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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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13.000 dafür, wenn Sie Glück haben.« Sie wedelte Richtung Küche. »Die Einbauküche von Interlübke, Induktionsherd mit Warmhaltefunktion, die Kühl-Gefrier-Kombi ist ein bisschen klein ausgefallen.« Sie deutete auf einen silbergrauen Koloss, der doppelt so groß war wie das Gerät bei Bördensen zu Hause. »Aber dafür gibt’s hier reichlich Steckdosen für Muttis kleine Helfer.« Frau Rentze zwinkerte Bördensen zu und klopfte mit der flachen Hand auf eine Kaffeemaschine, mit der man ein Bahnhofsrestaurant hätte versorgen können. »Kaffee, Americano, Latte Macchiato, Cappuccino, Espresso. Ich trinke Caro-Kaffee, weil ich noch stille, sonst geht mir die Kleine durch die Decke.«
    »Äh, einen Cappuccino, wenn’s recht ist.«
    »Ist mir sehr recht. Ich bin natürlich völlig vernarrt in Lena, beinahe symbiotisch, wie es sich für eine Erstgebärende gehört, aber wenn ich mich tagsüber ab und zu mit einem Erwachsenen in Erwachsenensprache unterhalten kann, tut mir das gut. Und es müssen nicht immer nur andere Mütter sein.« Sie kicherte.
    »Ich verstehe«, sagte Bördensen. Die Begegnung mit dem Büffelledersofa hatte seine Idee, vielleicht nach Stralau zu ziehen, in nichts zerstieben lassen.
    Frau Rentze trug ein Tablett auf den Balkon, unbeirrt von Lena, die quer durch das Zimmer krabbelte. Als sie Lena auf die Decke holte, wedelte sie wieder mit der Hand. »Thermo- und schallisolierte Fenster, die Energiebilanz war uns ganz wichtig bei der Kaufentscheidung. Es soll noch Umwelt da sein, wenn Lena groß ist.«
    Bördensen hatte auf einem Drahtsofa Platz genommen, das erstaunlich bequem war und so aussah, als würde es so viel kosten wie sein Monatseinkommen.
    »Die Fenster sind abgetönt und passen sich den Lichtverhältnissen an. Hier ist Osten, wir können am Fenster frühstücken, ohne dass die Sonne so reinknallt. Wegen Lena und auch wegen der Zeitungslektüre zum monatlichen Preis von 24,95 Euro.« Sie servierte Bördensen den Cappuccino, stellte ihm einen Zuckerstreuer hin, setzte sich und nahm einen Schluck vom Caro-Kaffee. Sie hatte einen schmalen Kaffeerand an ihrer Oberlippe und leckte sich mit der Zunge darüber. »Wenn Sie sich auf einen Stuhl stellen, und vierzig Grad über das Geländer beugen, können Sie die Bucht sehen.« Sie trank wieder, leckte wieder. »Im Prospekt stand Wasserblick, aber da haben wir knallhart nachverhandelt.«
    »Vorzüglich, Ihr Cappuccino«, sagte Bördensen. »Nun zu diesem Mord.« Er zeigte das Foto der Toten. »Sie war blond, als sie ermordet wurde.«
    Frau Rentze schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nie gesehen, aber es ist schrecklich, nicht wahr? Wir sind alle ein wenig in Aufruhr, meine Nachbarinnen und ich. Die Frau war ein paar Jahre älter als wir, und dieser Friedhof, haben Sie den mal gesehen?«
    Bördensen nickte. »Beim Fund der Leiche.«
    »Ein Idyll, sage ich Ihnen, die kleinen Grabsteine, direkt am Wasser. Wenn der Friedhof nicht so klein wäre, wären die Grabsteine bestimmt größer. Aber so am Wasser, das passt einfach, auch wenn es ein bisschen nach Tierfriedhof aussieht.«
    »Haben Sie Dienstagabend zwischen siebzehn und neunzehn Uhr etwas Ungewöhnliches bemerkt? Einen Fremden hier gesehen?«
    Frau Rentze gab Lena einen Keks, auf dem diese mit ihren winzigen Zähnen lustvoll herumkaute, und schüttelte den Kopf. »Von vier bis halb sechs haben Lena und ich geschlafen, und hier hinten? Da kommt niemand hin, der es nicht muss. Wir können die Kirche zwar hören, aber nicht sehen.«
    »Aber hier fährt doch der 347er-Bus vorbei. Saß da jemand drin, den Sie nicht kannten?«
    »Nein, wir fahren so gut wie nie Bus. Wir fahren Rad, und im Winter Auto. Und wenn es hell ist, kann man kaum sehen, wer drin sitzt. Bei der anderen Linie, die mit den Doppeldeckern …«
    »Linie 104«, half ihr Bördensen.
    »Ja, genau. Die fahren ja auch noch, wenn es dunkel ist, da kann man sehen, wer drinsitzt. Aber der 104er fährt ja vorne. Hinten steigen nur Leute in den 347er, die hier wohnen. Die Anwohner laufen bis zur Friedrich-Junge-Straße und steigen dort ein. Höchstens mal ein paar Touristen, die die Biege über den Fischzug machen, weil sie Angst haben, in die falsche Linie zu steigen. Die steigen vorne an der Tunnelstraße ein.«
    Das klang irgendwie einleuchtend. Bördensen nahm ein Löffelchen Milchschaum. »Und gehört?«
    »Gehört haben wir das Sechs-Uhr-Läuten von der kleinen Kirche. Um halb sechs habe ich gekocht. Frank kommt immer ziemlich genau

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