Immer wieder du: Roman (German Edition)
mich dahinter zu verstecken.
Ben seufzt matt. »Nein.«
Verdammt!
»Was ist denn los?«, hakt Dave nach. Ich halte die Luft an und warte auf Bens Erklärung. Mir kommt in den Sinn, dass ich mich eigentlich hätte bemerkbar machen sollen. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als zu lauschen.
»Es ist … irgendwie schwer, darüber zu reden.«
»Junge, wir kennen uns seit zehn Jahren. Du kannst mit mir über alles reden.«
»Ich glaube nicht, dass du es verstehen würdest.«
Weiter, weiter, was ist denn los?
»Probier’s einfach.«
Ben sagt lange Zeit nichts. Dave ist zum Glück geduldig, während sich meine Gedanken überschlagen und ich mich bemühe, flach zu atmen, um keine Geräusche zu verursachen.
»Hast du jemals … Gefühle für …« Ben hat Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden. Er verstummt wieder.
»Sprich weiter!«, drängt Dave.
Ja, los!
»Vergiss es.«
Nein! Mit weit aufgerissenen Augen spähe ich durch den Türspalt und sehe, dass Ben an einem der Tische sitzt. Sein Freund setzt sich neben ihn. Ich verstecke mich wieder mit wild klopfendem Herzen hinter der Tür.
»Als ich Katherine geheiratet habe«, fängt Dave an, »hatte ich große Angst.«
»Das ist es nicht.«
»Hast du eine andere kennengelernt?«
Schweigen.
Jetzt pocht auch mein Schädel. Was ist los?
»Liebst du sie?«, fragt Dave.
Wen? Charlotte?
»Ich weiß es nicht«, erwidert Ben schließlich. »Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so beschissen durcheinander.«
»Kenne ich sie?«
Wen? WEN?
»Du hast sie kennengelernt.«
Wieder Schweigen.
»Wer ist es?«
Weißes Rauschen in meinem Kopf. Eine winzige Stimme in mir fragt: Spricht er über mich?
»Das kann ich dir nicht sagen«, erwidert Ben.
Als Dave wieder den Mund aufmacht, spricht er leise. »Ich glaube, ich weiß, wer es ist.«
»Das bezweifle ich.«
»Lily.«
Ich unterdrücke einen Ausruf des Erschreckens. Ich kann nicht glauben, dass Dave gerade meinen Namen ausgesprochen hat.
Ben bestätigt es nicht, streitet es aber auch nicht ab. Dann spricht wieder Dave, und ich wünsche, ich könnte die Worte aus seinem Mund aufhalten.
»Ich habe neulich abends gesehen, wie ihr euch angeschaut habt. Ich hatte so ein Gefühl. Junge, du musst das lassen.«
»Hat ja noch gar nicht angefangen.«
»Hör mal, das wird nichts. Niemals. Wie alt ist sie? Fünfzehn? Sechzehn?«
»Sechzehn.«
Ich falle in Ohnmacht.
»Ben! Komm schon! Sie ist noch ein Kind.«
»Sie wirkt älter.«
»Das tun sie in dem Alter alle, aber sie sind es nicht!« Bitte, hör auf zu reden. »Pass auf, ich weiß, dass du durcheinander bist. Heiraten ist eine große Sache. Aber du und Charlotte, ihr seid ein tolles Paar. Es würde ihr das Herz brechen, wenn du jetzt alles absagen würdest.« Dave fährt mit seinen ach so weisen Ratschlägen fort. »Lily ist so, wie du noch gern sein würdest: jung. Du wirst älter und verhältst dich wie ein Erwachsener, sie steht noch am Anfang ihrer Jugend. Kein Wunder, dass dich das anzieht, aber es ist falsch, Junge. Du musst dich möglichst von ihr fernhalten, bis du im Flugzeug sitzt.«
Neiiiiin! , würde ich am liebsten schreien.
»Ich weiß«, erwidert Ben leise. Und dann, mit einem Anflug von Endgültigkeit: »Ich weiß.«
Als sie weg sind, weiß ich nichts mit mir anzufangen. Er liebt mich! Hat er das nicht gerade gesagt? Auch wenn er nicht so weit gegangen ist, das auszusprechen, so empfindet er doch etwas für mich! Ich wusste es! Ich habe es an Neujahr in seinen Augen gesehen. Er hat versucht, seine Gefühle zu ignorieren, aber er kann es nicht. Und ich will es auch nicht – niemals. Oh, ich wünschte, Dave hätte ihm nicht gesagt, er solle sich von mir fernhalten. Wenn er das nun wirklich tut? Nein, das kann er nicht. Ich würde es nicht zulassen. Kann sein, dass er nichts unternimmt, aber ich werde die Liebe meines Lebens auf keinen Fall gehen lassen. Das könnte ich nie verwinden.
Ich war eine Ewigkeit verschwunden, Janine wird sich bald fragen, wo ich stecke, deshalb komme ich aus meinem Versteck und kehre benommen zu den Koala-Häusern zurück. In meiner Brust dröhnt ein Presslufthammer, nichts könnte mich jetzt beruhigen. Ich nehme einen Besen und fahre fort, die Ställe auszumisten. Als Ben mit gesenktem Kopf um die Ecke biegt, bleibt mir fast das Herz stehen, und die Welt beginnt, sich um mich zu drehen. Er schaut auf und prallt beinahe zurück.
»Ich dachte, du hättest heute frei«, sagt er.
Ich schüttele
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