Immer wieder du: Roman (German Edition)
bekomme?«
Ben sieht mich bestürzt an und verkneift sich das Lachen.
»Ups«, sage ich kaum hörbar, als Dave zu uns hochschaut.
»Wer hat es dir verraten?«, will Ben wissen.
»Josh. Aber das muss unter uns bleiben.«
»Die Dumpfbacke«, murmelt er und wendet sich an Dave, der etwas auf dem Berichtblatt notiert. »Ihre Mum ist die Freundin von Michael Fredrickson. Sie wohnt mit Josh im selben Haus.«
»Du liebe Güte.« Dave holt tief Luft und bückt sich, um den Reißverschluss seiner schwarzen Arzttasche zuzuziehen.
Würde bitte mal jemand eine andere Platte auflegen?
Ich halte mich selbst für keine besonders gute Schauspielerin, aber ich glaube, es gelingt mir am nächsten Morgen ganz gut, Überraschung zu heucheln, als Michael die Tür aufreißt und mir einen blassgrünen Ford Fiesta präsentiert, der auf der Straße vor dem Haus steht.
»Danke, danke!«, rufe ich und renne die Verandastufen hinunter auf den Weg. Ich spüre kaum die spitzen Steine, die sich in meine nackten Fußsohlen bohren, als ich zum Wagen laufe und am Türgriff ziehe.
»Wo ist der Schlüssel? Wo ist der Schlüssel?«
»Hier, hier.« Josh kommt grinsend über den Pfad und hält den Schlüssel hoch, der an einem Schlüsselbund baumelt. Mum und Michael folgen Josh. Sie freuen sich riesig über meine Reaktion. Hastig schließe ich die Tür auf, setze mich auf den Fahrersitz und stecke den Schlüssel ins Zündschloss.
»JUCHUUU!«, jubele ich. »ICH LIEBE ES, ICH LIEBE ES, ICH LIEBE ES!«
»Ob ihr der Wagen gefällt?«, fragt Michael die anderen.
»Ich denke schon«, erwidert Mum lächelnd.
»Wer macht mit mir eine Probefahrt?«, frage ich Michael voller Hoffnung.
»Ui«, sagt er, beugt sich in den Wagen und zieht rasch den Schlüssel ab. »Erst wenn du deinen schriftlichen Test bestanden hast.«
»Menno«, jammere ich. »Wann machen die denn auf?«
Mum fährt mich in die Stadt, um den Test abzulegen. Er ist leicht. Es ist ein Multiple-Choice-Verfahren, daher hätte ich auch dann eine gute Chance gehabt, wenn ich mir beim Lernen nicht so den Hintern aufgerissen hätte. Mum lässt die ätzende Bemerkung fallen, warum ich mich bei meiner Schulbildung nicht genauso anstrengen könnte. Ich kontere und sage, dass man es schwer hat, wenn man von seiner Mutter ein Leben lang von einer Schule zur nächsten gezerrt wird, nur weil sie von einem Mann zum nächsten zieht. Das bringt sie zum Schweigen. Aber heute will ich meine Mum nicht weiter anschnauzen. Ich habe so ein komisches Gefühl im Bauch, dass es vielleicht, nur ganz vielleicht, nett sein kann, in Australien zu leben.
Kapitel 5
»O Mann, jetzt du hast ihn schon wieder abgewürgt!«
»Leck mich!«
»Los, mach schon, Beeilung! Das ist echt peinlich.«
»Du bist so ein Arsch!«
Josh bringt mir das Fahren bei. Ich weiß, ich bin bescheuert. Michael hat mich in den letzten anderthalb Wochen auf dem Weg zur Arbeit ans Steuer gelassen, aber wir haben Samstag, und er ist mit Mum zu einem Wochenendtrip in eine Stadt namens Clare im Barossa Valley gefahren, um sich die Weingüter dort anzusehen. Dummerweise habe ich Josh gebeten, da mit mir weiterzumachen, wo sein Vater aufgehört hat.
Ich kurbele das Fenster herunter, aber die heiße Luft draußen gibt mir das Gefühl, direkt vor dem Luftstrom eines gigantischen Föns zu stehen, daher mache ich es wieder zu. Zum Glück hat der Wagen eine Klimaanlage, auch wenn sie nicht viel hergibt. Ich klappe die Sonnenblende herunter und zucke sogleich zusammen, weil mir Michaels Geschichte über die Riesenspinnen einfällt, die sich dahinter verbergen. Na, super.
Hinter mir hupt jemand.
»Yep, ich weiß, wie du dich fühlst, Kumpel!«, ruft Josh.
»Hör auf, mich fertigzumachen!«, wehre ich mich und spüre, wie die Kupplung greift. Der Wagen macht einen Satz nach vorn, und wir schießen an der Ampel vorbei.
»Wow! Für wen hältst du dich?«, fragt Josh hämisch. »Für Michael Schumacher?«
Als wir zu Hause ankommen, bin ich so wütend, dass ich mich den Rest des Tages weigere, mit Josh zu sprechen. Schließlich bietet er mir eine Versöhnungsgeste an.
»Hast du Lust, heute Abend mit nach Stirling zu kommen?«, fragt er, als er mich um sieben Uhr schmollend vor der Glotze findet.
»Mit dir nicht«, lautet meine schroffe Antwort.
»Ach, stell dich nicht so an!«
Schweigend starre ich auf den Bildschirm.
»Es ist Samstagabend …«, fährt er fort.
»Wer kommt noch?«, frage ich. Wenn er jetzt Lou nennt, werde ich mich nicht von
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