Immer werd ich Dich begehren

Sorgen wegen meiner Karriere beim FBI. Ich denke seit längerem daran, den Job zu wechseln.“
    „Warum?“ Dann stimmen die Gerüchte also, die Lucie gehört hat, dachte Kate.
    „Meine Karriere beim FBI ist ins Stocken geraten, und ein weiterer Aufstieg ist bei meinem Ruf als Rebell eher unwahrscheinlich.“
    Die Kellnerin brachte ihren Kaffee und Kaffeesahne für Kate. Moran hob den Becher an die Lippen und trank einen Schluck des heißen Gebräus. Kate goss den Inhalt zweier Sahnetöpfchen in ihren Becher und rührte um. „Sind Sie ein Rebell mit oder ohne Grund?“, fragte sie.
    Moran lachte leise. „Kommt darauf an, wen Sie fragen. Aus meiner Sicht hatte ich immer einen Grund. Manchmal halte ich mich nicht an die Spielregeln, aber es ist stets Wahnsinn mit Methode.“
    „Glauben Sie, der Fall des Entführerrings wird Ihr letzter sein?“
    „Schon möglich. Mein Teil der Aufgabe dürfte innerhalb eines Monats erledigt sein. Ich überlege, wieder zurück in den Süden zu ziehen.“
    „Nach Atlanta?“
    Moran hob fragend eine Braue. „Wer bei der Dundee Agency hat geredet?“
    „Unsere Büroleiterin Daisy Holbrook hat es meiner Freundin Lucie erzählt, und Lucie hat es mir heute am Telefon erzählt. Wollen Sie meine Meinung dazu hören?“
    „Allerdings.“
    „Ich finde, Dundee könnte sich glücklich schätzen, einen Mann wie Sie zu bekommen.“
    „Na, vielen Dank, Ma’am.“
    „Dass die Bezahlung ziemlich gut ist, dürften Sie wissen. Das Gleiche gilt für die Sonderleistungen. Manche Aufträge sind gefährlich, manche traurig, manche Routine und einige schlichtweg langweilig. Aber Sawyer MacNamara ist ehrlich ein ganz hervorragender Chef. Klug, gerissen und fair. Außer es geht um Lucie Evans. Die beiden können absolutnicht miteinander. Hören Sie also nicht auf das, was Lucie über Sawyer sagt und umgekehrt.“
    „Wie gelingt es ihnen dann zusammenzuarbeiten? Wieso hat Lucie noch nicht gekündigt? Und warum hat MacNamara sie nicht gefeuert?“
    Kate zuckte die Schultern. „Lucie gönnt Sawyer nicht die Genugtuung, dass sie das Handtuch wirft. Und er feuert sie nicht, weil sonst jeder denken würde, er habe es aus persönlichen Gründen getan.“
    „Und was ist mit Dundee? Wenn MacNamara die Leitung hat, wie viel Einfluss hat dann noch der Besitzer?“
    „Sam Dundee kommt mindestens einmal pro Jahr in die Stadt, manchmal auch öfter, wenn ein bestimmter Fall ihn interessiert. Er wird ständig auf dem Laufenden gehalten, und wenn Sawyer in einen Konflikt gerät, springt Sam ein. Sie werden Sam mögen. Jeder mag ihn. Und bessere Kollegen als bei der Dundee Agency werden Sie nirgends finden.“
    „Verraten Sie mir eines, Kate – sehen alle weiblichen Mitarbeiter bei Ihnen so gut aus wie Sie?“
    Kate musste lächeln. „Hm, das könnte man fast als chauvinistische Bemerkung werten.“
    „Nehmen Sie es lieber so, wie es gemeint war – als Kompliment.“
    „In diesem Fall muss ich mit Ja antworten. Alle weiblichen Mitarbeiter sind attraktiv, jede auf ihre Weise. Im Augenblick gibt es außer mir nur noch zwei Detektivinnen. Außerdem gibt es noch unsere Büroleiterin und ein paar weibliche Bürokräfte. Lucie Evans, meine Freundin, ist eine ehemalige FBI-Agentin, und Sawyer ebenfalls. Ihre Fehde geht zurück auf die Zeit, in der sie beide noch beim FBI waren. Keiner von beiden spricht darüber. Lucie ist hinreißend – fast ein Meter achtzig groß. Ich würde sie als moderne rothaarige Amazone mit braunen Augen beschreiben.“
    Moran stieß einen langen Pfiff aus. „Vielleicht liegt dasProblem zwischen MacNamara und ihr darin begründet, dass sie ihm zu attraktiv und sexy ist.“
    Kate lachte laut. „Lassen Sie das bloß Sawyer nie hören.“
    „Ich freue mich schon darauf, Lucie kennenzulernen.“
    „J.J. ist die dritte Detektivin. Sie ist eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen habe. Stellen Sie sich die junge Elizabeth Taylor vor. Schwarzes Haar, veilchenblaue Augen und eine zierliche Figur mit schmaler Taille.“
    „Und sie ist Detektiv?“
    „Lassen Sie sich von Ihrem Äußeren nicht täuschen, wenn Sie ihr begegnen. Sie hat einen schwarzen Gürtel in Karate, kann mit jeder denkbaren Waffe umgehen und fährt eine Harley.“
    „Ich kann es kaum erwarten, Lucie und J.J. kennenzulernen. Gibt es eine Regel, die Dates unter den Detektiven untersagt?“
    „Nicht dass ich wüsste. Es ist außerdem schon vorgekommen. Meistens bleibt es aber bei Freundschaften. Liebesbeziehungen