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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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fünfzehn Jahren den Laufpaß gab, sie
jetzt beschimpft. Jetzt, wo sie tot ist. »Wenn sie solch ein Miststück und
Ungeheuer war, wieso warst du dann den Tränen nahe, als ich hereinkam?«
    »Sie ist die Mutter meiner Kinder«,
sagt er gelassen.
    »Du hast gerade angedeutet, daß es
zwischen Meg und den Kindern nicht zum Besten stand.«
    »Das stimmt. Und doch...« Er zuckt die
Achseln.
    »Das reicht nicht, Nick.«
    Sein Gesicht wird steinhart. »Was soll
das heißen?«
    »Es soll heißen, du drehst dich im
Kreis, deutest Dinge an, ohne Beweise oder ein Beispiel zu nennen. Weshalb, zum
Teufel, versuchst du ihr Andenken auf diese Weise zu besudeln? Etwa deswegen,
weil du sie nicht haben konntest, weil sie dich verließ? Wenn du mir etwas über
Meg zu sagen hast, dann sag es.«
    »Du wirst es ja doch nicht glauben. Du
warst immer ihre Fürsprecherin.«
    »Es ist wahr, daß ich sie geliebt habe,
aber wenn du etwas beweisen kannst, dann werde ich...«
    »Beweisen? Wie zum Teufel beweist man,
daß eine Frau eine Lügnerin und Betrügerin ist?«
    Eine Lügnerin und Betrügerin? Ich finde es unbegreiflich, daß wir
von Meg reden. Williams verdeckte Anspielungen auf ein Geheimnis, das sie
umgab, beunruhigt mich flüchtig. »Nick, bitte sag mir, wovon du sprichst.«
    »Hast du dich nie gefragt, wie Meg es
sich leisten konnte, auf so großem Fuß zu leben?« fragt er. Seine fast
geschlossenen Augenlider verleihen ihm ein düsteres Aussehen.
    »Ich fand nicht, daß sie einen sonderlich
hohen Lebensstandard hatte.«
    »Was ist mit diesen Reisen, die sie
unternommen hat: auf die Inseln, und im letzten Jahr nach Europa?«
    Ich hatte nicht groß darüber
nachgedacht, weil ich zu der Zeit des Europaausflugs mit einem Fall beschäftigt
war.
    Ich denke an Jenny und Jill. Sie
besitzen einen Buchladen, schaffen es aber dennoch, viel zu reisen. Dahinter
muß nicht zwangsläufig etwas Unlauteres stecken, u nd das sage ich
Nick.
    »Siehst du«, sagt er, »du wirst mir
nicht glauben.«
    »Du erzählst mir ja gar nichts. Meg
hatte eine niedrige Miete, sie gab nie viel für Kleidung aus, warum sollte sie
also nicht Geld für Reisen haben?« Ich weiß allerdings, daß das Geschäft im
letzten Jahr nicht gut lief.
    Ich starre ihn an.
    Ich halte den Atem an.
    Ich will nicht fragen.
    Ich weiß, daß ich es tun muß.
    »Willst du andeuten, daß sie etwas
Ungesetzliches
    tat?«
    »Ja, Detective, genau das will
ich andeuten.« Er verzieht höhnisch die Oberlippe.
    »Und was soll das gewesen sein?«
    »Die Wahrheit ist, Näheres weiß ich
nicht, ich habe nur...«
    Erleichtert stehe ich auf. »Weißt du,
Nick, du bist noch genauso schleimig wie früher. Jederzeit bereit, Meg
irgendwie anzuschwärzen. Jetzt willst du ihr die Schuld an ihrer eigenen
Ermordung geben. Das lasse ich nicht zu. Und wo warst du übrigens gestern
abend, als sie umgebracht wurde?«
    Das Blut schießt ihm in die Wangen, so
daß er wie geschminkt aussieht, clownesk. Er springt auf und stößt dabei eine
Vase mit Gänseblümchen um. »Das brauche ich nicht zu beantworten. Für wen
arbeitest du eigentlich? Für niemanden vermutlich. Weißt du, was ich denke,
Lauren? Ich denke, du warst immer in sie verliebt. Wieso solltest du sonst so
scheißblind sein?«
    »Versuch nicht, den Spieß umzudrehen.«
    »Ich habe Meg mehr als einmal gesagt,
daß du sie in meinen Augen begehrst.«
    »Das habe ich nicht anders vermutet«,
sage ich. »Worüber bist du eigentlich so sauer, Nick? Und warum willst du mir
nicht sagen, wo du gestern abend warst?«
    »Das habe ich bereits der Polizei
mitgeteilt. Dir brauche ich überhaupt nichts zu sagen. Aber der Vollständigkeit
halber, ich war mit Blythe zusammen.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    »Bis wann?«
    »Bis gegen elf.«
    Das deckt sich nicht mit der Zeit, zu
der Blythe nach Hause kam. Mit wem hat sie sich nach ihrem Vater noch
getroffen? »Weißt du, wo Blythe sich jetzt aufhält?«
    »Nein. Sollte ich das wissen?«
    »Hast du mit ihr gesprochen, seit sie
es erfahren hat?«
    »Ja, habe ich zufällig. Sie rief mich
an, nachdem du gegangen warst.«
    Demnach hätten sie ein Alibi für ihn
verabreden können. Was denke ich da? Daß Blythe ihren Vater mit einem falschen
Alibi versorgen würde, um den Mord an ihrer Mutter zu decken? Und wäre Nick
tatsächlich imstande, Meg umzubringen? Was wäre sein Motiv?
    »Du hast nie wieder geheiratet, nicht
wahr?«
    »Ist das ein Verbrechen?«
    Wenn doch nur einmal jemand eine andere
Antwort geben würde.

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