Immer wieder du: Roman (German Edition)
Gefühl, eine außerkörperliche Erfahrung zu haben. Ich kann nicht richtig glauben, dass ich so was sage. Dann bin ich wieder in der Gegenwart.
»Ich liebe dich nicht«, sagt er.
»Doch.«
»Nein.«
»Doch!« Ich gebe nicht nach.
Zögernd erwidert er meinen Blick, und ich weiß, dass ich ihn geknackt habe. »Es kann nicht funktionieren«, flüstert er.
Ich strecke den Arm aus und ergreife seine Hand. Die Schmetterlinge in meinem Bauch spielen verrückt.
»Es muss doch niemand wissen.«
»Nein, nein.« Rasch entzieht er mir seine Hand und steht auf.
»Du könntest auf mich warten!«, rufe ich mit unerwarteter Verzweiflung. Ich dachte, ich hätte ihn erreicht.
»Nein.« Entschlossen schüttelt er den Kopf. »Das ist Wahnsinn. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Normalerweise bin ich nicht so.«
»Bitte, Ben!«
»Lily, nein. Du musst damit aufhören. Jetzt. Ich muss gehen.«
Ich stehe auf und klammere mich verzweifelt an seinen Arm. »Nein!«
»Lily, bitte«, fleht er und schüttelt mich ab. Noch nie habe ich solchen Schmerz gesehen, und ich hasse mich dafür, ihn verursacht zu haben, aber ich kann nicht anders. Ein Mann und eine Frau kommen um die Ecke, Arm in Arm. Sie bleiben stehen, als sie uns sehen. Wir lächeln ihnen gezwungen zu und grüßen, als sie vorbeigehen, dann sind wir wieder allein.
»Wie bist du hergekommen?«, fragt Ben plötzlich.
»Mit meinem Auto.«
Entsetzen, vermischt mit Wut, zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. »Du bist selbst gefahren?«
»Ich weiß, das hätte ich nicht tun sollen.«
»Lily, was um Himmels willen hast du dir dabei gedacht?«
»Ben, sei nicht sauer!« Ich weine.
»Für wen hältst du dich eigentlich? Für Josh? Du hättest verunglücken können!«
»Ich weiß, ich weiß. Aber ich kann schon gut fahren – ich war ganz vorsichtig!«
»So gut bist du auch wieder nicht.«
»Es tut mir leid!«
Seine Miene wird weicher, als er mich betrachtet. »Das war wirklich dumm«, murmelt er.
»Ich wollte dich nicht abreisen lassen, ohne …«
»Ich werde dich nach Hause fahren«, unterbricht er mich.
»Und wie kriegst du deinen Wagen wieder?«
»Ich gehe zu Fuß zurück. Komm«, sagt er.
Gehorsam folge ich ihm zu meinem Wagen. Er fährt schweigend und bietet mir nicht an, das Steuer zu übernehmen.
Er hält in Michaels Auffahrt und schaltet den Motor aus, steigt aber nicht aus. Nachdem er lange aus dem Fenster geschaut hat, wendet er sich mir zu.
»Du kommst schon klar.« Seine Augen sind voller Bedauern.
Panik steigt in mir auf, weil ich spüre, dass es vorbei ist. Das ist das Ende.
»Ich weiß, dass du alles super machen wirst, egal wofür du dich entscheidest.«
»Nein, Ben. Bitte nicht!«
»Ich werde dich vermissen«, sagt er zärtlich.
»Bitte geh nicht«, flüstere ich. »Komm mit rein. Niemand ist zu Hause. Wir können noch ein bisschen darüber reden.«
Ich will, dass er mich küsst, mit mir schläft, auch wenn es das einzige Mal ist. Damit komme ich schon klar. Ich versuche, ihm meine Empfindungen mit meinen Blicken zu vermitteln, und ganz langsam streckt er seine Hand aus und streichelt mir mit dem Handrücken über die Wange. Tränen rinnen mir übers Gesicht. Dann steigt er aus.
Bestürzt sitze ich da, und Ben springt über den Grenzzaun des Naturschutzparks und beginnt den Aufstieg. Er ist weg. Ich habe ihn verloren. Es hat nicht gereicht. Ich habe nicht gereicht. Es bricht mir das Herz, und ich weiß, dass ich nie wieder jemanden so lieben werde.
Niemals.
Heute
Kapitel 13
»Lily?« Richard lacht nervös. »Willst du nicht auf meine Frage antworten?«
»Entschuldige«, bringe ich heraus. »Damit habe ich nicht gerechnet.«
»So überraschend kann es doch nicht sein, oder? Ich meine, wir sind seit fast zwei Jahren zusammen. Ich liebe dich. Du liebst mich. Zumindest glaube ich das.« Er wirkt verletzt.
»Natürlich liebe ich dich!«, rufe ich. »Und das weißt du auch. Es ist nur, tja … wir feiern gerade eine Hochzeit, und vermutlich habe ich auf der Hochzeit von anderen nicht mit einem Heiratsantrag gerechnet.«
»Willst du etwa Herzchen und Blumen, das ganze Programm? Ich hätte nicht gedacht, dass du auf so einen Kram stehst.«
»Tu ich auch nicht.«
»Was ist es dann?«
Was soll ich nur machen? Ich schaue mich unter unseren Freunden um. Richards Freunden. Wir befinden uns auf einer Fähre, die von Manly im Norden Sydneys nach Circular Quay unterwegs ist. Sam hebt Mikey hoch, damit er über die Reling gucken
Weitere Kostenlose Bücher