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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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alten Tagen. »Das ist meine Tully. Ich sterbe an Krebs, und du fragst, was du tun sollst.« Sie lachte.
    »Das ist nicht komisch.«
    »Ich weiß nicht, wie ich das machen soll.«
    Tully wischte sich über die Augen. Die Erkenntnis, worüber sie eigentlich sprachen, traf sie wie ein Schlag. »Wir werden es machen wie immer, Kate. Gemeinsam.«
    Als Tully Kates Zimmer verließ, war sie zutiefst erschüttert. Sie stöhnte leise auf und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Du kannst es nicht unterdrücken«, sagte Mrs M. und kam zu ihr.
    »Ich kann es nicht rauslassen.«
    »Ich weiß.« Mrs M. brach die Stimme. »Du musst einfach nur für sie da sein und deine Liebe zeigen. Mehr nicht. Glaub mir, ich habe geweint, habe mit Gott gehadert und gefeilscht, ich habe die Ärzte angefleht, uns Hoffnung zu geben. Aber das haben wir jetzt hinter uns. Am meisten macht sie sich um die Kinder Sorgen. Vor allem um Marah. Sie hatten so viele Probleme – das weißt du selbst am besten –, und plötzlich scheint Marah das alles abgetan zu haben. Kein Streit mehr, keine Tränen. Sie hat nur noch Kopfhörer auf und hört Musik.«
    Sie gingen zurück ins Wartezimmer, aber das war leer.
    Mrs M. sah auf die Uhr. »Sie sind in der Cafeteria. Möchtest du dich zu uns gesellen?«
    »Nein, danke. Ich brauche jetzt etwas frische Luft.«
    »Ich bin froh, dass du wieder da bist, Tully. Ich habe dich vermisst.«
    »Ich hätte deinen Rat beherzigen und sie anrufen sollen.«
    »Du bist doch hier. Mehr zählt jetzt nicht.« Sie tätschelte Tully den Arm und ging.
    Als Tully das Krankenhaus verließ, war sie überrascht, wie hell es war, sonnig und warm. Irgendwie kam es ihr falsch vor, dass die Sonne schien, während Kate in ihrem Bett lag und starb. Tully ging die Straße hinunter, die geröteten Augen hinter einer riesigen Sonnenbrille versteckt, damit niemand sie erkannte. Auf keinen Fall wollte sie jetzt angesprochen werden.
    Als sie an einem Café vorbeiging, kam gerade jemand heraus und Musik drang durch die offene Tür –  Bye, bye, Miss American Pie.
    Da gaben ihre Beine nach und sie sank zu Boden. Ihre Knie schlugen hart auf dem Bürgersteig auf, doch das kümmerte sie nicht, sie bemerkte es kaum, so heftig musste sie schluchzen. Noch nie war sie so von Gefühlen durchgeschüttelt worden. Es war, als könnte sie sich nicht allen gleichzeitig stellen: Angst, Sorge, Schuld, Reue.
    »Warum habe ich sie nicht angerufen?«, flüsterte sie. »Es tut mir so leid, Katie.« Sie hörte die unendliche Verzweiflung in ihrer Stimme, hasste sich dafür, dass ihr die Worte jetzt, da es zu spät war, so leicht über die Lippen kamen. Sie wusste nicht, wie lange sie dort mit gesenktem Kopf kniete und schluchzte, während sie an die Zeit mit Katie denken musste. Da es eine üble Gegend mit vielen Obdachlosen war, kümmerte sich niemand um sie. Schließlich mühte sie sich zittrig wieder auf die Beine. Als sie schließlich aufrecht stand, fühlte sie sich, als wäre sie verprügelt worden. Wieder versetzte die Musik sie in alte Zeiten zurück, die sie mit Katie verbracht hatte. Swear we’ll always be best friends.
    »Oh, Katie …«
    Wieder musste sie weinen, doch diesmal nicht so heftig.
    Benommen wanderte sie durch die Straßen, bis etwas in einem Schaufenster ihre Aufmerksamkeit erregte.
    In einem Laden entdeckte sie, was sie schon immer gesucht hatte, ohne es zu wissen. Sie ließ es als Geschenk einpacken und rannte den ganzen Weg zum Krankenhaus zurück.
    Als sie die Tür zu Katies Zimmer aufzog, war sie völlig außer Atem.
    Kate lächelte müde. »Lass mich raten: Du hast eine Filmcrew mitgebracht.«
    »Sehr komisch.« Tully trat ans Bett. »Deine Mom meint, du machst dir immer noch Sorgen um Marah.«
    »Das ist nicht deine Schuld. Sie hat einfach Angst und weiß nicht, wie leicht es ist, um Verzeihung zu bitten.«
    »Das wusste ich auch nicht.«
    »Tja, du warst schon immer ihr Vorbild.« Kate schloss die Augen. »Ich bin müde, Tully …«
    »Ich habe ein Geschenk für dich.«
    Kate öffnete die Augen wieder. »Was ich brauche, kann man nicht kaufen.«
    Tully bemühte sich, nicht darauf zu reagieren, sondern reichte Kate stattdessen das wunderschön verpackte Geschenk und half ihr, es auszupacken.
    Es war ein handgebundenes Tagebuch in Leder. Auf die erste Seite hatte Tully Katies Tagebuch geschrieben.
    Lange Zeit starrte Kate nur auf diese Seite und schwieg.
    »Katie?«
    »Eigentlich war ich keine Schriftstellerin«, sagte sie schließlich.

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