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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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geheißen.«
    »Olivia. Und wie weiter?«
    »Keine Ahnung. Melanie und Olivia.«
    »Hat Olivia auch gekellnert? Im Restaurant gearbeitet?«
    »Nein, die hat Haare geschnitten.« Sie hob die Hand an den Kopf. »Schnipp, schnipp.«
    »Sie war Friseurin?«
    »Sie hat Haare geschnitten.« Die Frau nickte mehrmals. »Das hat sie gemacht.«
    »Und wo kam Olivia her?«
    »Aus Mexiko.«
    »Aus Mexiko. Und am 23. Juni war sie zum letzten Mal hier.«
    Die Verkäuferin nickte.
    »Haben Sie Johannisbeerschnitte da?«, fragte Stiesel.
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Die Saison beginnt erst in drei Wochen.«
    Das Feuerwehrauto parkte vor dem Friedhof. Bördensen und der Techniker stiegen aus.
    »Könnte hinhauen«, sagte der Techniker, als Bördensen ihm das Elsternest zeigte. »Und du willst alle durchsuchen?«
    »Das war Pachulkes Idee«, sagte Bördensen. »Ich weiß gar nicht, ob es hier weitere Nester gibt.«
    »Zehn Minuten wird’s dauern, bis ich die Dame hier aufgebockt habe.« Der Techniker klopfte auf die Tür des Feuerwehrautos.
    Bördensen ging so lange auf den Friedhof. Auf einer Bank saßen ein Mann und eine Frau. Beide waren alt. Sie hatte verweinte Augen, er versuchte sie zu trösten. Bördensen konnte nicht sehen, was auf dem Grabstein stand, vor dem die beiden saßen. »Mein herzliches Beileid«, sagte er und strebte dem Wasser zu.
    »Am helllichten Tag«, sagte die Frau. »Vor unseren Augen.«
    »Liebes, beruhige dich doch.«
    »Wir haben alles gesehen. Es war so brutal.« Sie schluchzte einmal.
    Bördensen machte auf dem Absatz kehrt. »Was haben Sie gesehen? Den Mord an der Frau vergangene Woche?«
    »Nein, nein,« sagte der Mann. »Es ist nur, da oben in dem Elsternest waren drei Jungvögel. Die haben wir immer beobachtet. Und gestern hat er sich eins geholt.«
    »Wer hat sich eins geholt?«, fragte Bördensen.
    »Der Adler«, schrie die Frau. »Ich habe es gesehen. Das kleine Tier hing in seinem Schnabel, und er ist weggeflogen über das Wasser.« Sie deutete Richtung Treptower Halde.
    »Ein Adler?« Bördensen wollte der Frau nicht zu nahetreten. Aber hier gab es keine Adler. »Vielleicht ein Bussard?«
    Beide schüttelten wie auf Kommando den Kopf. »Viel größer als ein Bussard«, sagte der Mann.
    »Schwarzer Schwanz, weißes Deckgefieder. Es war ein Adler.« Die Frau schniefte.
    Bördensen betrachtete das Paar: Zwei alte Leute, die sich an den Händen hielten, während sie auf der Bank saßen. Das waren die beiden, die auch schon mit Pachulke geredet hatten, als er mit Plink nach dem Diptam gesucht hatte. »Sie kennen sich aus mit Vögeln?«, fragte er.
    Die Frau putzte sich die Nase. »Wir sind nicht blind. Das war ein Adler. Punktum.«
    »Ich suche eigentlich Elstern«, sagte Bördensen. »Wie viele Nester gibt es denn hier auf Stralau?«
    »Das hier.« Die beiden deuteten synchron nach oben.
    »Das heißt, dieses Elsternpaar hat die ganze Halbinsel als Revier?«
    »Kann man so sagen«, sagte der Mann. »Eigentlich wäre hier Platz für einige Brutpaare mehr. Aber die große Möwenkolonie macht es schwierig. Und dann gibt es ja auch noch …«
    »Den Adler«, sagte Bördensen. »Ganz recht.«
    »Ich kenne Sie«, sagte die Frau. »Sie waren am Mittwoch schon hier, als die Frau entdeckt wurde. Sind Sie Polizist?«
    Bördensen nickte. »Wir hoffen, dass wir in dem Elsternest etwas finden, was zur Klärung des Falles beiträgt.«
    »Silberne Löffel?«, fragte die Frau. Sie steckte das Taschentuch weg und musterte Bördensen von oben bis unten.
    »Lass ihn doch«, sagte ihr Mann.
    »Eine Kontaktlinse«, sagte Bördensen. »Wir suchen die zweite Kontaktlinse der Toten.«
    Der Techniker winkte, und Bördensen ging zurück zum Auto. Kurz darauf schwebte er über die Köpfe des Ehepaars hinweg dem Elsternest entgegen. Er trug einen richtigen Feuerwehrhelm mit Nackenschutz.
    Bevor er in das Nest hineinblicken konnte, hörte er es schon leise fiepen. Zwei Jungvögel saßen im Nest. Das deckte sich mit dem Bericht der beiden Alten, die sich unten den Hals verrenkten, um ihm zuzusehen. Im Nest lagen auch die Eierschalen. Bördensen zog sich Plastikhandschuhe an und fing an die Eierschalen zusammenzufügen. Sehr schnell war klar, dass es einmal drei Eier gewesen sein mussten. Er machte Fotos vom Inhalt des Nests. Dabei sah er sich beständig um. Er hatte keine Lust, von einem der Altvögel angegriffen zu werden, mit oder ohne Helm. Die Geschichte der beiden alten Leute stimmte. Ein Jungvogel war weg. Aber

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