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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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eigentlich? Das war eine von Nathans Bekannten! Jeder hätte mich sehen können! Wer war noch auf der Fähre, den ich kenne?
    Das Haus ist still, als ich ankomme. Still und dunkel. Aber mir dreht sich der Kopf. Ich schließe auf, drücke die Haustür auf und mache das Licht im Flur an. Ich lasse meine Handtasche auf den Boden fallen, gehe ins Wohnzimmer und schalte überall die Lampen an. Einen Moment lang bleibe ich dort stehen und weiß nichts mit mir anzufangen. Ich sollte zu Bett gehen.
    Stattdessen mache ich auf dem Absatz kehrt, verlasse das Zimmer und knipse die Lampen wieder aus. Im Schlafzimmer setze ich mich ans Fußende des Bettes. Die Schranktür steht offen, und mein Blick wandert zu Richards Klamotten. Ich drehe mich um und betrachte seinen Nachttisch. Schuldgefühle überkommen mich, als mein Blick auf das Foto von uns beiden fällt.
    Du bist verlobt! Verlobt und bald verheiratet! Und zwar mit Richard! Mit Richard!
    Nichts fühlt sich richtig an. Ich bin losgelöst von der Wirklichkeit. Mechanisch stehe ich auf und gehe ins Bad. Der Spiegel begrüßt mich, und ich starre mich eine Weile darin an. Was ich sehe, gefällt mir nicht. Ich öffne die Tür des Badezimmerschranks, um mich nicht länger betrachten zu müssen. Mir fällt nichts Besseres ein, als meine Toilettensachen und Richards Sachen in den Regalen anzusehen – seine Zahnbürste, seinen Rasierer, sein Rasierschaum. Ich nehme sein Aftershave, halte mir den Sprühkopf an die Nase und atme den Geruch ein.
    Dann schlägt die Wirklichkeit zu. Schluchzend sinke ich auf den Badezimmerboden und heule mir den Kummer von der Seele. Ich liebe meinen Freund. Er hat mir nie wehgetan. Er war immer für mich da. Er hat mich nie verlassen.
    Aber Ben – Ben … Ich spüre noch die Wärme seines Körpers und seinen Arm um meine Schultern. Seine Lippen so nah an meinen. Meine Tränen versiegen, und ich starre wie benommen vor mich hin.
    Das ist nicht fair. Ich liebe sie beide.
    Die Kluft in mir, die sich bildete, als Ben fortging, reißt noch weiter auf. Ich kann Ben nicht noch einmal verlieren. Aber Richard will ich auch nicht aufgeben.
    Nathan, Lucy, Sam, Molly, Mikey … Auch sie wären dann nicht mehr meine Freunde. Selbst Richards Schwestern würden mir fehlen, und was würden seine Eltern von mir denken? Ich halte es nicht aus.
    Du musst jetzt nichts entscheiden.
    Stimmt, muss ich nicht. Vielleicht ist Ben am Ende gar nicht der Mensch, für den ich ihn halte. Im Laufe der Jahre habe ich mir eine Wunschfigur erträumt, die der Wirklichkeit vielleicht gar nicht standhält.
    Wild entschlossen stehe ich auf. Ich muss ihn wiedersehen – auf jeden Fall. Ich kann jetzt nicht entscheiden, wie ich den Rest meines Lebens verbringen will. Die Sache mit Ben ist ungewiss. Es könnte komplett in die Hose gehen. Richard ist hier. Er will mich heiraten. Er geht nirgendwohin. Aber Ben … Ich muss ihn besser kennenlernen, bevor ich eine Entscheidung über meine Zukunft treffen kann.
    Ich nehme ein Wattepad, tränke es mit Make-up-Entferner und reinige mein Gesicht.
    Das ist also mein Plan: Zeit mit Ben verbringen, sehen, ob er so ist, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Kann sein, dass mir die Entscheidung letztendlich leichtfällt.
    Ich werfe das Pad in den Abfalleimer und wasche mir das Gesicht ab, bevor ich Feuchtigkeitscreme auftrage.
    Andererseits wird dadurch womöglich alles schwerer, als ich es mir überhaupt vorstellen kann …
    Denk jetzt nicht daran. Schlag es dir aus dem Kopf. Alles wird gut. Alles wird sich zum Besten wenden.
    Ich mache die Tür des Badezimmerschranks zu und stehe erneut meinem Spiegelbild gegenüber. Plötzlich bin ich mir nicht mehr so sicher.

Kapitel 23
    In der Nacht liege ich stundenlang wach. Kein Wunder. Und wenn ich mal wegdöse, sorgen schnell schlechte Träume dafür, dass ich um mich trete und schreie, bis ich erneut wachwerde. Mein Hirn fängt an zu rasen, und ich habe lange Zeit nicht die geringste Chance, wieder einzuschlafen. Das Klingeln des Telefons reißt mich aus dem langersehnten Halbschlaf, ich hebe ab und werde ruckartig wach, als ich auf die Uhr schaue.
    »Dad?«
    »Nein, ich bin’s, Richard.«
    »Ich dachte, es wäre mein Vater.«
    »Schon gemerkt.« Ich höre ihm an, wie er lächelt.
    »Wie spät ist es?«
    »Zehn Uhr. Du klingst heiser. Bist du spät nach Hause gekommen?«
    »Eigentlich nicht.« Ich räuspere mich. »Ich hab nicht gut geschlafen.«
    »Du hast mich vermisst.«
    »Hm. So wird es sein.«

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