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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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Haar, zu einem einzelnen Zopf
geflochten, und Haut von der Beschaffenheit und Farbe eines Rosenblattes.
    »Mann«, sagt Mary Jane, »ich wünschte,
ich könnte mir eines von diesen Desserts bestellen.«
    »Wieso kannst du nicht?« fragt Julie
Fisher. Sie ist; etwa fünfunddreißig, sehr hübsch und hat einen Körper, wie man
ihn eigentlich nur in Filmen zu sehen bekommt. Ihre Augen passen zu ihrem
langen dunklen Haar, wie Splitter desselben Anstrichs.
    Mary Jane antwortet: »Weil ich, wenn
ich ein Dessert nur rieche, gleich an den Oberschenkeln zulege. Und ich bin
ohnehin auf Diät.«
    »Du bist doch immerzu auf Diät«, sagt
Lorry.
    »Na und? Was weißt du denn schon,
Grünschnabel? Du willst ein paar Pfund abnehmen« — sie schnippt mit den Fingern
— »und schon sind sie runter. Ich dagegen, ich muß dafür eisern schuften. Wart’s
ab. Du wirst schon sehen, wenn du erst in mein Alter kommst.«
    Julie sagt: »Hat schon mal jemand
darüber nachgedacht, wo all das Fett hingeht, das die Leute abhungern? Ich
meine, geht es in die Luft oder was?«
    »Ich unterbreche nur ungern«, sage ich,
»aber ich habe einen ziemlich engen Terminplan.«
    »O ja, klar«, sagt Mary Jane. »Sie
wollen über unsere Meg sprechen, hm? Ich kann es immer noch nicht glauben.
Mann.«
    »Sie wissen doch bestimmt, daß die
Polizei uns alle befragt hat und wir nicht zu den Verdächtigen gehören?«
erkundigt sich Lorry.
    »Ja, ich weiß. Was hielten sie von Megs
Freund?« frage ich unvermittelt.
    Sie sehen einander verblüfft an.
    »Wußte gar nicht, daß sie einen hatte«,
sagt Julie.
    Die anderen stimmen ihr zu.
    Demnach hielt sie ihn vor allen
versteckt. Er muß verheiratet gewesen sein, oder vielleicht war er sehr,
sehr jung.Jemand, auf den sie sich nichts einbilden konnte, wegen dem
sie kritisiert worden wäre, und nicht nur von mir.
    Ich gehe gleich zum nächsten Punkt
über. »Ich hätte gern einige Informationen über das Geschäft.«
    »Das Geschäft? Was ist damit? Wird es
wieder eröffnet? Wir brauchen nämlich Arbeit, wissen Sie.«
    »Ich weiß nicht, ob es wieder eröffnet
wird. Ich bezweifle es.«
    »Ich glaube, ich werde ein Drehbuch
schreiben«, sagt Lorry, als ginge es darum, den Rasen zu mähen oder etwas zu
streichen.
    »Ich würde gern über den Lagerraum
sprechen. Speziell die Lieferungen. Wie funktionierte das?«
    »Lieferungen?« sagt Mary Jane. »Was ist
mit den Lieferungen? Meinen Sie, ich hatte Zeit, die Lieferungen zu überprüfen?
Lieferungen guckt sich sowieso kein Mensch an. Lieferungen gibt’s den lieben
langen Tag.«
    Ich will, daß sie aufhört, Lieferungen zu sagen.
    Die beiden anderen sehen einander an.
    »Kommt schon«, sagt Julie, »ihr wißt
doch, wovon sie redet, Leute.«
    Mein Detektivinnenherz pulsiert.
    Mary Jane wirft Julie einen Blick zu,
der Verrat schreit. Es macht die Runde, nehme ich an.
    »Was ist, Julie? Was wißt ihr alle?«
    »Da lief etwas. Wir wissen nicht, was,
doch da waren diese Kartons, die wir nicht öffnen durften. An dem einen Tag
kamen sie, am nächsten waren sie wieder verschwunden. Meg war sehr eigen darin,
daß wir sie nicht öffnen durften.«
    »Ich kann’s nicht fassen«, sagt Mary
Jane. »Wir gaben ihr damals unser Ehrenwort, niemandem etwas zu sagen. Hast du
das vergessen, Julie?«
    »Tja, es war eine dumme Vereinbarung.
Vielleicht ist es wichtig. Vielleicht hat es mit ihrem Tod zu tun.«
    »Ja«, sage ich. »Julie hat recht.«
    Jetzt fügt Lorry leise hinzu: »Die
Kartons kamen einmal in der Woche. Gewöhnlich montagnachmittags«
    »Verräter«, sagt Mary Jane. »Wem kann
man überhaupt noch trauen?«
    Ich weiß, wie ihr zumute ist. »Und dann
waren sie am Dienstag verschwunden?«
    »Ja.«
    »Welchen Grund nannte Meg Ihnen dafür,
daß Sie sie nicht öffnen sollten?«
    »Ist das Ihr Ernst? Sie brauchte uns
keinen Grund zu nennen«, sagt Julie. »Sie war der Boß.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, was sich in
den Kartons befand?«
    Wieder sehen sie einander an.
    »Wie wär’s mit siebenhundert Stück«,
sagt Lorry. »Ideen.«
    »Mann, das ist ja schrecklich.«
    »Könnte nahezu alles gewesen sein. Auf
jeden Fall nichts Gutes.«
    »Glauben Sie, es waren Drogen?«
    »Ich schon«, sagt Julie.
    Ich sehe die beiden anderen an.
    Mary Jane schüttelt den Kopf, weigert
sich zu spekulieren.
    Lorry zuckt die Achseln. »Hey, wieso
nicht? In meinem Drehbuch werden es Drogen sein.«
    Empört sagt Mary Jane: »Du willst über
Meg schreiben?«
    »Ich werde ihren Namen nicht

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