Immer Schön Gierig Bleiben
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Das gilt für diesen Eingang und alle hier befindlichen Wohnungen, und an allen anderen Eingängen klebt das gleiche Schild. Und sehen Sie mal genauer hin. Wir haben das auf Türkisch, auf Kroatisch, auf Thailändisch, Polnisch, Russisch, Ukrainisch und auf Englisch und Französisch. Es gibt keine Ausreden mehr. Und warum? Weil dieser Dreck von den Bewohnern auf den Boden geschmissen wird. Und wer muss den Dreck dann einsammeln und entsorgen? Wer?« Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und nickte als Antwort auf seine eigene Frage.
»Sie sind hier der Hausmeister?«
»Pah, Sie sind ja völlig von gestern. Ich bin hier der Falicity Manager. Haustechnik, Gartenpflege, Autoservice und immer ein offenes Ohr und ein freundliches Wort für die werte Kundschaft.«
»Facility Manager«, sagte Zabriskie. »Es heißt Facility Manager. Und das mit dem freundlichen Wort«, sie spähte ins Gebüsch, wo ihr Dienstausweis hingefallen sein musste, »kann ich Ihnen nach unserer ersten Begegnung nicht wirklich glauben.«
»Wohnen Sie etwa hier? Hören Sie mir überhaupt zu? Für meine Kundschaft. Sie sind keine Kundschaft, Sie sind Abschaum mit zwei Rädern. Sie sind …«
»Ich bin Hauptkommissarin Xenia Yolantha Zabriskie, und Sie stehen auf meinem Dienstausweis. Bitte mal einen Schritt zurücktreten.«
Widerwillig nahm der Fleischberg einen halben Meter Abstand.
In diesem Augenblick ging die Tür auf, und eine Frau schob einen Buggy durch die Tür.
Der Facility Manager beugte sich hinunter und sagte: »Na, geht’s auf den Spielplatz?« Er atmete so kräftig aus, dass sich die Ponyfransen des Kindes hoben und senkten. Es hatte soeben eine Dosis Apfelkorn abbekommen, die ausreichte, um einen bleibenden Gehirnschaden davonzutragen, aber wenn sich die beiden – Mann und Kind – schon öfter über den Weg gelaufen waren, war eh alles zu spät. Zu der Frau sagte er: »Na, Frau Bittner, funktioniert das Boudoir wieder?«
»Besser als vorher, Herr Wrangel, es ist der reinste Genuss.«
Als Frau Bittner nach der Post sah, formte Wrangel lautlos, aber gut sichtbar für Zabriskie das Wort
Kundschaft
.
Zabriskie hielt ihm den Dienstausweis unter die Nase. »So, Herr Wrangel.«
Zu ihrer Überraschung verklärte sich das Gesicht des Riesen. »Sie haben meine Briefe bekommen, meine Eingaben, meine Fotomappen. Und jetzt sind Sie hier, um diesem Geschmeiß das Handwerk zu legen.«
»Nein, ich bin bei der Mordkommission. Es geht um die Frau, die gestern tot auf dem Friedhof gefunden wurde.« Sie verkniff sich die Bemerkung, dass sie nicht für Kinderkram wie illegale Wurfsendungen zuständig war. Wenn sie eine Regel gelernt hatte, dann die, dass man es sich niemals, unter keinen Umständen mit Hausmeistern, Putzfrauen und Küchenpersonal verderben durfte. Obwohl Facility Manager Wrangel ihr durchaus Anlass für ein paar deutliche Worte gegeben hatte, versuchte sie diplomatisch zu sein. Sie konnte Dorfner nicht ständig zur Mäßigung ermahnen, wenn sie diesem übereifrigen Türsteher die Daumenschrauben anlegte. »Haben Sie vorgestern zwischen siebzehn und neunzehn Uhr etwas Ungewöhnliches bemerkt? Einen Schrei gehört, einen Kavalierstart? Haben Sie diese Frau hier gesehen?« Sie zeigte Wrangel das Porträt von Verena Adomeit. »Sie war blond, als sie ermordet wurde.«
Wrangel schüttelte den Kopf. »Weder blond noch braun. Am Dienstag Nachmittag war ich drei Häuser weiter und hab das Trampolin repariert, das im Garten steht. Immer nur ein Kind. Kann man den Gören noch so oft sagen. Richtig Spaß macht es doch nur, wenn drei oder vier auf einmal springen.«
Im nächsten Haus lauerte niemand auf Zabriskie, es öffnete aber auch niemand. Sie lief an einer Reihe von Fahrradständern vorbei nach hinten und stand in einem begrünten Innenhof. Rechts war ein niedriger Zaun, die Tür darin war angelehnt. Auf der anderen Seite des Zauns war ein kleiner Garten mit Terrasse, die Terrassentür war ebenfalls angelehnt.
Links rumorte jemand an den Mülltonnen herum, die durch ein mit Efeu bewachsenes Gitter von dem Durchgang getrennt waren.
Eine Frau trat mit einem schwarzen Küchenmülleimer in der Hand um die Ecke. Sie trug Bluejeans und eine in Erdtönen marmorierte, weit geschnittene Bluse. Ihre Haare waren kurzgeschnitten, dunkelblond mit hellen Strähnchen. »Oh, Sie wollen sicherlich zu Annika. Aber Annika ist heute krank.« Sie griff sich an die Brust und hustete zweimal. »Krank, Sie verstehen?«
»Da kann
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