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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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großer Worte, Herr Siebert. Ich habe Sie engagiert, weil ich Sie für einen sehr tüchtigen Mann halte. Mir gefallen Leute, die sich aus kleinen Anfängen hocharbeiten. Die Geschichte mit Gaby, nun, sie ist ein bißchen schnell gegangen, aber ich mache Ihnen da keine Vorhaltungen.«
    »Wir wollen so schnell wie möglich heiraten«, unterbrach ihn Jürgen.
    »Ich weiß.« Einen Moment zögerte er, ehe er fortfuhr: »Wir kennen uns noch nicht sehr gut, Herr Siebert, nehmen Sie es mir deshalb nicht übel, wenn ich Ihnen jetzt eine Frage stelle …«
    »Bitte, Herr Westphal.«
    »Sie waren schon mal verheiratet. Ihre erste Frau hat sich das Leben genommen. Warum?«
    Jürgen antwortete ruhig, ohne das geringste Anzeichen von Nervosität. »Ich kann Ihnen versichern, daß ich glücklich verheiratet war bis zu dem Tag, an dem bei meiner Frau die Krankheit ausbrach. Melancholie, sagten die Ärzte. Das endet in sehr vielen Fällen mit dem Selbstmord.«
    Martin Westphal schien sich mit dieser Erklärung zufriedenzugeben. Wer konnte schon was dafür, wenn seine Frau melancholisch wurde? Das Gespräch verlief überhaupt denkbar günstig. Er hätte es sich nicht besser wünschen können.
    »Heiraten ist immer ein bißchen Glücksspiel«, sagte Gabys Vater zum Schluß, »ich hoffe, daß ihr zwei das Große Los gezogen habt.«
    Unter der Tür seines Büros gaben sie sich wie Freunde die Hand.
    Das Große Los. Sicher war es das Große Los, dachte Jürgen, während er in sein Hotel zurückkehrte. In jeder Beziehung. Gaby hatte bei all ihren Reizen auch noch den Vorzug, die einzige Tochter der Westphal-Werke zu sein. Mode machte ihm Spaß. Das mochte er: Frauen anziehen, und er wußte auch, was ihnen stand. Und zweitausend Angestellte zu haben, erhöhte den Spaß. Ein großer Boß zu sein, davon hatte er schon als kleiner Junge geträumt.
    Mit diesem Gefühl in der Brust fuhr er zum Swimming-pool hoch und schwamm ohne Unterbrechung zehn Bahnen. Als er pustend und ein wenig außer Atem aus dem Bassin kletterte, stand ein langbeiniges Mädchen mit kupferroten Haaren und einem meergrünen Bikini vor ihm.
    »Servus, Jürgen«, sagte Evi.
    »Was – was machst du denn hier?« fragte er überrascht.
    »Ich habe meinen Sekretärinnenberuf an den Nagel gehängt«, antwortete sie, »und bin Photomodell geworden.« Sie zupfte ein wenig an dem Oberteil ihres Bikinis. »Ich kann mit meiner Figur mehr Geld verdienen als mit meinem Kopf.«
    Jürgen lachte, obwohl ihm gar nicht so recht zum Lachen zumute war.
    »Wohnst du hier im Hotel?« forschte er.
    Evi schüttelte den Kopf. »Nee. Das kann ich mir noch nicht leisten, weißt du. Ich stehe ja erst am Anfang meiner Karriere. Ich bin in einer kleinen Klitsche abgestiegen. Hotel Sanssouci – schon mal was davon gehört?«
    »Nein«, stieß er schnell hervor, um damit einigermaßen seinen Schreck zu verbergen. Schreck war überhaupt kein Ausdruck. Panik erfaßte ihn, das Gefühl, daß eine Katastrophe auf ihn zuraste …
    Evi war das Mädchen, mit dem er Janine betrogen hatte. Mit Evi war er mittags immer in die Eisenacher Straße gefahren. Der kleine Seitensprung mit ihr hatte die Lawine ausgelöst.
    Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Evi kannte Janine, sie war ihr in dem Appartement gegenübergestanden. Solche Augenblicke vergißt ein Mädchen nicht. Sie würde Janine jederzeit wiedererkennen, und sie wohnte jetzt unter einem Dach mit ihr. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, sich die Begegnung auszumalen.
    Evi würde Janine wie einen Geist anstarren. Angesichts dieser Frau, die sie für tot hielt, würde sie alle Selbstbeherrschung verlieren. Sie würde in Ohnmacht fallen, schreien oder sonst was Verrücktes tun. Und Janine brauchte dann nur noch zu fragen: »Kennen Sie mich?«
    Er mußte diese Begegnung verhindern, irgend etwas mußte ihm einfallen. Er mußte nachdenken, nachdenken, einen kühlen Kopf behalten …
    Erst mal dem Ober winken und eine Flasche Sekt bestellen. Und eine Runde schwimmen. Und ein bißchen mit ihr flirten, an die alten Zeiten erinnern.
    Erst später fragte er sie: »Wie lange bist du schon in München?«
    »Seit gestern.«
    »Und wie lange bleibst du?«
    »Eine Woche ungefähr«, sagte sie. »Ich bekomme pro Tag hundert Mark. Der Flug ist mir bezahlt worden. Vorerst ist es nur Unterwäsche, verstehst du, für einen großen Katalog. Aber der Photograph meint, daß aus mir mehr zu machen ist …«
    Jürgen hörte kaum, was sie sagte. Eine Woche würde sie in München

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