Immer für dich da (German Edition)
aussieht.«
Kate umarmte sie. »Ich hab dich lieb.«
»Ich dich auch. Aber jetzt kümmere dich ums Maisbrot. Ach, Katie: Ich freue mich, dass du eine Freundin gefunden hast, aber bitte halt dich an die Regeln, ja? Sonst kriegst du nur Ärger.«
Unwillkürlich musste Kate an die Highschoolparty denken, zu der Tully gegangen war. »Okay, Mom.«
In der Gesellschaft von Tully wurde auch Kate innerhalb einer Woche beliebt. Die anderen schwärmten von ihrem neuen Aussehen und wandten sich auf den Fluren nicht mehr von ihr ab. Wer mit Tully Hart befreundet war, musste natürlich auch cool sein.
Selbst ihre Eltern bekamen den Unterschied zu spüren. Beim Abendessen war Kate wie ausgewechselt. War sie früher mürrisch und einsilbig gewesen, plapperte sie jetzt in einer Tour darüber, wer mit wem ging, wer beim Volleyball gewonnen hatte, wer nachsitzen musste, weil er in der Schule ein T-Shirt mit der Aufschrift Make Love, Not War getragen hatte, wo Tully ihre Haare schneiden ließ (in Seattle, war das nicht cool?) und welcher Film am Wochenende im Autokino lief. Nach dem Essen, als sie beim Spülen half, sprach sie immer noch über Tully.
»Ich kann es kaum erwarten, dass ihr sie kennenlernt. Sie ist supercool. Alle mögen sie, selbst die Potheads.«
»Potheads?«
»Kiffer.«
»Ah.« Mom trocknete gerade die Auflaufform ab. »Ich … ich hab mich mal über deine neue Freundin erkundigt, Katie. Sie hat versucht, bei Alma im Drugstore Zigaretten zu kaufen.«
»Wahrscheinlich für ihre Mom.«
Ihre Mutter stellte die abgetrocknete Auflaufform auf den Tisch. »Bitte tu mir einen Gefallen, Katie. Pass auf dich auf, wenn du mit Tully Hart zusammen bist. Ich möchte nicht, dass du durch sie in Schwierigkeiten gerätst.«
Kate schmiss den Spülschwamm ins Wasser. »Ich glaub’s einfach nicht! Und was war mit deiner Idee, ich sollte mal ein Risiko eingehen? Jahrelang liegst du mir in den Ohren, ich sollte mir Freundinnen suchen, und jetzt, wo ich eine hab, sagst du, sie bringt Ärger.«
»Das hab ich nicht –«
Kate stürmte aus der Küche. Sie erwartete, von ihrer Mutter zurückgerufen und zurechtgestutzt zu werden, doch auf ihren dramatischen Abgang folgte lediglich Stille.
Oben in ihrem Zimmer warf sie um des Effekts willen die Tür zu. Dann setzte sie sich auf ihr Bett und wartete. Wenn ihre Mutter käme, würde es ihr leidtun; dieses eine Mal war Kate stark geblieben.
Aber sie kam nicht, und gegen zehn Uhr wurde es Kate langsam unbehaglich zumute. Hatte sie ihre Mom verletzt? Sie stand auf und tigerte durch das kleine Zimmer.
Da hörte sie ein Klopfen an der Tür.
Sie rannte zum Bett, kletterte hinein und versuchte, gelangweilt zu wirken. »Ja?«
Langsam ging die Tür auf. Ihre Mutter stand dort, in ihrem bodenlangen roten Veloursbademantel, den sie ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatten. »Darf ich reinkommen?«
»Kann ich dir ja kaum verbieten.«
»Doch kannst du. Darf ich reinkommen?«
Kate zuckte mit den Schultern, rutschte aber beiseite, um Platz für ihre Mom zu machen.
»Weißt du, Kate, das Leben ist –«
Unwillkürlich stöhnte Kate auf. Nicht schon wieder eine dieser Das-Leben-ist-Ansprachen.
Überraschenderweise lachte ihre Mutter. »Okay, keine Ansprachen mehr. Vielleicht bist du auch dafür schon zu alt.« An dem Altar auf der Kommode blieb sie kurz stehen. »So was hast du zum letzten Mal bei Georgias Chemo gemacht. Wer braucht denn jetzt deine Gebete?«
»Tullys Mom hat Krebs, und sie wurde ver–« Sie schlug die Hand vor den Mund, entsetzt darüber, was sie beinahe verraten hätte. Fast ihr ganzes Leben hatte sie ihrer Mom alles erzählt; aber jetzt hatte sie eine beste Freundin, also musste sie vorsichtig sein.
Ihre Mutter setzte sich neben Kate aufs Bett, wie nach jedem Streit. »Krebs? Eine ganz schöne Bürde für ein Mädchen in eurem Alter.«
»Tully nimmt das ziemlich cool.«
»Wirklich?«
»Sie scheint eigentlich alles cool zu nehmen«, erklärte Kate und konnte nicht verhindern, dass sie stolz klang.
»Inwiefern?«
»Das würdest du nicht verstehen.«
»Weil ich zu alt bin?«
»Das hab ich nicht gesagt.«
Die Mutter strich Kate das Haar aus der Stirn. Die Geste war ihr so vertraut wie ihr eigener Atem. Wenn sie das machte, fühlte sich Kate immer, als wäre sie wieder fünf. »Tut mir leid, dass du den Eindruck hattest, ich würde über deine Freundin urteilen.«
»Das sollte es auch.«
»Und dir tut es leid, dass du so frech warst, stimmt’s?«
Kate
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