sie will.«
Kurz darauf meldete ihre Sekretärin: »Miss Ryan sagt, Sie sollten ans Telefon kommen und das selbst herausfinden.«
»Dann sagen Sie ihr, sie solle sich zum Teufel scheren.« Kaum hatte Tully das
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