Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
Vom Netzwerk:
geschehen?«, frage ich, als die Spritze leer und das Baby eingeschlummert ist. Ich schlürfe meinen Tee.
    »Ich nehme sie morgen früh mit zur Arbeit, aber sie wird die Nächte in der ersten Woche wahrscheinlich bei mir verbringen, bevor wir sie ins Krankenzimmer geben.«
    »Ins Krankenzimmer?«
    »Da kommen die Tiere in Quarantäne und werden von uns großgezogen.«
    »Musst du dir Hilfe von Dave holen?«
    »Nein. Wir sind entsprechend ausgebildet. Zum Glück hat sie nur oberflächliche Wunden. Sie wird nicht eingeschläfert werden müssen.«
    »Umgebracht?« Ich reiße meine Augen weit auf, sie füllen sich mit Tränen.
    »Sie muss nicht eingeschläfert werden«, wiederholt Ben.
    »Würde Dave das tun?«
    »Nein, das wäre meine Aufgabe.«
    »Das ist ja furchtbar.«
    »Das gehört zum Job. Aber stimmt, es ist ziemlich grauenvoll.«
    »Mir ist schlecht«, murmele ich. »Ich habe die Mutter erst ganz kurz vor dem Zusammenstoß gesehen. Ich bin ausgestiegen, um zu sehen, ob sie verletzt ist, aber ich glaube, sie ist ums Leben gekommen. Ihr Junges habe ich durch Zufall gefunden.«
    »Das Joey .«
    »Joey?«
    »Das ist der Fachausdruck für ein Jungtier – und für die Jungen anderen Beuteltiere wie Kängurus und Wombats«, und nach einer kurzen Pause fragt er: »Wart ihr beide zusammen aus?« Er meint Josh und mich.
    »Ich war mit ihm und ein paar Kumpels in Stirling.«
    Ben seufzt enttäuscht. »Ich begreife nicht, dass du dich von ihm hast nach Hause fahren lassen.«
    »Ich hab nicht nachgedacht.«
    »Wo sind Michael und Cindy?«
    »Die sind übers Wochenende in Clare.«
    »Willst du sie anrufen?«
    »Nein. Ich will sie nicht beunruhigen. Sie können ja doch nichts tun, oder? Mum ist es eh gewohnt, mich allein zu lassen.«
    »Macht sie das oft?«
    Ich ziehe die Mundwinkel nach unten. »Hin und wieder.«
    »Scheiße, oder?«
    Mir fällt ein, was er mir über seine Oma gesagt hat. Dass sie ihn großgezogen hat, weil seine Mutter so eine Versagerin war. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ist verletzt. Ich wende den Blick ab.
    »Ich nehme an, man lernt irgendwann, damit klarzukommen«, erwidere ich.
    Ben gähnt, streckt die Arme über den Kopf, und ich sehe mich erstmals um. Die meisten Möbel im Wohnzimmer sind aus dunklem Holz und sehen antik aus. »Das Haus hat deiner Oma gehört, nicht wahr?«
    »Ja. Hab noch immer ihre gesamte Einrichtung.«
    »Es ist schön, mir gefällt es«, sage ich. »Wie viele Schlafzimmer hat es?«
    »Drei.«
    »Das ist doch cool. Das wird reichen, wenn du zwei Kinder hast.«
    Er lacht leise. »Moment mal, ich bin erst achtundzwanzig.«
    »Ich dachte, ihr auf dem Land heiratet und vermehrt euch noch vor dem einundzwanzigsten Lebensjahr.«
    »Wirklich? Hast du das auch vor?«
    »Also bitte !«
    Er lacht und schaut auf den Koala hinunter. Ich folge seinem Blick.
    »Sie schläft tief und fest«, bemerke ich.
    »Das ist gut. Sie braucht Ruhe.«
    »Besonders, wenn sie aufwacht und merkt, dass wir ihre Mami getötet haben«, füge ich mit einem Kloß im Hals hinzu. »Tut mir leid, Kleine«, flüstere ich, und meine Augen werden feucht.
    »Hey, mach dich nicht fertig«, sagt Ben leise. »Die meisten Leute wären weitergefahren. Sie hat Glück gehabt, dass du sie gefunden hast.«
    Eine Zeitlang schweige ich.
    »Möchtest du, dass ich dich nach Hause fahre?«, fragt er schließlich.
    »Kann ich nicht noch ein bisschen bleiben?«
    »Klar, wie du willst.«
    »Michael und Mum werden sich eh nicht fragen, wo ich bin.« Und Josh wird nach all dem Alkohol, den er zu sich genommen hat, seinen Rausch ausschlafen. Das sage ich nicht laut, weil ich Ben nicht wieder wütend machen will. Ich bin erstaunlich nüchtern, wenn man bedenkt, wie viel ich getrunken habe.
    »Hast du mal wieder mit deinem Vater gesprochen?«, fragt Ben.
    »Ja, vor ein paar Tagen. Olivia hatte letzte Woche Geburtstag.«
    »Wie geht es deiner schwangeren Stiefmutter?«
    »Gut, glaube ich. Mit ihr habe ich nicht geredet.«
    »Verstehst du dich gut mit ihr? Wie heißt sie noch mal?«
    »Lorraine. Sie ist ganz in Ordnung. Eigentlich sogar ziemlich nett.«
    »Nur nicht nett genug, um mit ihr zusammen zu leben.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Hast du nicht überlegt, zu deinem Dad und Lorraine zu ziehen, statt bei deiner Mum zu bleiben?«
    »Doch, schon«, erwidere ich. »Ich wäre zu ihnen gegangen, statt hierherzukommen, wenn sie genügend Platz für mich gehabt hätten.«
    »Ist das dein Ernst?« Er schaut mich verblüfft an. Ich nicke.

Weitere Kostenlose Bücher