Immer verlasse ich dich
umbringen .«
»Aber wenn er explodiert, könnte es
Feuer in diesen Läden da geben, die Fenster könnten herausfliegen, Menschen
könnten verletzt werden«, erkläre ich vernünftig.
»Wer sind Sie eigentlich, Scheiße noch
mal?« fragt Lou mich.
Ich überschlage, wie meine Chancen
stehen, wenn ich meine Lizenz und meine Waffe zücke. Die Übermacht behagt mir
nicht.
»He? Wer sind Sie? Leben Sie in diesem
Block? Gehört Ihnen einer von den Läden? He?« Lou steht dicht vor mir.
»Ich verstehe ja, daß die Sirene
nervtötend ist, aber...«
»Oh, hey, Leute, die Lady versteht, daß
der Scheißwagen ein Ärgernis ist. Leben Sie hier? Sind Sie aus dem Viertel?
He?«
»Ich lebe auf der Perry Street«, sage
ich, um zumindest zu zeigen, daß ich nicht aus New Jersey bin.
»Oh, Perry Street. Die hier lebt auf
der Perry Street. Hören Sie diese Scheißsirene drüben auf der Perry? He?«
»Nein. Aber das ist nicht das Problem.«
»So, was denn dann?«
»Was ist denn das Problem?«
»Lou fragt sie, was das Problem ist.«
»Sie hat ein Problem mit ihrer
Einstellung.«
»Was soll ich mit deren Einstellung?«
Ich behaupte mich und mache noch einen
Versuch. »Ich will Sie lediglich darauf hinweisen, daß, wenn Sie dieses
Vorhaben ausführen, der Wagen explodieren wird, die Schaufenster der Läden
bersten werden, Häuser Feuer fangen könnten und einige von Ihnen verletzt
werden könnten. Sind Sie nicht der Auffassung, Sie sollten die Eigentümer
dieser Läden erst um Ihre Meinung fragen, bevor Sie es tun?«
Sie lachen.
»Wir sind die Eigentümer.«
Ich bin schockiert. »Interessiert Sie
nicht, was alles passieren könnte?«
»Uns interessiert, dieses Scheißauto um
die Ecke zu bringen. Also gehen Sie aus dem Weg, weil ich’s jetzt nämlich
anzünde.« Lou geht zurück zu dem Ende der Spur.
»Hast du ein Streichholz, Lou?«
»Ich hab sie.« Er bringt mehrere große
Küchenzündhölzer zum Vorschein.
»Lou hat sie.«
»Er hat sie.«
»Wo hat er sie her?«
»Hat er nicht gesagt.«
»Er hat sie.«
»Ich hab sie.
Mit den Unterzähnen beiße ich auf meine
Oberlippe, um nicht auszurasten und zu schreien. Aber ich darf es nicht
zulassen. Wie soll ich sie aufhalten? Das einzige, was ich tun kann, ist einen
Cop zu suchen. Als ich in schnellem Tempo an dem Wagen vorbeilaufe, in dem
Bewußtsein, daß ich in der Charles Street Polizeiwache an der Tenth jederzeit
Hilfe bekommen kann, sehe ich, daß Lou ein Zündholz an seiner Jeans anstreichen
will. Es brennt nicht.
Ich beeile mich, schaue jedoch immer
wieder über die Schulter zurück.
Lou versucht es noch einmal. Nichts.
Noch einmal. Es brennt!
O Himmel. Ich renne, schaue immer noch
zurück.
Lou beugt sich vor und berührt mit der
Flamme den berühmten Schwanz, der sich augenblicklich zischend auf den Weg zum
Auto macht. Die Leute, im Grunde darauf nicht gefaßt, rennen weiter vom
Schauplatz weg. Lou ebenso.
Als ich die Seventh Avenue erreiche,
steht der Wagen bereits in Flammen. Ich sehe zu, warte, daß die Ampel
umspringt, die Explosion sich ereignet. Auf der Avenue bleiben die Leute
stehen, gaffen. Die Autosirene ist immer noch zu hören. Die Ampel springt um.
Ich überquere im Laufschritt die Straße. Als ich auf der Westseite der Seventh
anlange, passiert es.
Der Lärm ist gewaltig, und die
Metallteile fliegen in alle Richtungen, zertrümmern Schaufenster, Markisen
fangen Feuer. Die Leute drängen hastig zurück. Wie durch ein Wunder scheint
niemand verletzt worden zu sein. Ich höre den Feuerwehrwagen, bevor ich ihn die
Avenue hinunterkommen sehe. Er biegt um die Ecke und braust auf den
explodierenden Wagen zu.
Ein Mann und eine Frau mit einem Stadtplan
in der Hand, eindeutig Touristen, sagen zu mir: »Was ist denn los? Was ist
passiert?«
Ich öffne den Mund, um es zu erklären,
und merke, daß ich es nicht kann, deshalb sage ich schlicht: »Einige Leute
haben einen Wagen umgebracht.«
Sie sehen mich beide ängstlich und
verwirrt an, in ihren Augen zeigt sich das Bedauern, nach New York gekommen zu
sein.
Ich muß eine Entscheidung fällen. Gehe
ich zur Polizeiwache, um diese Leute zu melden, wie eine gute Staatsbürgerin,
und sitze für den Rest des Tages dort fest, vermutlich für den Rest meines
Lebens den Schikanen Lous und seiner Freunde ausgesetzt? Oder halte ich mich da
raus, wie ein echter New Yorker?
Mehrere Polizeiwagen nähern sich mit
quietschenden Reifen dem Schauplatz. Selbst aus dieser Entfernung kann ich
sehen, daß die Leute noch
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