Immer wieder du: Roman (German Edition)
freundlich.
Nicola bringt ein leichtes Schulterzucken zustande, aber mehr auch nicht.
»Kann ich euch Mädels um einen Gefallen bitten?«, fragt Mr Laurence.
Mr Laurence? Er heißt Jonathan . Jetzt klinge ich schon wie Mel!
»Klar«, erwidere ich.
Nicola sagt nichts, daher richtet Jonathan seine Aufmerksamkeit auf mich.
»Unsere Redaktionsassistentin ist krank, unsere Fotoassistentin hat diese Woche Urlaub, und wir erwarten eine Gruppe Fotografen mit ihren Portfolios. Würdet ihr sie bitte hier unten warten lassen und mir Bescheid geben, wenn sie eintreffen?«
»Natürlich«, antworte ich. »Haben sie bestimmte Zeitfenster?«
»Ja.«
»Soll ich mir die Namen notieren, dann muss ich Sie nicht anrufen, wenn Sie noch mit dem Vorgänger beschäftigt sind?«
Das scheint ihn zu erleichtern. »Das wäre prima.« Er kramt in seiner Aktentasche, zieht ein Filofax heraus und blättert bis zur aktuellen Woche. »Da sind sie.« Er reicht ihn mir über den Empfangstisch, und ich werfe einen Blick auf die Einträge unter dem heutigen Datum. Rasch notiere ich die Namen und Uhrzeiten auf meinem Notizblock und gebe ihm seinen Planer zurück, doch vorher sucht mein neugieriger Blick noch unwillkürlich über die Einträge für die nächsten beiden Tage.
Mittwoch: Blumen für Lisa
Donnerstag: Hochzeitstag/Vernissage Pier Frank
Pier Frank … den Namen kenne ich. Stimmt, das ist ein Fotograf. Ich kann mich an einen Artikel über ihn erinnern … Ich glaube, er stand tatsächlich in der Marbles . Dabei lese ich die Zeitschrift nicht wirklich gerne – ein Männermagazin –, aber wir versuchen trotzdem, bei all unseren Publikationen auf dem Laufenden zu bleiben.
»Vielen Dank – Verzeihung, ich kenne Ihren Namen nicht.« Jonathan wirkt schuldbewusst.
»Lily«, erwidere ich freundlich. »Kein Problem.«
»Sind Sie Engländerin?«, fragt er. In dem Moment kommt Mel mit unserem Tee. Sie gerät kurz ins Straucheln, und eine Tasse schwappt über. Mel zuckt, als sie sich die Hand an der heißen Flüssigkeit verbrüht, reißt sich aber geschickt zusammen.
»Ja, ich bin dort aufgewachsen«, beantworte ich seine Frage.
»Guten Morgen, Mr Laurence«, zwitschert Mel.
»Guten Morgen, Melissa«, erwidert er.
»Schönes Wochenende gehabt?«
»Herrlich, ja. Und selbst?«
»Klasse.«
»Prima. Und danke noch mal, Lily.«
»Gern geschehen.«
Er schenkt Mel und mir ein Lächeln und schaut zu Nicola hinüber, aber sie klebt mit der Nase am Bildschirm.
»Einen schönen Tag.« Und dann ist er im Treppenhaus verschwunden.
»Worum ging es?«, fragt Mel aufgeregt und zieht ihren Hocker hervor.
»Ist alles in Ordnung mit dir?« Besorgt sehe ich nach ihrer verbrühten Hand.
»O ja, mach dir deswegen keine Sorgen.« Sie winkt ab. »Jetzt sag schon«, beharrt sie, also erzähle ich es. »Du hast seinen Terminkalender in der Hand gehabt?«, fragt sie verträumt.
»Ich hab gesehen, dass er seiner Frau für den Hochzeitstag am Donnerstag Blumen kaufen will.« Scherzhaft stupse ich sie an.
»Noch so ein Schlag in die Magengrube«, faucht Nicola aus ihrer Ecke.
Mel und ich werfen ihr einen verdutzten Blick zu, und Mel fragt: »Was ist denn in die gefahren?«
Achselzuckend schaue ich zur Seite, denn ich will nichts dazu sagen. Ich vermeide Auseinandersetzungen, und bei Nicolas Gehässigkeit wird mir sofort schlecht.
»Tut mir leid«, murmelt Nicola. Ich wage, den Blick wieder zu heben. Sie schaut abwechselnd Mel und mich an. »Josh will nicht, dass ich seine Nummer bekomme. Beziehungsweise seine E-Mail-Adresse«, fügt sie hinzu. »Ich bin ein bisschen gekränkt.«
»Na ja, immerhin hat er eine Freundin.« Mel sagt, wie es ist.
»Ich weiß.« Nicola schaut verlegen beiseite. »Nur habe ich so viel Zeit und Energie darauf verwendet, einen Orgasmus zu bekommen …« Sie fängt an zu grinsen, und wir müssen loslachen. »Scheißkerl«, sagt Nicola kaum vernehmlich, als unser Gelächter abebbt. Dann grinst sie wieder, und ich bin zutiefst erleichtert. »So, wann kommen denn nun die sexy Fotografen?«
Mel hat heute Morgen eine Konferenz zu organisieren, deshalb muss sie es wohl oder übel mir überlassen, mich mit Jonathan in Verbindung zu setzen. Alles läuft wie am Schnürchen, bis der vierte Fotograf die Toilette benutzen muss und ohne sein Bewerbungsbuch in den Aufzug steigt. Ich laufe ihm nach, aber die Tür schließt sich vor meiner Nase.
»Ich bringe es rauf!«, rufe ich, nicht sicher, ob er mich hören kann. Ich drücke
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