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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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sich ja so, dass Sie und Ihre Kollegen sich die Zeit genommen haben.«
    »Vielen Dank für die Einladung. Ich bin sehr froh, dass Ihr Mann bei uns dabei ist. Er liegt immer richtig, das gibt uns die Sicherheit, um auch mal einer ausgefallenen Idee nachzugehen.«
    »Das freut mich für Sie. Bei uns weiß er immer, wann er sich geirrt hat. Das macht unsere Ehe seit dreiundzwanzig Jahren sehr harmonisch.« Sie zwinkerte Pachulke zu und spazierte zu den nächsten Neuankömmlingen, offenbar Nachbarn, denn das Gespräch drehte sich bald um den nicht vorhandenen Regen an diesem Wochenende.
    Pachulke ging zu Bördensen und Zabriskie. Bördensen hatte eine Bierflasche, Zabriskie ein Glas Mineralwasser in der Hand.
    »Wo ist Dorfner?«, fragte Pachulke.
    »Hinter der Hecke. Er hackt Holz«, sagte Zabriskie.
    »Er hackt Holz?« Pachulke legte den Kopf schief.
    »Er kann seine Muckibude zu Hause im Moment nicht nutzen. Kam im Trainingsanzug hier an, hackt jetzt seit einer Stunde Holz, danach darf er die Dusche in der Einliegerwohnung benutzen, und dann legt er Ausgehkleidung an.«
    »Den anderen Trainingsanzug. Den Guten, für die Premieren mit Steven Seagal«, sagte Zabriskie. Sie prostete in Richtung Hecke.
    »Und Stiesel? Er hat das Geschenk.« Pachulke stieß mit den beiden an.
    »Stiesel müsste jede Sekunde hier sein«, sagte Bördensen. Er lachte und hob die Bierflasche. »Wenn man vom Teufel spricht.«
    Stiesel kam über den Rasen gelaufen und hatte ein flaches, quadratisches Paket dabei. Er nickte in die Runde. »Wollen wir es ihm gleich geben? Es ist groß und sperrig.« Sie gingen gemeinsam zum Grill. Pachulke kam sich vor wie der Leiter einer diplomatischen Delegation. Gleich würden sie dem Oberhaupt dieses kleinen Gartenstaates ein Geschenk überreichen. Tenbrink zog den Arbeitshandschuh aus und reichte die Grillzange an den Mann weiter, der gerade mit Tenbrinks Frau über Niederschlagsmengen geredet hatte. Offenbar war er ein sehr enger Freund, wenn er gleich zur Arbeit verdonnert wurde.
    Tenbrink bat die vier Ermittler ins Wohnzimmer und leitete sie zum Geschenketisch.
    »Lieber Tenbrink«, sagte Pachulke und nahm das flache Paket von Stiesel entgegen. »Wir wissen, dass Sie hier der Vorposten der Zivilisation sind. Ohne Menschen wie Sie, die draußen im Nichts eine Existenz aufbauen, würden wir in Charlottenburg und Schöneberg und Hohenschönhausen nicht ruhig schlafen können. In der letzten Zeit hatten Sie gewisse Sonderopfer zu tragen und Härten zu erdulden, und daran möchten wir erinnern.« Er drückte Tenbrink das Paket in die Hand.
    Tenbrink wog es in der Hand und klopfte mit dem Knöchel dagegen. Es klang metallisch. Er legte die Stirn in Falten. »Darf ich es gleich aufmachen?«
    »Besser wäre es«, sagte Zabriskie. »Wer weiß, was heute noch passiert?«
    Tenbrinks Falten wurden größer. Er löste sorgfältig die Klebestreifen, faltete das Papier auseinander und legte es auf das Sofa. Pachulke kannte diese langsame Sorgfalt zur Genüge. So wie Tenbrink eine Bauchhöhle aufklappte, packte er auch ein Geschenk aus.
    Er hielt das Geschenk mit ausgestreckten Armen vor sich und lachte schallend. »Das ist ja großartig, vielen Dank. Dass Sie sich daran noch erinnern. Wessen Idee war das?«
    Zabriskie piekste Stiesel in die Seite.
    »Stiesel, hervorragend, gute Arbeit.«
    Der bekam rote Flecken im Gesicht. Sonst wurde er mit Komplimenten nicht gerade überhäuft.
    Tenbrink stellte die Metallplatte ganz hinten auf den Geschenktisch. Sie stand auf der Spitze, wie es sich gehörte. Im letzten Herbst war der Garten der Tenbrinks von einer Rotte Wildschweine heimgesucht worden. Die Tiere hatten den Rasen aufgewühlt und die Beete verwüstet. Das Geschenk war ein Verkehrsschild, das australischen Schildern nachempfunden war, die darauf hinwiesen, dass Kängurus die Straße überquerten. Allerdings gab es für Tenbrink kein Känguru, sondern ein Wildschwein mit einem hoch erhobenen Pinselschwänzchen. Wie die Antenne einer ferngesteuerten Maschine sah das Schwänzchen aus, und das Wildschwein rannte, was das Zeug hielt.
    »Das kommt auf die Terrasse«, sagte Tenbrink.
    Stiesel, Bördensen und Zabriskie nahmen ihre Gläser und gingen wieder ins Freie, Pachulke und Tenbrink setzten sich.
    Tenbrink zündete sich eine Zigarette an. »Heute darf ich, heute zieht der Grillrauch eh durch die Tür.« Er stieß den Rauch durch die Nasenlöcher aus.
    »Schönes Haus haben Sie.«
    »Vielen Dank, ja. Die Schwiegermutter

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