Immer verlasse ich dich
Probleme.«
Ich lache. »Und du wohl nicht.«
Kip sagt: »Wenn du versprichst, dir
helfen zu lassen, William, kannst du bleiben.«
Ich sehe sie an, völlig verblüfft.
Glaubt sie denn tatsächlich, daß ein Versprechen, das er jetzt gibt, irgend
etwas zu bedeuten hat? Ach, zum Teufel, sie ist bloß eine Therapeutin. Was
wissen die schon? Und ich? Ich bin die Tochter einer Alkoholikerin. Ich weiß
Bescheid über Versprechen.
Ich will nicht mehr ins Bett. Ich will
über mein Modem und meinen Computer mit normalen, vernünftigen Leuten reden.
»Macht ihr zwei, was ihr wollt, ich werde meine elektronische Post nachsehen.«
»Ich dachte, du wärst meine Freundin«,
sagt er, wie nicht anders zu erwarten.
»Bin ich.«
»William, versprich, daß du über einen
Entzug nachdenkst.«
Als ich ins Arbeitszimmer gehe, höre
ich, wie William ein Versprechen gibt und Kip ihm glaubt. Im Arbeitszimmer ist
es dunkel, und ich lasse es so. Ich betätige den Netzschalter. Meine Geräte
erwachen surrend zu technischem Leben, während ich die Plastikhüllen von
Computer und Drucker entferne.
Ich habe einen neuen Sony-Monitor, und
der blinkt und rülpst und ruft in leuchtenden Farben den Norton Commander auf.
Mein Cardinal-Modem, an dem kleine gelbe Lichter blinken, steht oben auf meinem
EPS 386SX-20 CPU. Darauf steht wiederum mein Logitech-Scanner, und zur Rechten
meines 101-Tasten-EPS-Keyboards befindet sich eine strahlendweiße
Microsoft-Maus auf ihrem grauen Pad. O ja, wir haben uns vergrößert.
Ich setze den Cursor auf das
Telix-Verzeichnis, indem ich die Maus bewege, drücke auf eine oder zwei Tasten,
und innerhalb von Millisekunden bin ich im Telix-Programm und wähle AARDVARK,
mein liebstes Brett. Bei diesem Modem kann ich die ganze Prozedur auch hören:
Wählton, den Singsang der Telefonnummer, das Läuten und... das Besetztzeichen.
Ich gehe im Verzeichnis zu Invention
Factory hinunter. Dieses Brett bietet Direktverbindungen an, und wenn ich Glück
habe, befinden sich vielleicht Phantom Two, Lovable oder Gefilte Mish auf dem
Brett und sind bereit zu einem Gedankenaustausch über Madonna oder Bart
Simpson. Hey, ich habe nie behauptet, daß es hier um intellektuelle
Diskussionen geht.
Während ich auf die Verbindung warte,
denke ich über den Fall nach. Ich muß Megs Mörder finden. Und seit diese
kleinen Gauner tot sind und Pesh eine weiße Weste hat, ist mein einziger
Verdächtiger Thema Nr. 1, da ich aber nicht weiß, wer er ist, weiß ich nicht
viel. Klar ist allerdings, daß da draußen ein Mörder herumläuft... vielleicht
Thema Nr. 1...vielleicht auch jemand anders.
Wir sitzen im Wohnzimmer und warten auf
Tom und Sam. Wir gehen mit ihnen zu dem Termin bei Dr. Woo. Ich habe einen
Gefühlskater von der Beerdigung. Die Depression lastet auf meiner Brust wie ein
Sumo-Ringer. Wir lesen in Zeitschriften. Ich blättere die Seiten um, nehme das
Gedruckte aber kaum wahr.
Kip sagt: »Ich kann’s nicht fassen!«
schmutzpredigt im
kommen!!!
»Kimberly Bergalis«, sagt sie.
Ich bin verblüfft.
»Die Frau, die sich bei ihrem Zahnarzt
mit Aids infiziert hat.«
»Richtig.«
»Sie bringen sie vor einen
Kongreßausschuß, schieben sie in einem Krankenhausbett rein, und lassen sie
bezeugen, daß sie, ich zitiere, ›als unschuldiges Opfer mit Aids infiziert
wurde‹. Was natürlich heißt, daß die Homosexuellen und Drogenabhängigen nicht unschuldig sind.«
»Helms?«
»Wer sonst?«
»Warum tun sie das?«
»Es ist wieder diese gottverdammte
Testgeschichte. Aber warte, das ist noch nicht alles. Diese Zurschaustellung,
diese offensichtliche Ausbeutung einer sterbenden Frau... bist du bereit...
wird im Fernsehen übertragen. Kannst du es auch kaum erwarten? Oh Gott. Ich
meine, mir tut Kimberly Bergalis leid, aber es ist so abscheulich, eine
Sterbende so zu benutzen.« Sie schleudert die Zeitschrift durchs Zimmer. »Weißt
du, was Bob Sklar mir erzählt hat?«
Ihr Zahnarzt. »Nee.«
»Die Zahnmedizinstudenten an der New
York University müssen mit Aids-Patienten arbeiten, aber sollten sie
sich mit Aids anstecken, dürfen sie ihren Abschluß nicht mehr machen. Kannst du
das glauben?«
»Sie können sich dabei doch sowieso
nicht anstecken.«
»Schatz, ich weiß das und du weißt das,
aber irgend so ein Rechtsaußen von der Universität weiß es nicht. Jemand, der
von Jesse Helms angestachelt wird und ebensogut ein Sprachrohr von Bush sein
könnte. Ich hasse diesen Mann. Er ist
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