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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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ich.
    William schüttelt kläglich den Kopf,
geht zu einem Polstersessel und läßt sich mit einem dumpfen Geräusch darauf
fallen, die langen Beine ausgestreckt.
    Kip und ich setzen uns ihm gegenüber
auf ein Sofa.
    Sie sagt: »Möchtest du Hilfe?«
    »Hilfe, papperlapapp«, sage ich. »Immer
hübsch der Reihe nach. Inwiefern hast du gelogen?« Normalerweise würde ich mich
nicht so verhalten, aber irgendwie spüre ich, daß das, was er verbirgt, etwas
mit Meg zu tun hat. »Es hängt mit Meg zusammen, nicht wahr?«
    Sein Kinn, das er auf die Brust
gestützt hatte, schnellt hoch, und in diesen wunderschönen blauen Augen steht
Überraschung. »Woher weißt du das?«
    »Das gehört zu meinem Job«, sage ich
zum zweitausendstenmal als Antwort auf diese Frage. »Hat es mit Geld zu tun?
Viel Geld?«
    »Geld? Nein.«
    »Koks?«
    Er antwortet nicht, dann, fast
unmerklich, nickt er.
    Ich will das über Meg nicht hören. »Wie
bitte?«
    William holt tief Luft, seufzt. »An dem
Abend des Überfalls ging ich nicht in Megs Geschäft, um einen Ring zu kaufen,
den Rick sich wünschte. Ich ging hin, um mir etwas Koks zu beschaffen.«
    »Von Meg?« fragt Kip bestürzt.
    »Ja.« Er schaut zu uns auf. »Es tut mir
leid.«
    Ich zwinge mich nachzuhaken. »Meg war
eine Dealerin?«
    »Nein!«
    Es wäre eine Erklärung für das Geld.
»Bist du sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher.«
    »Was dann? Meg war süchtig nach Koks?«
    »Sie war nicht süchtig .«
    Seine Meinung ist mir gleichgültig.
»Aber sie hat gekokst?«
    »Ja.«
    Ich sehe Kip an.
    Sie versteht: »Nein, das wußte ich
nicht, Liebes.«
    »Die Wahrheit ist«, sagt William,
»eigentlich glaube ich nicht, daß sie es oft gemacht hat. Ich weiß, ihr denkt,
ich kann einen Süchtigen nicht von einem Gesunden unterscheiden, aber sie war
es nicht. Sie hat es nur ab und zu gemacht. Die Sache war die, sie hatte
gewöhnlich etwas da, und an jenem Abend waren meine sonstigen Quellen trocken.
Das war der Grund, weshalb ich zu Meg ging.«
    »Aber du hast es nicht bekommen, wegen
des Überfalls«, sagt Kip.
    »Hätte sie es dir verkauft?«
    »Natürlich nicht. Sie hätte es mir so
gegeben. Meg war sehr großzügig, das weißt du doch.«
    Ja, das weiß ich. Ich glaube, daß ich
es weiß. Ich weiß nicht, was ich weiß. »Also hast du es später von ihr
bekommen, als die Polizei abgerückt war?«
    »Nein. Sie hatte keines. Und das war
merkwürdig. Nicht, daß sie keines hatte, aber während die Cops dort waren, war
sie so nervös, und ich dachte natürlich, sie mache sich Sorgen, daß die ihren
geheimen Vorrat finden könnten.«
    »Könnte sie nicht wegen des Überfalls
nervös gewesen sein?« fragt Kip.
    »Sicher. War sie auch. Aber da war noch
etwas anderes. Sie war schreckhaft. Sah immer wieder zu der Tür, die in den
Keller führt.«
    »Hast du sie später danach gefragt, als
sie sagte, sie habe kein Koks?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    Er zuckt mit den Schultern.
    Ich weiß, es lag daran, daß es ihm
gleichgültig war. Er wollte nur von dort weg, um sich anderswo etwas zu
beschaffen. Ich blicke zu Kip hinüber. Sie weiß es ebenfalls.
    »Was meinst du damit, schreckhaft?«
    »Überreizt, unruhig. Ich war so
überrascht, als sie sagte, sie habe keinen einzigen Streifen. Meint ihr, sie
hat mich belogen?«
    Gott verhüte, daß in diesen Tagen
jemand einen anderen belügt!
    »Ich meine«, fährt er fort, »vielleicht
hatte sie Angst, die Cops könnten zurückkommen oder so. Sie scheuchte mich
gleich hinaus, als sie verschwanden. Klemmte beim Abschließen praktisch mein
Hemd in die Tür ein.«
    »Beim Abschließen?«
    »Sie schloß nach acht immer die Tür
ab.«
    Stimmt ja! Mir fällt ein, was Meg mir
darüber sagte, wie sie entschied, wen sie hereinlassen sollte und wen nicht.
    » Wenn ich die Person nicht kenne,
verlasse ich mich auf meinen Instinkt, Laur. Den guten, altmodischen Instinkt.
Das ist der Grund, warum ich bisher nie einen Raubüberfall hatte. Jeder andere
in dem Block hatte schon einen, nur nicht deine Lieblingsparanoikerin .«
    »Verdammt, wer würde einem Menschen die
Tür öffnen, den er nicht kennt, wenn er gerade erst überfallen wurde?« sage
ich,
    »Ganz richtig«, stimmt Kip mir zu.
    »Wenn ich recht überlege, was wollte
sie überhaupt noch dort?«
    William sagt: »Komisch, daß sie dich
wegen des Vorfalls nicht angerufen hat.«
    »Wenn sie angerufen hätte«, sage ich,
»was hätte ich
    dann getan?«
    »Du wärst hingegangen«, antwortet Kip.
    »Genau.«
    »Ich kann

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