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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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Angst?«
    »Ich glaube, Sie gehen besser.«
    Peter fährt fort zu weinen, als Paul
ihn zu dem Stuhl hinter dem Tresen führt.
    Paul sagt: »Sind Sie so verdammt
gefühllos, daß Sie nicht sehen, was hier los ist? Himmel, wie ich Lesben
hasse.«
    Diese letzte Bemerkung trifft mich
tief, wenn sie mich auch nicht überrascht. Es gibt haufenweise schwule Männer,
die Lesben hassen, und umgekehrt. Trotzdem ist es immer wieder ein Schock.
    Peter wischt sich die Augen, beruhigt
sich. »Ich bin jetzt wieder okay, Paul.«
    Paul tätschelt ihn rauh, dann blickt er
mich an. »Sind Sie immer noch nicht weg?«
    »Ich bin immer noch hier«, sage ich
unbekümmert, als wäre ich der letzte Gast auf einer Party.
    »Sie sind eine echte
Schwanzabschneiderin, wissen Sie das?«
    »Nur wenn irgendwelche Schwänze da
sind, die man abschneiden kann«, erkläre ich.
    »Hä?«
    Ich achte nicht auf ihn, trete zur
Seite, damit ich Peter besser sehen kann. »Warum haben Sie geweint?«
    Er wirft Paul einen Blick zu, preßt die
Lippen aufeinander.
    Steele sagt: »Halt die Klappe, Peter.«
    »Das ist doch dumm. Sie werden nicht
damit durchkommen, also warum erzählen Sie es mir nicht?« Zu Peter sage ich:
»Ich weiß von dem Streit, den Sie alle vor ein paar Wochen draußen vor Megs
Laden hatten.«
    Er sieht ängstlich aus, sagt jedoch
nichts.
    »Ich will, daß Sie aus meinem Laden
verschwinden«, sagt Steele.
    »Wovor haben Sie Angst?« frage ich
wieder.
    »Vor nichts. Mir gefällt bloß Ihr
Gesicht nicht.«
    »Sie mögen Frauen nicht«, sage ich.
    »Nur wenn Frauen da sind, die ich nicht
mögen kann«, äfft er mich nach und grinst.
    »Wo bewahren Sie Ihre Waffe auf?« frage
ich Peter.
    Er wirft einen Blick auf eine Stelle
hinter dem Tresen, sieht schnell wieder weg.
    »Wir haben keine Waffe«, sagt Steele.
»Verschwinden Sie jetzt endlich oder nicht?«
    »Und wenn ich Ihnen sage, daß ich über
den Schwindel Bescheid weiß, Peter?« sage ich aufs Geratewohl.
    »Paul, bitte«, fleht er.
    »Halt, Scheiße noch mal, die Klappe,
Peter. Ich hab’s Ihnen vorhin schon gesagt: Schwindel, Transaktion, alles
Quatsch... Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Wir haben Meg nicht umgebracht«,
jammert Peter. »Wir haben sie geliebt.«
    »Das kann ich nicht glauben«, sage ich
zu Steele. »Sie liebten Meg?«
    »Sie war in Ordnung«, sagt er
widerwillig.
    »Ich liebte sie auf jeden Fall. Sie war wie eine Mutter zu
mir«, sagt Peter. »Deshalb habe ich geweint. Ich komme nicht damit klar, daß
sie tot ist.«
    Ich sehe einen erleichterten Ausdruck
in Steeles Augen. »Ja, deshalb hat er die Fassung verloren. Peter hing sehr an
Meg.«
    »Warum war Blythe bei dem Treffen
anwesend?«
    »Das war sie nicht«, sagt Peter.
    Paul fährt zu ihm herum. »Halt die
Klappe.«
    »Ach, was ist denn dabei, Paul? Wir
hatten eben ein Treffen der Merchants Association, na und, ist das jetzt etwa
schon ein Verbrechen?«
    »Ja, ist das ein Verbrechen?« fragt
Steele mich und geht in die Offensive.
    »Halten Sie Ihre Treffen gewöhnlich auf
der Straße ab?«
    »Es war nicht auf der Straße. Wir
trafen uns bei Meg.«
    »Sie wurden bei einem Streit auf der
Straße beobachtet.«
    »Ach das«, sagt Peter. »Das war nach
dem Treffen, als wir aufbrachen.«
    »Und was geschah?«
    »Ich weiß nicht, wer Ihnen was erzählt
hat, aber das war lediglich eine Auseinandersetzung zwischen Meg und Blythe.
Ich meine, wir waren zwar alle noch da, aber es hatte nichts mit uns zu tun.«
    »Das ist richtig«, fügt Steele hinzu.
    Das ist völliger Quatsch. Aber ich tue
so, als glaubte ich ihnen. »Worüber haben sie gestritten?«
    Peter erwärmt sich für das Thema. »Na
ja, sie hatten ihre Probleme. Das übliche Mutter-Tochter-Zeug. Blythe warf Meg
vor, sie wolle über ihr Leben bestimmen, und Meg stritt es ab, solche Sachen.«
    »Und Sie wurden alle mit hineingezogen,
wollen Sie das damit sagen?« frage ich scheinheilig.
    »Ja, das wollen wir damit sagen«,
bestätigt Steele.
    Es ist sinnlos, mit diesen beiden
weiterzumachen, weil ich niemals die Wahrheit aus ihnen herausholen werde.
    Plötzlich sagt Peter: »Glauben Sie, wir
sind alle in Gefahr?«
    Steele wirft seinem Partner einen
scharfen Blick zu.
    »Wieso sollten Sie in Gefahr sein?«
    »Ich weiß nicht«, macht er einen
Rückzieher. »Es war nur so ein Gedanke.«
    »Ein blöder Gedanke, wie üblich«, sagt
Steele.
    Ich möchte am liebsten etwas zu Steeles
fürchterlichem Verhalten seinem Geliebten gegenüber sagen, tue es jedoch nicht.
Es würde

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