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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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Alben. Er wirbelt zu William herum. »Und was, zum Teufel,
glaubst du, bringt das, wenn du sie in diese Sache reinziehst?«
    »Ich wußte nicht, was ich sonst tun
sollte«, antwortet er schwach.
    »Na schön. Ihr wollt wissen, was hier
los ist, ich sag’s euch. Dieser Mann« — er zeigt auf William — »der seit fast
sechs Jahren mein Liebhaber ist, ist kokainsüchtig und ein Lügner.«
    »Ich bin nicht süchtig«, protestiert
William.
    »Ach ja? Wieso gehst du dann raus auf
die Straße und besorgst dir Koks?«
    »Ich war aufgeregt.«
    »William«, sagt Rick wütend, »du
wolltest schon vor dem Raubüberfall koksen. Du hast es mir gesagt.«
    Kip und ich sehen William an.
    Er kann uns nicht in die Augen sehen,
starrt auf den Teppich hinunter.
    »Das wußtet ihr nicht, oder?« fragt
Rick uns.
    Kip sagt: »Ich denke nicht, daß das so
wichtig ist, Rick. Ich meine, wann und so weiter. Die Sache ist die, William
braucht Hilfe und er braucht dich.«
    »Er braucht mich nicht«, brüllt Rick.
»Was er braucht, ist einzig dieser widerliche Stoff, den er sich in die Nase
schieben kann.«
    Ich weiß, daß Kip darauf brennt zu
sagen, daß Sucht gewöhnlich ein Familienproblem ist, aber ich weiß auch, daß
sie dafür zu diplomatisch ist.
    Sie sagt: »Ihr könnt euch beide Hilfe
holen.«
    »Scheiß drauf«, sagt Rick. »Wieso
sollte ich mir zum Teufel Hilfe holen? Es ist nicht mein Problem.«
    »Es würde dir helfen zu verstehen«,
sagt sie und meint Dinge über ihn selbst.
    »Ich verstehe voll und ganz. Der Mann
ist ein Kokser, und so will ich nicht leben.«
    Ich bin erschrocken. Will Rick die
Beziehung tatsächlich beenden? »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, er macht mich
krank, und ich muß verdammt noch mal hier raus, bevor ich etwas tue, was ich
noch bereuen werde.«
    Ich schaue zu William hinüber, der
stumm weint, Tränen laufen ihm über die Wangen, sickern in seinen Bart.
    Kip sagt: »Himmel, Rick, ich bin
wirklich schockiert.«
    Jetzt sieht Rick gekränkt aus.
    »Du willst ihn verlassen, weil du
Probleme hast?«
    » Ich habe keine Probleme. Er hat
welche.«
    »Wie kommt’s, daß du nie etwas davon
gemerkt hast?« frage ich Rick.
    »O nein. Du wirst mich nicht zu dem
Schuldigen machen.« Er geht zu seinem Gepäck.
    »Warte«, sagt Kip und wirft mir einen
Halt-die-Klappe-Blick zu.
    »Wieso? Klar, daß ihr Partei für ihn
ergreift. Ihr mochtet immer William lieber, glaubt ihr, ich weiß das nicht?«
    »Das ist nicht wahr«, sagen Kip und ich
gemeinsam.
    Sie fährt fort. »Wir ergreifen nicht
Partei für ihn, Rick. Aber wenn Probleme in einer Beziehung auftauchen, geht
man nicht einfach weg. Man setzt sich damit auseinander. Weißt du denn
inzwischen noch nicht, daß du, wenn du ihn verläßt, schließlich wieder bei
jemandem landest, der ähnliche Probleme hat? Ich meine, Rick, hast du uns nicht
selbst erzählt, daß deine Eltern beide tablettensüchtig sind?«
    »Versuch nicht, mich zu therapieren,
Kip.«
    »Entschuldige.«
    »Außerdem habe ich nie gesagt, daß ich
endgültig gehe.«
    William ruft: »Das tust du nicht?«
    »Ich brauche... Himmel, ich kann nicht
glauben, daß ich das sage... etwas Abstand.«
    »Wo gehst du hin?« fragt William.
    »Nach Kalifornien.«
    »Was?« schreien wir alle auf.
    »Es ist ja nicht so, als ginge ich nach
Kuwait. Ich fahre arbeitshalber laufend nach Hollywood, was ist daran also so
tragisch?«
    »Du hast da einen Liebhaber«, wirft
William ihm vor.
    »Ach, so’n Quatsch. Das ist so typisch
für dich, William, du versuchst, die ganze Sache umzudrehen. Diesmal
funktioniert es nicht. Ich fühle mich hintergangen.« Die Stimme versagt ihm.
»Kannst du das nicht verstehen?«
    Ich kann es.
    Rick nimmt sein Gepäck, doch bevor er
geht, sagt er noch zu mir: »Du solltest es verstehen, und nicht etwa wegen
William.«
    »Was heißt das?«
    »Frag ihn doch.«
    Kip sagt: »Geh nicht so weg, Rick.«
    Ich starre William an, der den Blick
abwendet.
    »Aber vermutlich wird er dich belügen,
wie er uns alle belogen hat, es sei denn, ich bleibe noch. Tja, Pech. Ich muß
mein Flugzeug erwischen.«
    Als spielten wir Standbilder, horchen
wir auf das Geräusch von Ricks Schritten, als er die Stufen hinuntergeht. Die
Haustür öffnet und schließt sich. Rick ist weg.
    Niemand sagt etwas.
    Schließlich sagt Kip: »Er wird
wiederkommen, William.«
    »Das wissen wir nicht«, erwidert er.
    Kip sagt: »Ich glaube doch.«
    »Ich wüßte gern, inwiefern du uns
belogen hast«, sage

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