Immer Schön Gierig Bleiben
verschwand in der Wohnung.
»No, not your status. We need Zeuge … witness. A woman, dead in the graveyard.«
»Everybody dead in the graveyard«, sagte der Mann. »Man and woman, baby too.« Er schüttelte den Kopf. »So sad.«
»No, this woman was killed in the graveyard.« Er zeigte das Foto von Verena Adomeit. »Did you see that woman?«
»We saw nothing. We are scientists. We research all day long, at home we are tired and sleep.«
Die Frau tauchte wieder auf und zeigte Bördensen zwei aufgeklappte Pässe. Das Land konnte er nicht sehen, nur einen mächtigen Stempel in jedem Pass, und das handschriftlich eingetragene Datum 30. April 2014. Bis zu diesem Datum besaßen Herr und Frau Wu ein Visum der Klasse C 1. Ob sie damit Kernforschung betreiben durften oder in einer Kneipe abspülen, ob sie eine eigene Wohnung mieten durften oder eigentlich in einem Heim zu leben hatten, war Bördensen egal. Er nickte, und die Frau klappte die Pässe wieder zu.
»Blond woman dead last night here. Killed. Like this.« Er schob die Hände mit gespreizten Fingern so weit ineinander, dass zwischen ihnen ein menschlicher Hals Platz gehabt hätte und machte schüttelnde Bewegungen.
Die Frau legte die Hand auf die Wange und seufzte. »Poor woman strangled. So sad.«
»We saw nothing«, sagte der Mann. »We are scientists.«
»And heard nothing. Very quiet here always«, sagte die Frau. »We are so sorry, Mr. police officer. Find the killer. Make world safe.« Beide verbeugten sich.
Auch Bördensen verbeugte sich. »Thank you, goodbye.« Er stieg die Treppe weiter nach oben, und die Blicke der beiden folgten ihm. Erst als er sich umdrehte und sie anstarrte, gingen sie in die Wohnung zurück.
In der Etage darüber waren beide Wohnungen leer. Im zweiten Stock standen Namen an den Klingelschildern, aber auch hier öffnete niemand. Bördensen vermerkte dies alles auf einfachen Vordrucken, in denen er die Anschrift und die Namen eintragen konnte. Fünf Etagen mit bis zu fünf Wohnungen je Etage deckten fast alle Bauweisen ab. Wenn es mehr als vier Etagen gab, legte er einen zweiten Zettel für das Haus an:
Erdgeschoss bis Etage 4, Etage 5 bis Etage 9
und so weiter. Auf diese Weise konnte man halb Gropiusstadt befragen, wenn es sein musste.
Ganz oben gab es noch eine Wohnung ohne Klingelschild, auf der Tür klebte eine Postkarte mit dem Hinweis:
Verkauft durch Neptun Immobilien, Ihr Spezialist für wassernahe Wohnungen und Gewerbeobjekte
.
An der Wohnung gegenüber las Bördensen die Namen
Rentze/Mahler
auf dem Klingelschild. Kurz nachdem er geläutet hatte, stand eine Frau in der Tür. Sie hielt ein kleines Kind auf dem Arm. Es trug einen lila Strampler, lila Strumpfhosen und ein weißes Sonnenhütchen. Die Frau hatte kurze braune Haare, trug ein helles Leinenkleid und war barfuß.
»Schönen guten Tag, Bördensen, Kriminalpolizei. Wie Sie vielleicht wissen, wurde auf dem Friedhof gestern eine tote Frau gefunden. Wir führen gerade eine Hausbefragung durch und wollten wissen, ob Ihnen vielleicht etwas aufgefallen ist.« Zu dem Kind gewandt, sagte er: »Na, du Schöne, du hast ja ein schickes Sonnenhütchen.«
Die Frau hob die Augenbrauen. »Das passiert nicht oft, dass ein Mann sofort weiß, dass Lena ein Mädchen ist. Die meisten tippen auf Junge.«
»Männer tippen fast immer auf Junge, wenn sie sich in einem Kind wiederfinden wollen. Ich habe eine Tochter, die ein paar Monate jünger ist als Lena.«
»Kommen Sie doch rein. Wir wollten gerade eine Runde mit unserem Hauck Citi Buggy für 75 Euro drehen, aber wir können uns genauso gut auf den Balkon setzen. Ist ein großer Balkon, sieben Quadratmeter, da können wir bequem sitzen, und es ist auch genug Platz für Lenas Krabbeldecke von sigikid für 80 Euro. Rentze ist mein Name.« Sie schüttelte Bördensens Hand.
Bördensen folgte Frau Rentze in die Diele.
Sie hob den Arm und wedelte in eine Ecke. »Einbauschränke bis zur Decke, Esche Vollholz. Sehr praktisch für den ganzen Krempel. Links das Gäste-WC.«
Bördensen nickte stumm und folgte in den Wohnbereich, der in eine Einbauküche überging.
Frau Rentze nahm eine bunte Decke vom Ledersofa, dessen Sitze so tief waren, dass man zu zweit darauf hätte schlafen können. » Für 6.000 Euro vom Designer-Outlet Who’s perfect. Ein echtes Schnäppchen, sage ich Ihnen. Indonesischer Wasserbüffel, im eigenen Blut gegerbt. Dadurch hält sich der Ledergeruch für Zeit und Ewigkeit. Wenn Sie im Netz bestellen, zahlen Sie
Weitere Kostenlose Bücher