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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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ging es bei
der Auseinandersetzung an dem Tag, als Sie alle auf dem Gehsteig standen, an
dem Tag, als Blythe da war?«
    Er tischt mir den Blödsinn über Blythe
und Megan auf, und mir wird klar, daß Steele mit ihm geredet hat.
    »Winx, das glaube ich nicht, und ich
werde es mir zur Aufgabe machen herauszufinden, worum es wirklich ging.«
    »Halten Sie das für klug?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Er lacht verlegen, abgehackt. »Ich
meine lediglich, Lauren, daß Sie sich, wenn Sie recht haben, in Gefahr
begeben.«
    »Gefahr ist mein Job«, sage ich,
nachdem ich über ein Jahrzehnt darauf gewartet habe, diesen Spruch zu benutzen.
Leider verfehlt er bei Winx seine Wirkung.
    »Ein nettes Mädchen wie Sie sollte
nicht solch einen Job haben. Was hält denn der Ehemann von dem Beruf, den Sie
sich da ausgesucht haben?«
    »Ich habe keinen Ehemann.«
    »Und doch tragen Sie einen Trauring?«
    »Ich bin mit einer anderen Frau
verheiratet.«
    »Ich verstehe. Ich begegne hier vielen
Frauen wie Ihnen, und trotzdem kann ich es nicht verstehen.«
    »Was verstehen Sie nicht?«
    Einen Augenblick ist er verblüfft, weiß
nicht recht, wie er sich ausdrücken soll. Doch dann stellt er die übliche
Frage: »Was können Sie tun?«
    Er meint sexuell. Das ist es, was den
Männern zu schaffen macht. Sie glauben, daß ohne einen Penis nichts von
Bedeutung oder nichts Befriedigendes stattfinden kann.
    »Wir können eine ganze Menge tun«,
teile ich ihm mit. Doch ich bin nicht bereit, mich weiter über dieses Thema
auszulassen. Diese Art von Gespräch habe ich schon zu oft geführt, und ich bin
auch nicht daran interessiert, diesen Mann zu erziehen. »Winx, ich möchte, daß
Sie sorgfältig über die Leute in der Merchants Association nachdenken, über
das, in was Sie verwickelt sind, und wenn Ihnen dann etwas einfallen sollte,
möchte ich, daß Sie sich mit mir in Kontakt setzen.« Ich lege meine Karte auf
den Tresen.
    Er nimmt sie mit seinen langen braunen
Fingern und schiebt sie in die Tasche seines roten Seidenhemds. »Lassen Sie
mich Ihnen nur noch eines sagen, Lauren: Meg sprach davon, aus der Vereinigung
auszutreten.«
    Mein Detektivinnenherz stellt sich auf
die Hinterbeine. Was er da sagt, bedeutet, daß Meg aus der Sache aussteigen
wollte, um die es sich in der Vereinigung drehte. »Und sagte sie außerdem, sie
werde eventuell Außenstehende über vertrauliche Dinge aus der Vereinigung
informieren?«
    »Das sagte sie nicht. Aber mir kommt
eben der Gedanke, daß jemand es so aufgefaßt haben könnte.«
    »Wer?«
    »Das kann ich leider nicht wissen.«
    Das war’s. Das ist alles, was ich aus
Winx herausholen werde, aber es ist wenigstens etwas. Mehr, als ich bisher
erfahren habe. Er hat mir ein Motiv geliefert, aus dem einer von ihnen sie
getötet haben könnte. Ich bedanke mich bei ihm und gehe zur Tür. Er hält mich
mit einer Frage zurück.
    »Darf ich etwas Persönliches fragen,
Lauren?«
    Ich glaube zu wissen, was kommt, sage
ihm jedoch trotzdem, daß er es darf.
    »Was ist eine Frau ohne Mann?«
    »Betrachten Sie es mal von der Seite:
Was ist eine Bisamratte ohne Telefon?«
    Als ich von draußen einen Blick durch
die Glastür werfe, steht er noch an derselben Stelle und sieht völlig verblüfft
aus. Gut.
    Ich gehe in den Zeitungsladen und
überprüfe, was die Besitzer von einer Händlervereinigung wissen. Wie ich
vermutet habe, hat sie niemand darauf angesprochen. Ich schenke mir die
Lebensmittelleute, weil ich die Antwort bereits kenne.
    Höchste Zeit, Klartext mit Blythe zu
reden.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     Ich kann nicht fassen, daß ich meinen Regenschirm
vergessen habe. Schließlich bin ich deswegen doch nach Hause gegangen, oder?
    Der Regen überrascht mich an der Ecke
Greenwich und Sixth Avenue. Es ist ein Guß von der scheußlichen Sorte, die
gleich so einsetzt, als regne es schon seit Stunden und habe sich
kontinuierlich gesteigert; weithin ist sowas als Platzregen bekannt. Innerhalb
weniger Sekunden bin ich völlig durchnäßt. Und mir ist kalt, denn ich trage nur
eine sehr leichte hellbraune Hose und ein Baumwollhemd.
    Mir stehen mehrere Alternativen zur
Auswahl: Ich kann mich unterstellen und abwarten. Ich kann weiter zur U-Bahn
gehen, weil das Ausmaß meiner Nässe ohnehin keine Rolle mehr spielt...
klatschnaß ist klatschnaß. Ich kann nach Hause gehen. Ich kann mir bei dem Mann
an der Ecke einen Regenschirm kaufen, in der Hoffnung, daß ich wieder trocken
bin, wenn ich in Uptown anlange. Ich kann eine

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