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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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Parzelle
der Harbaughs. Sasha und Tamari, Blythe, die älteren Harbaughs, Rosie mit
Familie und Lorraine warten mit dem Geistlichen und Lorenzo auf uns. Da sind
noch einige ältere Leute, die ich nicht kenne, und ich nehme an, sie sind
Freunde von Megs Eltern. Keiner der beiden Ex-Ehemänner ist erschienen, auch
niemand von Megs Kollegen und Freunden. Sie wissen, daß wir in einigen Wochen
die Party geben, und werden dann gebührend trauern und feiern.
    Der Anblick der tiefen Grube geht mir
unter die Haut. Daneben steht der Sarg auf einer Vorrichtung, die ihn in den
Boden hinunterlassen wird. In die Grube. Ich habe das Gefühl, daß ich gleich
wahnsinnig werde, schreie, lache, irgend etwas Unpassendes tue, und ich packe
Kips Hand. William legt den Arm um mich.
    Der Geistliche beginnt. Ich verfalle in
einen tranceähnlichen Zustand und bekomme kein Wort mit. Kurz darauf weiß ich,
daß es vorbei ist, und ich werde von William und Kip weggeführt. Ich schaue
zurück und sehe, wie der Sarg verschwindet. Ein großer Fehler. In meinem Kopf
sage ich: Na schön, Leute, die Vorstellung ist beendet!
    In meinem Herzen kenne ich die
Wahrheit.
     
    Da wir zum Leichenschmaus noch zu den
Harbaughs gehen mußten, kommen wir erst spät nach acht zuhause an. Meine Mutter
war wieder ganz sie selbst, konsumierte zahlreiche Manhattans, und als wir
aufbrachen, war Hildy Harbaugh damit beschäftigt, sie zu trösten.
    Ich will nur noch ins Bett, mich eine
Zeitlang verstecken. In der Tür steht William und starrt uns an. Er macht keine
Anstalten, die Stufen zu seiner Wohnung hochzusteigen.
    Kip lädt ihn ein, hereinzukommen.
    Er nimmt an.
    Ich kann mich nicht erinnern, wann ich
William einmal nicht bei uns haben wollte, aber jetzt ist mir so. Trotzdem
verstehe ich, daß er nicht allein sein will.
    Auf dem Anrufbeantworter sind drei
Nachrichten. Sie stammen alle von Cecchi. In der ersten sagt er, daß Lieface
Malcolm gefunden wurde, erwürgt, in einem leerstehenden Gebäude. Die zweite
informiert über den vorzeitigen Tod von Eddie Margolis. Dieselbe Todesart. Beide
scheinen seit mehreren Tagen tot zu sein, vermutlich starben sie schon vor
Fingers Faye. Und die dritte berichtet, daß Al Pesh ein Alibi hat, ein gutes,
für die Zeit der beiden jüngsten Morde.
    Kip sagt: »Ich finde, du solltest
diesen Fall abgeben.«
    Ich nicke.
    »Lauren, laß das bitte. Ich meine es
ernst. Es gibt immer mehr Todesopfer.«
    »Laß uns jetzt nicht darüber reden,
ja?«
    William sagt: »Kann ich heute nacht
hier schlafen?«
    Das Sofa läßt sich in ein Bett
verwandeln, wie er weiß.
    »Ich bring’s nicht fertig, nach oben in
die leere Wohnung zu gehen.«
    »Hast du Angst, daß du dann koksen
könntest?« fragt Kip.
    Er nickt wie ein Kind.
    »Vielleicht solltest du über einen
Entzug nachdenken«, sagt sie.
    »Ich glaube nicht, daß ich das
brauche«, sagt er unnachgiebig.
    »Was gedenkst du denn sonst zu tun?«
frage ich.
    »Tun?«
    »Ja, William«, sage ich gereizt, » tun. Gegen deine Abhängigkeit.«
    »Ich wünschte, du würdest es nicht
immer so nennen, Lauren.«
    »Na schön«, sage ich. »Was willst du
gegen deine Sucht tun? Den unwiderstehlichen Drang, deine Gier, Besessenheit?
Gefällt dir das besser?«
    »Ich glaube, ich gehe lieber nach
Hause«, sagt er.
    »Oh, um Himmels willen«, schreie ich.
»Du hast gerade zugegeben, daß du Angst hast, allein zu sein, weil du dann
sniffen könntest. Hältst du das für normal?«
    »Du bist ja bloß sauer auf deine
Mutter«, sagt er.
    Das entspricht vermutlich der Wahrheit.
»Meine Gefühle wegen meiner Mutter heben meine Gefühle deinetwegen nicht auf.
Ich habe dich sehr gern, William. Ich will dich nicht verlieren. Begreifst du
das nicht?«. 2
    Er sagt nichts.
    »Gedenkst du, für immer bei uns zu
leben, damit du nicht mehr kokst?«
    »Natürlich nicht«, sagt er empört.
    »Was dann? Was gedenkst du in dieser
Sache zu unternehmen?«
    »Ich gedenke gar nichts zu unternehmen.
Ich brauche es nicht. Du machst eine derart große Sache daraus. Ich habe es
voll im Griff«, sagt er.
    »Warum hast du dann Angst, nach oben zu
gehen?« fragt Kip.
    Ich warte nicht auf irgendeine Ausrede,
sondern sage: »Willst du Rick nicht zurückhaben?«
    »Was für eine dumme Frage.«
    »Ach ja? Das glaube ich nicht, denn
wenn du nichts in dieser Koksangelegenheit unternimmst, wird Rick nicht
wiederkommen.«
    Beunruhigt fragt er: »Hat er dir das
gesagt?«
    »Das war doch wohl deutlich zu sehen«,
sage ich.
    »Dann hat er

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