Immer werd ich Dich begehren
geht mich das nichts an?“
„Das war Special Agent Moran.“ Kate goss sich Kaffee ein und gab großzügig Milch dazu. „Die Adoptiveltern wollen sich nicht mit uns treffen, aber sie schicken per E-Mail Fotos von den Mädchen.“
Trent trank einen Schluck Kaffee. „Ich kann verstehen, wieso sie sich nicht mit uns treffen wollen. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, hätte ich wahnsinnige Angst. Mir tun alle Beteiligten leid, die Adoptiveltern ebenso wie die leiblichen Eltern. Es ist eine Situation, in der keiner gewinnen kann.“
„Wenn eines der Mädchen Mary Kate ist, werden wir sie doch nicht den Leuten wegnehmen, die sie großgezogen haben, oder?“ Kate wollte, dass er für sie beide stark genug war, weil sie nicht sicher war, ob sie das Richtige tun könnte, sollte sich herausstellen, dass eines der Mädchen ihre Tochter war. „Das können wir ihr nicht antun, ganz gleich, wie schwer es für uns ist.“
Sie hob ihre Tasse und musste sie gleich wieder abstellen, weil ihre Hand so zitterte. Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an.
Auch Trent stellte seine Tasse ab. „Nein, das können wir ihr nicht antun, und wenn wir sie noch so gern mitnehmen und mit Liebe überhäufen möchten.“
„Aber ich muss sie sehen. Ich muss überzeugt sein davon, dass es das Richtige ist, sie bei ihrer Adoptivfamilie zu lassen.“
„Das müssen wir beide. Was immer auch passiert, es wird schwer werden für uns.“
Sie sah auf ihren Schoß, um den direkten Blickkontakt mit Trent zu vermeiden, während sie sprach. „Moran hat die Adressen von allen drei Mädchen. Ich hoffe, einenBlick darauf erhaschen zu können, wenn wir heute Morgen in sein Büro fahren. Wenn es mir gelingt, an diese Adressen zu kommen, wirst du dir dann mit mir zusammen die Mädchen ansehen? Wie die anderen leiblichen Mütter bilde auch ich mir ein, mein Kind wiederzuerkennen, wenn ich es sehe.“
„Auch wenn es töricht ist, ich werde dich begleiten“, sagte Trent. „Wir müssen sehr diskret sein. Weder die Adoptiveltern noch die Kinder dürfen wissen, dass wir in ihrer Nähe sind. Darüber sind wir uns doch einig, oder? Selbst wenn du glaubst, Mary Kate zu erkennen, wirst du nicht …“
„Es sind nur zwei Mädchen, die wir uns ansehen müssen, weil nur zwei Blutgruppe 0-positiv haben.“ Sie sah Trent ins Gesicht. „Moran hat es mir gestern erzählt. Tut mir leid, dass ich es dir nicht schon früher gesagt habe.“
Ein trauriger Ausdruck trat in Trents Augen. „Selbst wenn du sicher bist, dass eines der Mädchen unsere Tochter ist, wirst du dich nicht zu erkennen geben oder unsere Anwesenheit verraten, oder?“
„Ich verspreche, dass ich nichts unternehmen werde, ganz gleich, wie gern ich sie in den Arm nehmen und an mich drücken würde. Wir können sie aus der Ferne beobachten. Aber ich muss diese Mädchen sehen. Ich kann nicht länger warten. Ich warte jetzt fast zwölf Jahre. Ich halte es einfach nicht mehr aus.“
„Glaub mir, ich weiß, wie du dich fühlst.“
„Lass uns nicht auf Morans Rückruf warten“, schlug Kate vor. „Fahren wir gleich nach dem Frühstück zum FBI-Büro, ja?“
„Einverstanden. Aber zuerst musst du essen. Du bist zu dünn, Kate. Du hast in letzter Zeit zu viele Mahlzeiten ausgelassen, nicht wahr? Du konntest nie essen, wenn du aufgeregt und besorgt warst.“
„Du kennst mich viel zu gut.“ Sie lächelte schwach und hob ihre Tasse an die Lippen.
Robin Elliott wohnte in Corinth, Mississippi, mit ihren Eltern Susan und Neal Elliott und mit ihrem jüngeren Bruder Scottie, der ebenfalls adoptiert war. Christa Farrell wohnte in Sheffield, Alabama, mit Brenda Farrell, ihrer Großmutter väterlicherseits. Sie war von Brendas Sohn Rick und dessen Frau Jean adoptiert worden, die beide bei einem Autounfall vor sechs Jahren ums Leben kamen, als sie nach Barbados flogen, wo sie ihren Hochzeitstag feiern wollten.
Unterwegs von Memphis nach Corinth, betrachtete Kate immer wieder die beiden Fotos, die Moran den leiblichen Eltern zur Verfügung gestellt hatte. Während Trent den FBI-Agenten mit Fragen abgelenkt hatte, hatte Kate in den Unterlagen auf seinem Schreibtisch die Adressen der Adoptiveltern gefunden. Allerdings war das so leicht gewesen, dass sich ihr der Verdacht aufdrängte, Moran könnte gewusst haben, was sie tun würde, und deshalb genau den Ordner auf seinem Schreibtisch liegen gelassen haben.
„Du wirst diese Fotos völlig abgenutzt haben, noch bevor wir in Corinth sind“, bemerkte Trent
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