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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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mit
leichtem Seitwärtsdrall, als seien sie betrunken; dicke Butterschalen in
herrlichen Farben; unorthodoxe Tassen mit verrückten Windungen. Und dann sind
da die Skulpturen. Sie sind die schönsten Stücke. Exzentrisch, phantasievoll,
witzig.
    Dieser Laden ist mir nicht fremd. Ich
bin immer wieder fasziniert von den Schaufenstern, lasse mich von der Ware ins
Innere locken und habe schon viele Sachen hier gekauft. Aber Winx Daignault
kenne ich nicht persönlich, und er kann sich unter den Tausenden von Leuten,
die in seinem Shop ein- und ausgehen, unmöglich auch an mich erinnern.
    Winx ist ein mittelgroßer Mann mit
einer Haut wie Espresso, dunklen Augen, einer breiten Nase, sinnlichen Lippen.
Er trägt ein knallrotes kurzärmeliges Hemd und frische, gebügelte Jeans, die
Schnalle an seinem Silbergürtel ist riesig und reichverziert.
    »Guten Tag«, begrüßt er mich in seinem
jamaicanischen Singsang. »Wie geht es Ihnen heute, kann ich Ihnen behilflich
sein?«
    Ich sage ihm, wer ich bin, und zeige
meinen Ausweis.
    »Ah. Megan. Ja. Wir werden sie alle
sehr vermissen. Sie war eine gute Nachbarin, eine gute Freundin.« In seinen
Augen glänzen Tränen, er blinzelt sie weg. »Sie hat oft von Ihnen gesprochen,
Lauren. Stört es Sie, wenn ich Sie Lauren nenne? Sie müssen mich Winx nennen.«
    Ich nicke, überrascht, daß dieser Mann
durch Meg von mir gehört hat. »Was hat sie über mich gesagt?« frage ich,
unfähig, meine Neugier zu bezähmen.
    »Oh, sie mochte Sie sehr gern, Lauren.
Ich glaube, Sie sagte, Sie seien Ihre beste Freundin und daß Sie einander schon
fast Ihr Leben lang gekannt hätten.«
    Aber was hat sie über mich gesagt? möchte ich am liebsten fragen.
    Als spüre Winx das, fügt er hinzu:
»Megan sagte, Sie seien der redlichste Mensch, den sie kenne.« Ein Ausdruck von
Panik streift seine Augen, als befürchte er, zuviel gesagt zu haben, dann
lächelt er schnell.
    Das Szenarium, das ich gestützt auf
seine Bemerkung und seinen Augenausdruck entwerfe, ist, daß Meg zusammen mit
Winx etwas Ungesetzliches tat und erwähnte, ihre beste Freundin wäre mit
Sicherheit empört, wenn sie davon erführe, denn »sie ist der redlichste Mensch,
den ich kenne«.
    »Sie meinen, sie hatte Angst, ich
könnte herausfinden, was hiervor sich ging?« sage ich ganz dreist in dem
Versuch, ihn zu überrumpeln.
    »Was hier vor sich ging?«
    »Waren Sie Mitglied der Merchants
Association?«
    »Natürlich«, antwortet er gelassen.
    Er ist ein ganz Cooler. Dennoch spüre
ich, daß es möglich ist, ihm etwas zu entlocken, deshalb lege ich alles, was
ich weiß, so offen dar, wie ich kann.
    »Megan hatte recht«, sagt er. »Sie sind redlich. Ich wünschte, ich könnte Ihnen etwas sagen, Lauren, aber ich kann es
nicht.«
    »Sie meinen, Sie wollen nicht.«
    »Es gibt verschiedene Grade der
Loyalität«, sagt er geheimnisvoll.
    »Was bedeutet, daß Sie Ihren Freunden
gegenüber loyal sein müssen.«
    Er nickt fast unmerklich, die Augen
kurz geschlossen. Eine deutliche Zustimmung.
    »Lassen Sie mich nur soviel sagen,
Lauren. Der Mord an Meg ist eine tragische und böse Sache. Hoffentlich wird der
Täter bald gefaßt. Ich glaube keinesfalls, daß es jemand war, den wir kennen.«
    »Also, kein Mitglied des
Händlervereins.«
    »So ist es.«
    »Daher gibt es auch keinen Grund, mir
oder den Cops von Ihren Aktivitäten zu erzählen?«
    »Gestatten Sie mir, das anders
auszudrücken. Die Treffen der Merchants Association haben keinerlei Bezug zu
dem Mord.«
    Er mauert. »Es ist eine sehr elitäre
Vereinigung, nicht wahr? Ich meine, wieso sind die koreanischen
Lebensmittelhändler an der Ecke keine Mitglieder? Warum nicht die Pakistaner,
die den Zeitungsladen betreiben?«
    »Sie wünschten nicht beizutreten.«
    Das glaube ich nicht, und ich habe vor,
es nachzuprüfen. »Winx, angenommen, Sie irren sich. Angenommen, jemand von der
Merchants Association hat Meg doch getötet?«
    Seine Mundwinkel zucken. Dieser Gedanke
ist ihm offensichtlich nicht gekommen. »Ich dachte, es war ein Räuber.«
    »Ich glaube das nicht. Meg öffnete
dieser Person die Tür, nachdem sie überfallen worden war. Falls die
Person ein Fremder war, erscheint es da nicht unlogisch, daß Meg ihm nach dem
Überfall öffnete, auch wenn sie gewöhnlich relativ unbekümmert in der Frage
war, wen Sie in den Laden hereinließ?« Ich sehe den Widerstreit in seinen
Augen.
    »Das ist eine rhetorische Frage.
Dennoch, warum sollte ein Freund sie töten?«
    »Sagen Sie es mir. Worum

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