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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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Sie schon lange hier?«
    Sie strahlte ihn an. »Fünfzehn Jahre, und keinen Tag bin ich krank gewesen.«
    »Sie bieten auch Frühstück an?«
    Sie nickte. »Frühstück ab 5.30 Uhr. Wollen Sie eine Karte?«
    Stiesel schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Wer kommt denn so zum Frühstück hierher?«
    »Alle.« Sie lachte. »Handwerker, Taxifahrer, Bauarbeiter.«
    »Touristen auch?«
    »O ja, Touristen kommen auch zu uns. Hier um die Ecke wohnen viele.«
    »Hier gibt es viele Unterkünfte für Touristen.«
    »Ja, viele Hostels.«
    »Vor zwölf Jahren gab es hier in der Waldenserstraße ein Wohnheim für junge Frauen, die in der Stadt gearbeitet haben.«
    Sie lachte wieder. »Waldenserstraße, o ja. Das Dreimäderlhaus.«
    »Dreimäderlhaus?«
    »Das ist eine Operette.« Sie sang eine Liedzeile. »Dein ist mein Herz. Das haben wir gesehen im Theater des Westens. Wir haben das Wohnheim Dreimäderlhaus genannt, weil da so viele junge Frauen unter einem Dach waren.« Sie zwinkerte Stiesel zu.
    »Das waren aber viel mehr als drei Mäderl, damals.« Vielleicht hätte Pachulke diese Befragung durchführen sollen. Der konnte bestimmt mitsingen.
    Die Frau nickte. »Viele. Sehr viele.«
    Stiesel zeigte der Verkäuferin das Bild von Melanie und Lenka, das er in der Zeitung gefunden hatte. »Können Sie sich erinnern, ob eine von diesen beiden bei Ihnen gefrühstückt hat?«
    »O je. Das ist ja eine halbe Ewigkeit her.« Die Verkäuferin nahm den Ausschnitt und betrachtete ihn genau. Schließlich sagte sie: »Die da, nie.« Sie zeigte auf Lenka. »Die andere, ja …«
    »Sie ist ermordet worden«, sagte Stiesel. »Ich ermittle in einem Mordfall.«
    »Ui, o weh.« Sie riss die Augen auf und schlug die Hand vor den Mund. »Wann?«
    »Vor zwölf Jahren, in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni 2001.«
    Die Frau senkte den Kopf und nickte. »Ich erinnere mich.«
    »An was erinnern Sie sich?«
    »Sie saß draußen, wenn es schön war.« Die Verkäuferin deutete auf ein paar Tische, die auf dem Bürgersteig standen.
    »Haben Sie mit ihr geredet?«
    »Ab und zu einen Schwatz. Sie war ganz neu, vom Land. Hat sich vorgestellt irgendwann.«
    »Und dann?« Hinter Stiesel hatte sich eine kleine Menschenschlange gebildet. Die hatten alle Hunger.
    »Haben mir die anderen Mädchen erzählt, dass sie tot ist. Sie saßen hier und haben nur über sie geredet.«
    »Wie war sie?«
    Die Verkäuferin dachte nach. »Sie war so … Ich denke, sie hat gern gelebt. Gerne gegessen, gerne geredet …«
    »Gab es Männer in ihrem Leben?«
    »Bestimmt. Sehen Sie das Foto. Sie war hübsch.«
    »Aber keinen festen Freund?«, fragte Stiesel.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Glaube ich nicht. Weiß ich aber nicht mehr.«
    »Der 23. Juni 2001 war ein Samstag. Haben Sie noch eine Erinnerung an diesen Tag?«
    »Oh.« Die Frau nahm ihre Brille ab und rieb sich die Augen. »Das ist alles so weit weg in meinem Kopf.«
    »Es war schönes Wetter. Christopher Street Day.«
    Sie kaute auf ihrer Lippe. »Ich arbeite immer am Samstag. Warten Sie.«
    Stiesel drehte sich zu zwei Männern um, die hinter ihm von einem Bein aufs andere traten und sich über seine Befragung unterhielten, und legte den Finger an den Mund.
    »Sie war da«, sagte die Verkäuferin schließlich.
    »Sie?« Stiesel deutete auf Melanie.
    »Nein, nicht sie. Ihre Freundin.«
    »Ihre Freundin?« Stiesel deutete auf Lenka. »Meinen Sie die hier? Waren die beiden ein Paar?«
    Die Frau hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. »Nein, nicht diese Frau. Eine andere Frau. Sie hatte dunkle Haare und war kleiner als die.« Sie zeigte auf Melanies Foto. »Die mit den dunklen Haaren hat auch hier gefrühstückt. Sie waren kein Paar, nur gute Freundinnen. Die Frau, die gestorben ist, hat die Männer gemocht.«
    »Und ihre Freundin war da an diesem Samstag?«
    »Ja, die war da, glaube ich. Allein. Am Sonntag ist mein Sohn achtzehn geworden. Wir haben gebacken für ihn, Johannisbeerschnitte. Die Freundin hat eine zum Frühstück gegessen.«
    »Und dann? Hat sie später mit Ihnen gesprochen?«
    »Nein. Sie war weg.«
    »Wie, weg?«
    »Die Freundin von der toten Frau war weg. Ich habe sie nicht mehr gesehen. Samstag war sie zuletzt hier in der Bäckerei.«
    »Sind Sie sicher?«
    Die Verkäuferin nickte.
    »Wissen Sie noch, wie die beiden geheißen haben?«
    Die Frau kratzte sich an der Nase. »Sie hat geheißen etwas mit M. Ihr Name fängt mit M an.«
    »Richtig. Melanie Schwarz.«
    »Olivia. Die andere hat Olivia

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