Immer verlasse ich dich
hatte, doch
ich kann mich nicht darauf konzentrieren. Ich schaue auf ihre in einer Reihe
aufgestellten Schuhe hinunter. Fast am Ende steht ein Paar aus schwarz-weißem
Lack, an das ich mich erinnern kann. » Laur , ich komme mir vor wie ein
Steptänzer, wenn ich die hier trage. Es sind meine Glücksschuhe.« Ganz
gleich, welche Sachen ich aussuche, die will ich auf jeden Fall dazu haben.
Als ich nach den Schuhen hinten im
Schrank greife, sehe ich einen großen Glaskrug, halbvoll mit Münzen. Welch
seltsamer Aufbewahrungsort. Ich liege auf den Knien, gebrauche beide Hände, um
es zu mir heranzuziehen. Die Münzen haben eine seltsame Farbe, und erst als ich
in den offenen Hals greife und eine Handvoll herausnehme, erkenne ich, daß es
gar keine Münzen sind.
Es sind U-Bahn-Fahrchips.
Und das ist merkwürdig, weil Meg nie die U-Bahn benutzte.
Ich schaue mir die Fahrchips auf meiner
Handfläche genau an und sehe auf Anhieb, daß es die gegenwärtig gültigen sind.
Hat Meg sie gehortet, für den Fall einer Preiserhöhung?
»Nichts«, höre ich sie in meinem Kopf sagen, » wird
mich dazu bringen, die U-Bahn zu benutzen. Eher würde ich in Schnee und Hagel
dreihundert Blocks zu Fuß gehen.«
Wozu also Fahrchips horten? Verwirrt
lasse ich den Krug dort stehen. Ich nehme die Schuhe, bin jedoch immer noch
unschlüssig, welche Kleidungsstücke ich auswählen soll. Schließlich entscheide
ich mich für eine vertraute lavendelfarbene Bluse und einen violetten Rock,
beides von Liz Claiborne.
Zurück im Flur, lege ich die Kleidung
auf einen Stuhl und mache mich daran, die Post zu öffnen. Die Visa-Rechnung
zeigt, daß Meg fünfundfünzig Dollar für ein Abendessen schuldig ist, das sie
vor zehn Tagen im Provençal hatte. Das ist alles. Ich öffne die nächste, und
dort ist ein ähnlich kleiner Betrag aufgeführt. Es gibt keine Zinsforderungen,
was mir sagt, daß sie ihre Kreditkartenrechnungen pünktlich beglichen hat. Sie
sind sich alle ähnlich. Zwanzig Dollar bei Tower Records, zweiundvierzig im
Gap, fünfzehn im Footlocker. Nirgends Zinsen.
Ich bin beunruhigt. Wenn Meg ihren
Kredit nicht bis zum Äußersten anspannte, wo nahm sie das Geld her? Und warum
habe ich nie etwas davon gemerkt? Ich öffne ihre Kontoabrechnung.
Die Buchungen sind wie erwartet:
Telefon, Strom, Miete. Und keinerlei Indiz für eine Bargeldabhebung mit einer
Automatenkarte. Was sagt mir das? Bestimmt benutzte Meg dennoch Bargeld. Ich
erinnere mich, wie sie Dinge bar bezahlte.
» Findest du dieses Schwein nicht
einfach süß, Laur? Guck mal, es ist ein Korkenzieher. Gott, ich muß es haben.
Hundertzwanzig, steht da. C’est la vie! « Und sie hatte lässig das Geld von einem Bündel geschält,
das sie aus einer Hosentasche mit Knopf geholt hatte. Wieso dachte ich mir
damals nichts dabei? Aber wieso sollte ich auch? Weil sie sagte, das Geschäft
wirft keinen Gewinn ab. Und doch kaufte sie sich ein antikes Schwein für über
hundert Dollar.
Und das war noch nicht alles.
Ich erinnere mich an die vielen Male,
wenn Meg darauf bestand, mich ins Kino einzuladen, mir Popcorn zu kaufen oder
die Rechnung für Kaffee und Dessert zu bezahlen.
Und Nick Benning hatte einen Hinweis
gegeben. Da war die Reise, die sie letztes Jahr nach Italien, Frankreich und
England gemacht hatte, während ich an dem Lake Huron-Fall arbeitete. Sie war
einen Monat weg. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, wo das Geld herkam. Ich
war so an Megs Reisen gewöhnt, mir fiel nicht ein, daß die Zeiten sich geändert
hatten, daß das Geld in dieser Zeit eigentlich knapp sein sollte. Bei allen
anderen war es so. Die Wahrheit war, ich war so tief in diesen Fall verstrickt,
daß ich an Meg keinen Gedanken verschwendet hatte.
Was ist mit diesen Büchern? Neben den
vollgepackten Regalen türmen sich überall im Wohnzimmer Stapel von Hardcovern.
Ich untersuche einen Haufen. Zuoberst liegt ein neuer Krimi von Mickey
Friedman. Darunter befindet sich ein neuer Consuelo Baehr-Roman. Als ich ein
Buch nach dem anderen von diesem Stapel herunternehme und einen neuen Stapel
baue, stelle ich fest, das sie alle neu sind.
Ich gehe umher, sehe die Bücher durch.
Einige sind gelesen, einige nicht. Es gibt rauhe Mengen aktueller Bücher. Aber
warum bin ich überrascht? Im Laufe des letzten Jahres hat Meg uns viele
Hardcover geschenkt. Jedesmal, wenn sie zum Abendessen kam, brachte sie uns ein
neues Buch mit. Ich kann nicht glauben, daß wir uns nichts dabei gedacht haben.
» Kinder, ihr werdet dieses
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