Immer verlasse ich dich
zu diesem Zeitpunkt nur für noch mehr Verwirrung sorgen.
Statt dessen versuche ich, weiteres aus
Peter herauszuholen. »Vermutlich sind Sie in Sicherheit, es sei denn, Sie gehen
davon aus, jemand hat es auf die Mitglieder der Merchants Association
abgesehen. Übrigens, warum waren eigentlich nicht alle Ladenbesitzer Mitglied?«
Peter sieht bestürzt aus.
Steele sagt: »Alle, die es wollten,
waren dabei.«
»Was ist mit Arlene Kornbluth?«
»Wir haben Sie zum Beitritt
aufgefordert. Sie wollte nicht.«
Ich weiß, das ist eine Lüge. »Vielen
Dank für Ihre Hilfe«, sage ich gelassen.
Steele wickelt Bertha um seinen Hals
wie eine Stola. »Überhaupt keine Ursache«, sagt er und imitiert meinen Tonfall.
»Möchten Sie Bertha tschüs sagen?«
Bertha knurrt. Na schön, es ist kein
Knurren. Aber mir kommt es so vor. Ich lasse meine Karte auf dem Tresen liegen
und sage den üblichen Spruch auf, wenn ihnen noch irgend etwas einfallen sollte
und so weiter und so fort.
Das Wetter ist umgeschlagen, und es
sieht nach Regen aus. Ich gehe mit mir zu Rate, ob es vorzuziehen ist, jetzt
schon von zuhause einen Regenschirm zu holen, oder erst Winx zu befragen,
Regenschirm später. Ich schaue nach der Zeit und entscheide, Regenschirm jetzt.
Kip hat eine zweistündige Pause, und ich finde, die sollten wir gemeinsam
verbringen. Außerdem nähre ich nach wie vor das unbestimmte Gefühl, daß sie
mich verlassen wird. Ich weiß, daß Kip nirgends hingehen will, aber es
gibt Verlassen und Verlassen. Eines weiß ich, man darf nie etwas als
selbstverständlich, als garantiert hinnehmen. Oder wie Kip und ich zueinander
sagen: »Halte mich nicht für Granit!«
Kip liegt auf dem Bett und liest ein
gebundenes Manuskriptexemplar von Jane Smileys neuem Roman. Die großzügigen Js
geben uns oft ihre Manuskriptexemplare. Wir genießen das Gefühl, früher als alle
anderen in den neuesten Büchern schmökern zu können.
»Was machst du denn hier?« fragt sie.
»Ich wollte dich sehen.«
Sie klopft neben sich aufs Bett. »Mich
sehen? Hast du vergessen, wie ich aussehe?«
»Spotte nicht«, sage ich und lege mich
neben sie.
Sie legt das Manuskript hin.
»Entschuldige. Komm her.«
Ich krieche unter den Arm, den sie mir
anbietet, lege meinen Kopf auf ihre Brust, die sie zurechtrückt. »Ich weiß, sie
sind klein, aber man muß trotzdem aufpassen.«
»Wer sagt, daß sie klein sind?«
»Ich sag das.«
»Was weißt du schon?«
»Du meinst... sie sind nicht klein? Ich muß all diese Jahre wahnsinnig gewesen sein, Halluzinationen gehabt
haben.«
»Ich wollte es dir nicht sagen.«
»Wieso nicht? Es ist doch schrecklich,
Brüste so ungenutzt zu lassen!«
Wir lachen.
»Ich glaube nicht, daß ich sie jemals
ungenutzt gelassen habe«, sage ich lasziv und berühre eine.
»Mmmm.«
»Heißt das, mach weiter?« frage ich.
»Ja«, sagt Kip heiser. »Ich glaube
schon.«
Langsam ziehen wir einander aus. Dann,
neckend, liebkose ich sie, wie ein Skifahrer gleite ich mit der Hand über die
Hügel und Täler ihres Körpers. Sie macht dasselbe bei mir. Wir massieren,
kitzeln, streicheln, unsere Finger vollführen einen verrückten Tanz.
Schließlich gehen unsere Münder auf Wanderschaft, unsere Zungen inspizieren das
Gelände, wie Architekten der Liebe.
Wir liegen ineinander verschlungen und
verschwitzt da, und Kip sagt: »Liebling? Woran denkst du?«
Wie kannst du deiner Liebsten nach
einer sensationellen sexuellen Erfahrung sagen, daß du an die
Schoko-Erdnuß-Torte im Egg’s Nest denkst? Hinterher habe ich jedesmal Hunger.
Seien wir doch ehrlich, ich habe immerzu Hunger. Doch speziell nach dem
Liebemachen. Lügen oder nicht lügen?
Ich flambiere die Antwort sozusagen und
küsse sie.
Sie sagt: »Sandkuchen oder Mousse?«
Manchmal frage ich mich, wer von uns
die Detektivin ist.
»Ich habe einen tollen Salat unten. Wie
klingt das?«
»Mmmm. Lecker.«
»Dachte mir, daß du begeistert sein
würdest. Komm, laß uns was essen, dabei kannst du mir erzählen, wie es mit dem
Fall steht.«
Bevor wir aufstehen, küssen wir uns
noch einmal und stehen fast doch nicht auf. Doch die Wahrheit ist, nach zwölf
Jahren wissen wir beide, daß wir es nicht zweimal tun werden, wie erregt wir
auch sein mögen. Dies ist die Wirklichkeit.
Wir lösen uns voneinander, ziehen uns
an und gehen nach unten in die Küche zum Kaninchenfutter.
Töpfereien wie in Winx’ Laden gibt es
nirgendwo sonst. Sie sind schrullig und doch irgendwie nett: Teekannen
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