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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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Cecchi wird dranbleiben,
doch was passiert, wenn ein neuer Fall kommt und ihm dieser hier abgenommen
wird? Ich sage nichts.
    »Deshalb bin ich hier. Ich will dich
engagieren.«
    Ich muß fast lachen. »Mich engagieren?
Womit?«
    »Bargeld«, sagt er und zieht eine dicke
Rolle aus seiner Hosentasche. Außen ist ein Hunderter, aber ich kenne den
Trick; der Rest könnte auch aus Einern bestehen.
    »Wo hast du das her, Ray?«
    »Es ist ganz sauber.«
    Als er Meg kennenlernte, hatte Ray noch
keinen einzigen Tag in seinem Leben gearbeitet, und während der achtzehn
Monate, die er mit ihr verbrachte, gab er sich ebenfalls nicht mit Arbeit ab.
    »Willst du mir etwa weismachen, daß du
einen Job hast?«
    »Nee.«
    »Wenigstens bist du ehrlich.«
    »Ich hab’s in AC gewonnen. Craps.«
    Ich spüre flüchtig so etwas wie Neid.
Kip und ich spielen leidenschaftlich gern, besonders Craps. Zum ersten Mal
probierten wir es in Reno aus, nachdem wir auf der Zugfahrt dorthin mehrere
Bücher dazu studiert hatten. Wir merkten gleich, daß an den Spieltischen zum
größten Teil Männer saßen. Als Kip das erstemal würfelte und die Würfel mit
Schwung auf einem Nachbartisch landeten, sammelten sämtliche Männer ihre Chips
ein und gingen. Kip fühlte sich gedemütigt und weigerte sich, noch einmal zu
würfeln, aber zusammen gewannen wir beide über tausend Dollar.
    »Wieviel hast du gewonnen?«
    »Na, Kleines, das bleibt ein Geheimnis
zwischen mir und meinem Steuerberater. Laß mich nur soviel sagen, ich habe
genug, um Nachforschungen zu finanzieren.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das
ist, was ich mir gewünscht habe, jemand, der mich engagiert, um den Mord an Meg
aufzuklären, aber will ich auch, daß dieser Jemand Ray Davies ist? Während
ihrer gesamten dummen Ehe hat er gelogen und betrogen, und er hat Meg das Herz
gebrochen.
    »Ich weiß, was dir durch den Kopf geht,
Kleines«, sagt er.
    »Ach ja?«
    »Du denkst, wieso ist dieser Typ, der
Meg belogen hat und fremdgegangen ist, daran interessiert zu erfahren, wer sie
umgebracht hat? Habe ich recht oder stimmt’s?«
    »Du hast recht.«
    »Es ist so, Lauren, du hast eben nie
kapiert, daß ich Meg geliebt habe.«
    »Du hattest eine komische Art, es zu
zeigen.«
    »Jung und unerfahren. Aber in der
Zwischenzeit habe ich meine Fehler und Irrtümer eingesehen, wenn man so will.«
    Er war sechsundzwanzig, als er und Meg
heirateten, fast achtundzwanzig, als sie sich trennten.
    »Was ist aus deiner Freundin geworden?
Sie war ja jünger und noch unerfahrener als du, wenn ich mich recht entsinne.«
Soviel hatte ich von Meg erfahren.
    »Sie war ein ganzes Stück jünger,
stimmt. Aber ich würde sie nicht als unerfahren bezeichnen. Hinterhältig und
gemein würde ich eher sagen.«
    Es hört sich an, als hätte Davies seine
Strafe bekommen, und das freut mich. Meg war am Boden zerstört, als es damals
passierte. In dieser Zeit saßen Kip und ich oft bis in die Nacht hinein mit ihr
zusammen und versuchten, sie zu trösten, doch sie war monatelang nicht
ansprechbar, deshalb ließen wir sie schließlich einfach trauern. Dann, eines
Tages, war sie darüber hinweg, fast so, als sei es nie gewesen, sie erwähnte
Rays Namen nie wieder. Es war seltsam, wie sie sich plötzlich wieder fing, aber
wir drangen nicht in sie, wir waren froh, die alte Meg wiederzuhaben.
    »Ich versteh’s nicht, Ray.«
    »Was gibt’s da groß zu verstehen,
Kleines? Ich will ihren Mörder finden, mehr nicht.«
    »So ernsthaft, daß du bereit bist, mir
dreihundert pro Tag plus Spesen zu bezahlen?«
    »Ja.«
    »Es könnte Wochen dauern, Monate.«
    »Fang gleich an. Willst du einen
Vorschuß?« Davies steht auf und zählt Hunderter ab.
    »Moment mal«, sage ich. »Was springt
für dich bei der Sache heraus?«
    Er sieht verletzt aus, wie ein Kind,
dessen Mutter ihm gerade ein Eis verweigert hat.
    »Das tut weh, Kleines«, sagt er.
    Ich bin still.
    »Warum hast du so wenig für mich übrig,
hm?«
    Schweigen.
    »Du denkst, ich habe Meg viel Kummer
gemacht, stimmt’s?«
    »So ähnlich«, sage ich.
    »Ich streite es nicht ab. Aber ich war
jung und dumm.«
    »Gegen dumm habe ich nichts
einzuwenden«, sage ich. »Achtundzwanzig ist alt genug, um es besser zu wissen.«
    »Schätzungsweise«, gibt er zögernd zu.
»Aber, verdammt noch mal, sie hatte es auf mich abgesehen.« Er hebt eine
Hand, um meine Erwiderung abzublocken. »Was soll ein geiler
Achtundzwanzigjähriger denn machen, wenn so eine scharfe Braut daherkommt? Du
hättest

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