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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Happy Days sah.
    »Du bist doch viel näher dran.«
    Ihre Mutter zuckte mit den Schultern. »Ja und?«
    »Versteck deinen Bong.«
    Mit einem dramatischen Seufzer schob Cloud den Bong unter den Couchtisch. Nur ein Blinder hätte ihn dort übersehen, aber mehr konnte man von Cloud nicht erwarten.
    Auf dem Weg zur Haustür strich Tully sich das Haar aus dem Gesicht und öffnete dann.
    Vor ihr stand eine kleine dunkelhaarige Frau mit einer alufolienbedeckten Auflaufform. Grellblauer Lidschatten unterstrich ihre braunen Augen, und rosafarbenes Rouge – zu dick aufgetragen – sollte wohl die Illusion erzeugen, scharf geschnittene Wangenknochen akzentuierten ihr rundes Gesicht. »Du musst Tully sein«, sagte die Frau mit unerwartet hoher Stimme. Die Stimme war mädchenhaft, voller Begeisterung, und passte zum Funkeln in ihren Augen. »Ich bin Kates Mom. Tut mir leid, dass ich so unangemeldet komme, aber euer Telefon war ständig besetzt.«
    Wahrscheinlich hatte Cloud wieder den Hörer von der Gabel genommen. »Oh.«
    »Ich hab dir und deiner Mom einen Thunfischauflauf zum Abendessen gemacht, weil ich mir denken kann, dass ihr nicht nach Kochen ist. Meine Schwester hatte vor ein paar Jahren auch Krebs, daher weiß ich, wie anstrengend das ist.« Sie stand da und lächelte. Schließlich verblasste ihr Lächeln etwas. »Willst du mich nicht hereinbitten?«
    Tully erstarrte. Das kann nur übel enden, dachte sie. »Äh … ja, doch.«
    »Danke.« Mrs Mularkey schob sich an ihr vorbei und trat ins Haus.
    Cloud lag auf dem Sofa und hatte ein Häufchen Marihuana auf ihrem Bauch. Mit einem verschwommenen Lächeln versuchte sie sich aufzurichten, doch als es ihr nicht gelang, fluchte sie erst und lachte dann. Das ganze Haus stank nach Pot.
    Mrs Mularkey blieb wie angewurzelt stehen. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich Verwirrung ab. »Ich bin Margie, von nebenan«, sagte sie.
    »Ich bin Cloud«, antwortete Tullys Mutter und versuchte erneut, sich aufzurichten. »Cool, Sie kennenzulernen.«
    »Ja, finde ich auch.«
    Einen schrecklich peinlichen Moment lang starrten sie einander nur an. Tully hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Mrs Mularkeys scharfe Augen alles erfassten – den Bong unter dem Couchtisch, den Beutel Marihuana auf dem Boden, das umgekippte Weinglas und die Pizzaschachteln auf dem Tisch. »Ich wollte Ihnen auch Bescheid sagen, dass ich meist zu Hause bin und Sie sehr gern zum Arzt fahren oder für Sie einkaufen würde. Ich weiß, wie anstrengend die Chemo sein kann.«
    Cloud starrte sie trübe an. »Hat jemand Krebs?«
    Daraufhin drehte sich Mrs Mularkey zu Tully um, die am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre.
    »Tully, zeig unserer coolen Nachbarin doch mal, wo die Küche ist.«
    Daraufhin rannte Tully in die Küche. In der Hölle in Pink war der Tisch übersät mit Fast-Food-Verpackungen, schmutziges Geschirr stapelte sich in der Spüle und überall standen Aschenbecher – weitere Beweise für die Mutter ihrer besten Freundin, welch ein erbärmliches Leben sie hier führten.
    Mrs Mularkey ging an ihr vorbei, öffnete den Ofen, schob den Auflauf hinein, stieß dann die Tür mit der Hüfte zu, drehte sich zu Tully um und musterte sie prüfend. »Meine Katie ist ein gutes Kind«, sagte sie schließlich.
    Jetzt geht’s los. »Ja, Ma’am.«
    »Sie hat dafür gebetet, dass deine Mutter wieder gesund wird. Sie hat sogar einen kleinen Altar in ihrem Zimmer errichtet.«
    Zutiefst beschämt blickte Tully zu Boden und suchte vergeblich nach einer Antwort. Wie konnte sie nur erklären, warum sie gelogen hatte? Es gab einfach keine Entschuldigung dafür, nicht für eine Mutter wie Mrs Mularkey, die ihre Kinder wirklich liebte. Bei diesem Gedanken stieg Eifersucht in ihr auf und vermischte sich mit ihrer Scham. Hätte Tully eine Mutter gehabt, die sie liebte, dann hätte sie es vielleicht nicht so leicht – und notwendig – gefunden, zu lügen. Und jetzt hatte sie das Einzige verloren, was ihr wirklich wichtig war: Katie.
    »Findest du es in Ordnung, Freunde anzulügen?«
    »Nein, Ma’am.« Sie starrte so angestrengt nach unten, dass sie erschrak, als sie spürte, wie Mrs Mularkey sie sanft am Kinn berührte und sie zwang, aufzublicken.
    »Wirst du meiner Kate eine gute Freundin sein? Oder wirst du sie in Schwierigkeiten bringen?«
    »Ich würde Katie niemals weh tun.« Gerne hätte Tully noch mehr gesagt, sie wäre vielleicht sogar auf die Knie gefallen und hätte geschworen, ganz brav zu sein, wenn sie

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