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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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winzigen Laut der Verzweiflung von sich. Wenn Kate sich nicht mehr an sie erinnern konnte, an sie beide, dann würde sie das einfach nicht aushalten können. »Ich weiß noch, als ich dich zum ersten Mal sah, Katie Mularkey Ryan. Du warst der erste Mensch, der mich wirklich kennenlernen wollte. Natürlich hab ich dich zuerst beschissen behandelt, aber nach meiner Vergewaltigung warst du für mich da.« Die Erinnerungen überwältigten sie. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Du meinst vielleicht, ich würde schon wieder über mich reden, stimmt’s? Typisch, wirst du sagen. Aber ich erinnere mich auch an dich, Katie; an jede einzelne Sekunde, seit wir uns kennen. Zum Beispiel, als du Love Story gelesen hast und mit den Schimpfworten nichts anfangen konntest, weil sie nicht im Wörterbuch standen … oder als du geschworen hast, niemals mit Zunge zu küssen, weil es einfach zu ekelhaft sei.« Tully schüttelte den Kopf und versuchte, die Fassung zu bewahren. Hier in diesem Zimmer sah sie plötzlich ihr ganzes gemeinsames Leben vor sich. »Wir waren so verdammt jung, Katie. Aber jetzt sind wir nicht mehr jung. Weißt du noch, als ich zum ersten Mal Snohomish verließ und wir uns eine Million Briefe schrieben? Wir unterschrieben mit Für immer Deine beste Freundin oder Deine beste Freundin für immer.«
    Dann erzählte Tully die Geschichte ihrer Freundschaft, und manchmal lachte sie sogar, zum Beispiel, als sie von ihren nächtlichen Radfahrten am Summer Hill erzählte oder ihrem Fluchtversuch vor der Polizei in jener Nacht, als sie verhaftet wurden. »Ach, aber jetzt kommt etwas, daran wirst du dich sicher erinnern. Weißt du noch, als wir ins Kino gingen, um einen Actionfilm zu sehen? Aber du hattest dich geirrt, es war ein Zeichentrickfilm. Wir waren die ältesten Zuschauer im ganzen Kinosaal, und als wir wieder rauskamen, sangen wir ›You and Me Against the World‹ und meinten, so würde es immer sein –«
    »Hör auf.«
    Tully holte scharf Luft.
    Tränen standen Kate in den Augen und liefen ihr langsam über die Wangen. Hinter ihr auf dem Kopfkissen bildeten sich langsam graue Flecken. »Tully«, sagte Kate mit leiser, erstickter Stimme, »meinst du wirklich, ich könnte dich vergessen?«
    Vor lauter Erleichterung wurden Tully die Knie weich. »Hey«, sagte sie. »Du gehst ein bisschen weit, finde ich, nur um meine Aufmerksamkeit zu erregen.« Sie berührte den kahlen Schädel der Freundin und fuhr ihr über die samtweiche Haut. »Du hättest doch einfach anrufen können.«
    »Hab ich ja.«
    Tully zuckte zusammen. »Es tut mir so leid, Katie. Ich –«
    »Du bist ein Miststück.« Kate lächelte müde. »Das hab ich schon immer gewusst. Aber ich hätte auch anrufen können. Ich schätze, ohne ein paar Verletzungen bringt es keine Freundschaft auf dreißig Jahre.«
    »Ich bin wirklich ein Miststück«, erklärte Tully mit bedauernder Stimme und Tränen in den Augen. »Ich hätte anrufen sollen. Es war nur …« Sie wusste nicht, was sie sagen, wusste nicht, wie sie den tiefen Riss in ihrem Innern erklären sollte, der sie schon fast ihr ganzes Leben behindert hatte.
    »Lassen wir die Vergangenheit ruhen, einverstanden?«
    »Dann bleibt uns nur noch die Zukunft.« Tully spürte, wie sich ihr Herz vor Schmerz zusammenzog.
    »Nein«, erwiderte Kate. »Die Gegenwart.«
    »Ich hab vor ein paar Monaten eine Sendung über Brustkrebs gemacht. Da gibt es einen Arzt in Ontario, der mit einem neuen Medikament wahre Wunder bewirkt. Ich rufe ihn an.«
    »Ich will keine Behandlungen mehr. Ich habe bereits alles hinter mir, und nichts hat geholfen. Bleib einfach nur bei mir.«
    »Was? Soll ich dir etwa beim Sterben zusehen? Willst du das von mir? Dann sage ich, das kannst du vergessen. Auf gar keinen Fall tue ich das!«
    Kate sah zu ihr auf und lächelte unmerklich. »Mehr bleibt aber nicht, Tully.«
    »Aber –«
    »Glaubst du wirklich, Johnny hätte einfach so aufgegeben? Du kennst ihn doch. Er ist genauso wie du, und wir sind auch fast genauso reich wie du. Sechs Monate lang habe ich jeden Spezialisten auf dieser Erde gesehen. Ich habe es mit konventionellen und alternativen Heilungsmethoden versucht und alle möglichen Naturheilmittel geschluckt. Ich bin sogar zu dem Wunderheiler im Regenwald geflogen. Ich habe Kinder, also habe ich alles getan, um für sie wieder gesund zu werden. Nichts hat geholfen.«
    »Was soll ich denn ohne dich machen?«
    Kate lächelte, und dieses Mal sah ihr Lächeln fast aus wie in

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