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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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tatsächlich noch was!«
    »Mann, du kannst ermüdend sein.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    »Ich werde dich jetzt etwas sehr
Wichtiges fragen, und du mußt mir die Wahrheit sagen. Versprichst du es?«
    »Natürlich nicht.«
    »Es hat mit dem Fall zu tun, Kip.«
    »Du bist vielleicht eine. Wenn das
nicht eine Form von Erpressung ist, dann weiß ich nicht.«
    »Nenn es, wie du möchtest.«
    »Worum geht’s?«
    »Hat Meg dir erzählt, wer Thema Nr. 1
war?«
    »Nein.«
    »Ist das die Wahrheit?«
    »Ja.«
    »Er ist nämlich ein Hauptverdächtiger,
und wir wissen nicht, wer er ist, und wir haben auch keinen Anhaltspunkt.«
    »Sie hat es mir nie erzählt.«
    »Wenn sie es hätte?«
    »Das ist doch albern.«
    »Nein, ist es nicht. Wenn sie es dir
erzählt hätte, würdest du es mir jetzt sagen?«
    »Ja. Jetzt würde ich es dir sagen.«
    »Aber vorher hättest du es mir nicht
gesagt?«
    »Nein.«
    Diese Frau ist unglaublich. »Wieso
nicht?«
    »Wenn Meg mir erzählt hätte, wer er
ist, hätte sie es im Vertrauen getan. Andererseits sehe ich ein, daß es jetzt
notwendig und wichtig wäre, es dir zu sagen.«
    »Ich komme immer noch nicht darüber
hinweg, daß du mir das mit Blythe und Ray nicht erzählt hast.«
    »Sieh mal«, sagt sie, bricht jedoch
plötzlich ab. »Wie findest du eigentlich hör mal? «
    »Genauso abscheulich.«
    »Dein Pech. Sieh und hör mal«, sagt sie
gemeinerweise. »Mir wurde ein Geheimnis anvertraut, und ich wurde ausdrücklich
darum gebeten, es dir nicht zu sagen. Was konnte ich tun?«
    »Du hättest es mir sagen können.«
    »Nein, Lauren, hätte ich nicht. Du
hättest das vielleicht tun können, wenn es umgekehrt gewesen wäre, aber ich
nicht.«
    »Spießer«, sage ich vorwurfsvoll.
    »So bin ich nun mal erzogen worden, ich
kann es nicht ändern.«
    »O Mann. Und wie wurde ich erzogen, wie
ein Gassenkind?«
    »Gassenkind?«
    »Wie ein Straßenkind«, erkläre ich.
    »Ich weiß, was das Wort bedeutet.
Manchmal könnte ich dir wirklich an die Gurgel gehen. Ich weiß nicht, wie du
erzogen wurdest, und es spielt auch keine Rolle. Ich wurde jedenfalls dazu
erzogen, etwas Vertrauliches auch vertraulich zu behandeln. Was wäre, wenn ich
allen Leuten erzählen würde, was du mir gesagt hast und was ich nicht
weitersagen soll?«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Nein, ist es nicht. Und ich darf wohl
annehmen, daß du keine Geheimnisse vor mir hast.«
    »Keine, die dich betreffen«, quengele
ich.
    »Diese Sache betraf dich auch nicht. Du
wirst langsam deiner Mutter immer ähnlicher.«
    »Provozier mich nicht«, sage ich
schnippisch.
    »Tja, tut mir leid, aber genau so würde
sie sich ausdrücken. Die Affäre zwischen Ray und Blythe hatte nichts mit dir zu
tun.«
    »Aber es hatte mit meiner besten Freundin
zu tun.«
    »Und sie wollte nicht, daß du es
weißt.«
    »Also mußtest du Ms. Fehlerlos spielen
und es mir verschweigen.«
    »Nein, ich war nicht Ms. Fehlerlos. Nur
eine vertrauenswürdige Person. Würdest du mich lieben, wenn ich nicht
vertrauenswürdig wäre?«
    Ich denke darüber nach. Ich hasse sie.
Weil sie recht hat. »Nein«, flüstere ich.
    Sie läßt es mich nicht wiederholen, wie
manche Leute, die so tun würden, als hätten sie es nicht verstanden. Statt
dessen kommt sie zu mir herüber, nimmt mich in die Arme und hält mich.
    »Es tut mir so leid, daß Dinge über Meg
herauskommen, die dir weh tun, Lauren.«
    Ich fange an zu weinen. Ich weine aus
Kummer, weil ich mich hintergangen fühle, frustriert und verwirrt bin. Obwohl
Kip mich in den Armen hält und versöhnliche Laute von sich gibt, fühle ich mich
völlig allein. Nun, letztlich sind wir wohl alle allein, denke ich schwermütig.
Gewöhn’ dich lieber schon mal daran.
    Es läutet an der Tür.
    Kip springt auf. »Sie sind da«, ruft
sie glücklich.
    Erst da fällt mir wieder ein, daß Tom und
Sam aus San Francisco angekommen sind. Ich liebe sie heiß und innig, und sie
sind die letzten, die ich sehen will. Ich habe keine Wahl.
    Ich stehe hinter Kip, als sie die Tür
öffnet. Mein Menschenherz dreht sich mir im Leib um.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     Ich habe Tom nicht gesehen, seit vor fast einem Jahr
Aids bei ihm diagnostiziert wurde. Mit vierunddreißig ist er der jüngste der
vier Adams-Kinder und Kips Liebling. Ich habe ihn immer für einen der
attraktivsten Männer gehalten, die ich je gesehen habe.
    Ich kann nicht fassen, daß dies
derselbe Mann ist, den ich seit nahezu zwölf Jahren kenne. Als ich die Arme um
ihn lege,

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