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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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»Warum nicht?«
    »Ich sag dir was, Lauren... es geht
dich verdammt überhaupt nichts an, aus welchem Grund ich nicht wieder
geheiratet habe. Vielleicht hat mir einmal gereicht. Vielleicht hat der Gedanke,
wieder an solch eine Nörglerin wie Meg zu geraten, mich vorsichtig gemacht.
Vielleicht bin ich auch nie der Richtigen begegnet. Was hat das mit der Sache
zu tun?«
    »Und vielleicht bist du auch nie über
Meg hinweggekommen«, schlage ich vor.
    »Vielleicht du nicht.«
    »Hör zu, Nick, daß ich lesbisch bin,
heißt nicht, daß ich auf jede Frau scharf bin, die ich kenne. Ich bin seit
zwölf Jahren glücklich mit Kip verheiratet. Und außerdem habe ich Meg niemals mit diesen Augen gesehen. Also versuch nicht, aus meinen Gefühlen für sie etwas
zu machen, das nicht da war. Freundinnen. Nur das waren wir. Alte Freundinnen.«
Da ich den Tränen nahe bin und nicht will, daß er es sieht, gehe ich zur Tür.
»Falls du von Blythe hörst, sag ihr, sie soll sich bei mir melden.«
    »Meg hat dich hinter deinem Rücken ›alte
Lesbe‹ genannt«, sagt er.
    Das läßt mich um ein Haar
stehenbleiben, doch ich befehle mir weiterzugehen, öffne die Tür, schließe sie
hinter mir und zwinge mich, energisch an Romona Verona vorbei zum Warteraum zu
gehen, wo ich auf den Aufzugknopf drücke.
    Ich bin völlig fertig.
    Er hat es geschafft, meinen Glauben an
meine Freundin zu erschüttern, und deshalb fühle ich mich schuldig.
    Von den widerstreitenden Gefühlen dreht
sich mir der Magen um, Schweißperlen stehen mir auf der Stirn.
    Was ist schlimmer? Daß Meg an etwas
Ungesetzlichem beteiligt gewesen sein könnte? Daß sie mich alte Lesbe nannte?
Oder daß sie nicht die Frau war, für die ich sie hielt?
    Ich glaube nicht, daß sie mich aus
Gehässigkeit so genannt hat. Vielleicht im Spaß. Das kann ich mir vorstellen.
Und was hätte sie schon Ungesetzliches tun können? Meg? Es ist lächerlich. Oder
hat diese Reaktion mit meinem Ego zu tun? Bin ich nicht imstande, mir
einzugestehen, daß jemand, den ich liebte, ein ganz anderer Mensch gewesen sein
könnte als der, für den ich ihn hielt? William fällt mir wieder ein.
    Wenn er ein Jahr lang Koks nehmen
konnte, ohne daß ich es wußte oder einen Verdacht hatte, ist es dann nicht auch
möglich, daß Meg Dinge tat, von denen ich keine Ahnung hatte?
    Als ich mir schließlich eingestehe, daß
es tatsächlich möglich ist, bekommt mein Selbstvertrauen Risse.
     
    Den größten Teil des Tages und Abends
habe ich damit verbracht, Blythe zu suchen, doch sie ist nirgends zu finden.
Sasha geht nicht ans Telefon. Die Vorkehrungen für die Beerdigung sind immer
noch nicht getroffen.
    Es ist nach Mitternacht, und Kip und
ich liegen so weit voneinander entfernt wie möglich in unserem Riesenbett. Wir
können nicht schlafen, sprechen aber auch nicht miteinander. Sie liest den aktuellen
Roman von Blanche McCrary Boyd, und ich lese den neuesten Krimi von Marilyn
Wallace. Nur, daß ich nicht wirklich lese. Ich starre auf Worte. Das hat nichts
mit der Qualität des Romans zu tun, der sehr gut ist, sondern eher damit, daß
ich unfähig bin, mich zu konzentrieren. Ich frage mich, ob Kip wirklich liest.
    Aus den Augenwinkeln versuche ich einen
Blick auf sie zu erhaschen, doch das ist unmöglich, und ich will verdammt sein,
wenn ich den Kopf drehe.
    Ich drehe den Kopf.
    »Was ist?« fragt sie sofort.
    »Ich habe nichts gesagt.«
    »Du hast mich angesehen.«
    »Ich habe dich nicht angesehen... ich
habe dir einen Blick zugeworfen.«
    »Oh, pardon, ich wußte nicht, daß wir
so verdammt genau sein müssen.«
    »Tja, das müssen wir«, sage ich
albernerweise.
    »Und warum hast du mir einen Blick
zugeworfen ?«
    »Kein Grund.«
    »Das ist doch absurd.«
    »Ich habe mich gefragt, ob du wirklich
liest.«
    »Natürlich tue ich das. Nein, stimmt
nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Woher weißt du das?«
    »Seit fünf Minuten blätterst du nicht
um.« Sie legt das Buch auf ihre zugedeckten Schenkel.
    »Du hast aber umgeblättert«, sage ich
vorwurfsvoll, als sei das eine strafwürdige Handlung.
    »Und ich habe keinen Schimmer, was ich
da gelesen habe. Hör zu, Lauren, du weißt, daß ich so nicht einschlafen kann.«
    Dies ist eine Regel, die wir zu Beginn
unserer Beziehung aufgestellt haben... wir wollten nie das Licht ausschalten,
solange wir sauer aufeinander sind. Und wir sind stinksauer. Das Problem ist,
ich weiß nicht, wie wir das Kriegsbeil begraben sollen. Ich habe meinen
Standpunkt nicht

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