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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Blick, mit dem sie ihn angesehen hatte. Ein seltsamer, leerer Blick, nicht wahr? Nein, dachte er, das war nicht allein Gedächtnisverlust, das war Geisteskrankheit, Wahnsinn, Schizophrenie oder sonst was.
    Am besten, ich kümmere mich gar nicht um sie. Nach dem Hotel Sanssouci wird sie in einer Heilanstalt landen. Sie wird dort so sanft sein, wie sie in ihrem Leben war. Und die Pfleger werden Fräulein Laurent zu ihr sagen …
    Jürgen löschte das Licht aus. Und mich interessiert es nicht mal, wer wirklich in dem Grab in Mariendorf liegt. Der Herr gebe ihr die ewige Ruhe. Das hat der Pfarrer gesagt. – Und so soll es sein.

VIII
    In den frühen Morgenstunden dieses 14. Februars wurde in Berlin ein scheußliches Sittlichkeitsverbrechen entdeckt.
    Die Kriminalbeamten kehrten gegen neun Uhr vom Tatort zurück. Was sie bisher ermittelt hatten, war nur dürftig.
    Das Opfer war eine 21jährige Fabrikarbeiterin. Ein Nachtwächter entdeckte die Leiche in der Nähe des Gänsewerders am Tegeler See. Die Leiche war übel zugerichtet. Offenbar hatte sich das Mädchen verbissen gewehrt. Die schweren Kopfverletzungen ließen darauf schließen, daß der Täter mit einem Schraubenschlüssel, einer Eisenstange oder einem Hammer bewaffnet war. Wie die Gerichtsmediziner feststellten, hatte er sich an der Leiche vergangen. Über die Person des Täters gab es bis jetzt keinen einzigen Hinweis.
    »Sasse«, fragte Kriminalrat Steinberg, der Chef der Berliner Mordkommission, »hatten wir kürzlich nicht schon mal eine Leiche am Gänsewerder?«
    »Stimmt«, antwortete der Inspektor. »Im Dezember war das. Janine Siebert, 27 Jahre alt, Frau des Werbeberaters Jürgen Siebert. Den Umständen nach schien es damals einwandfrei Selbstmord zu sein. Die Frau hat ihren Mann bei einem Ehebruch erwischt …«
    »War sie auch blond?«
    »Ja.«
    »Zwei Blondinen und zweimal am Gänsewerder, ob das Zufall ist?«
    »Bei Janine Siebert sprach nichts dafür, daß sie das Opfer eines Sittlichkeitsverbrechers geworden ist«, antwortete der Inspektor. »Ich habe in diesem Fall zwar nochmals Ermittlungen angestellt, Herr Kriminalrat, aber sie bezogen sich auf den Ehemann und dessen Weibergeschichten …«
    »Und?«
    Inspektor Sasse zuckte die Achseln. »Die Auskünfte über ihn waren eigentlich alle recht günstig. Da gab es niemand, der ihm einen Mord zugetraut hätte. Und es war ihm auch nicht eine verdächtige Handlung nachzuweisen – abgesehen davon, daß er jetzt eine Freundin hat, die mal ein paar Millionen erben wird.«
    Der Kriminalrat verschränkte seine Hände am Rücken, überlegte. »Wissen Sie, Sasse, alle Sittlichkeitsverbrecher haben einen Tick. Der berüchtigte Eichhorn war zum Beispiel auf Radfahrerinnen spezialisiert. Matischak überfiel nur Mädchen, die hinkten oder sonstwie körperlich behindert waren. Der Mörder vom Gänsewerder sucht sich vielleicht nur Blondinen aus …«
    Der Inspektor sah seinen Chef an. »Sie glauben, er hat auch Janine Siebert umgebracht? Vielleicht haben Sie recht, die Leiche lag immerhin ein paar Tage im Wasser, da ließ sich manches nicht mehr feststellen. Und eine Verletzung am Hinterkopf war ja vorhanden …«
    »Ich glaube«, sagte der Kriminalrat, »wir sind auf der richtigen Spur. Und wenn wir den Kerl nicht bald finden, Sasse, dann bringt er noch ein blondes Mädchen um.«
    Kriminalrat Steinberg befand sich auf der richtigen Spur. Er setzte alle Hebel seines Apparates in Bewegung, um das Phantom zu jagen. Er stellte eine eigene Sonderkommission zusammen, ließ eine hohe Belohnung aussetzen.
    Es sprach immer mehr dafür, daß Janine Siebert tatsächlich einem Sittlichkeitsverbrechen zum Opfer gefallen war.
    Vielmehr das Mädchen, das unter dem Grabstein lag, auf dem ›Janine Siebert‹ stand.
    Aber davon ahnte die Kriminalpolizei vorläufig noch nichts. Erst durch ein Geständnis würde sie es erfahren, durch das Geständnis des Mörders …
    Nachdem Direktor Balke aus dem Zimmer gegangen war, saß Jürgen allein Gabys Vater gegenüber. Martin Westphal sah nicht wie ein Modeschöpfer aus, eher wie ein Großwildjäger, groß, wuchtig, sein Gesicht von Sonne und Wind gebräunt. Nur seine weißen Haare verrieten sein Alter.
    »Ich denke«, sagte er und musterte Jürgen aus stahlblauen Augen, »wir haben noch etwas Persönliches zu besprechen.«
    Jürgen wich seinem Blick nicht aus. »Gaby und ich – wir lieben uns, Herr Westphal.«
    Martin Westphal schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Ich bin kein Freund

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