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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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versichere ich ihm.
    »Doch, ich komme mit.«

    Nach all den Jahren ist es ein komisches Gefühl, wieder in Adelaide zu sein. Da Richard mich begleitet, erscheint es mir beinahe unwirklich. So viel hat sich verändert, angefangen beim Flughafen. Verschwunden ist das alte kleine Gebäude, es wurde ersetzt durch eine nagelneue Konstruktion aus Stahl und Glas, und als Vickie mit uns über die North Terrace fährt, erkenne ich die Straße kaum wieder. Die Bäume sind gefällt worden, die Bürgersteige verbreitert. Damit ist der Blick auf die alten historischen Gebäude frei geworden, auf Museum, Uni und Kirchen. Überall sind Wohnblocks und Studentenwohnheime aus dem Boden geschossen.
    Vickie arbeitet in einem Café im Norden von Adelaide, wo sie auch mit ihrem Freund Jaegar wohnt, aber sie nimmt sich eine Stunde frei, um uns gegen Mittag abzuholen, und reicht uns dann den Schlüssel für ihren silbergrauen Toyota Yaris.
    »Ist das echt in Ordnung?«, frage ich. Als ich Vickie mitteilte, wir hätten unseren Flug gebucht, bot sie mir an, uns ihren Wagen zu leihen.
    »Klar. Ich gehe nach der Arbeit zu Fuß nach Hause und mache mich zurecht. Wenn ihr Jaegar und mich so gegen sieben abholt, schaffen wir es pünktlich zum Essen mit den anderen.«
    Die Beerdigung findet morgen früh statt, unser Flug geht um vier Uhr nachmittags, daher treffen wir uns heute Abend mit meinen alten Freunden. Jo und ihr Freund Ash stoßen später dazu, Tammy ist verständlicherweise bei ihrer Mum und Shane.
    »Das wäre toll.« Ich lächele sie warmherzig an.
    »Danke, Vickie«, sagt Richard.
    »Keine Ursache.«
    »Sollen wir zum Hotel gehen und einchecken?«, frage ich, sobald wir allein sind. Wir haben tatsächlich ein Hotel gefunden, das ein günstiges Last-Minute-Angebot hatte, was ein Glück ist, denn Vickies Atelierwohnung wäre schon zu dritt eng geworden, zu viert erst recht.
    »Wozu? Das können wir auch später noch machen. Komm, wir fahren in die Berge.«
    Ich unterdrücke einen Seufzer. »Wirklich? Wir könnten doch einchecken und dann ein Eis essen gehen oder so.«
    »Lily …« Richard hat mir am Vorabend gestanden, er wolle wirklich gern sehen, wo ich meine ersten Jahre in Australien verbracht habe.
    »Warum?«, frage ich.
    »Das alles hier hat dich offenbar stark geprägt. Und ich will begreifen, warum.«
    Das kann man wohl total vergessen, solange ich Ben nicht erwähne. Aber Richard hat darauf bestanden, wenigstens Michaels Haus in Piccadilly zu sehen. Zögernd habe ich eingewilligt.
    »Okay, aber ich fahre«, beharre ich jetzt. Wenn wir in die Berge wollen, muss ich alles unter Kontrolle haben.
    »Wirklich?«, fragt er überrascht. Ich glaube, ich habe Richard noch nie irgendwohin gefahren. Gelegentlich habe ich Mums Wagen benutzt, als ich noch bei ihr in Bondi Beach wohnte, doch als ich selbst in eine winzige Atelierwohnung zog, konnte ich mir nur den öffentlichen Nahverkehr leisten. Das war natürlich, bevor ich Richard kennenlernte. Er hatte dann einen Wagen, und ich war in der glücklichen Lage, mit der Fähre zur Arbeit und zurück pendeln zu können.
    »Ja«, sage ich mit Nachdruck. Er hockt schon auf dem Fahrersitz, daher müssen wir beide aussteigen und die Plätze tauschen. Eine eigenartige Erregung überkommt mich, als ich am Lenkrad sitze.
    Sobald wir angeschnallt sind, grinst Richard mir zu. »Dann mal los!«
    Kaum jemand nimmt noch die lange, gewundene Straße in die Berge hinauf. Kurz nachdem ich in Australien eintraf, wurde ein Tunnel fertiggestellt, der direkt durch den Fels führt und die Strecke beträchtlich abkürzt. Das Gras ist grüner, als es im Hochsommer gewesen wäre, und irgendwie fehlt mir die blassgelbe Farbe des trockenen Strohs. Ich weiß noch, dass ich mich anfangs darüber beklagt habe, aber in der Zwischenzeit habe ich Gefallen daran gefunden.
    Ich setze den Blinker und biege links ab auf den Zubringer nach Crafers.
    Piccadilly Valley ist mir vertraut wie eh und je. Wir fahren über die Piccadilly Road, vorbei an Häusern inmitten von Eukalyptusbäumen, vorbei an der Weide, auf der noch immer Ziegen stehen, vorbei an dem kleinen grünen Weinberg. Schließlich biegen wir um die Ecke und gelangen zu Michaels Haus. Ich werde langsamer, bleibe stehen und schaue nach vorn auf den Grenzzaun des Naturschutzparks. Glasklar sehe ich noch vor mir, wie Ben darüber hinwegsprang und in Richtung Carminow Castle und Mount Lofty verschwand. Ich schiebe meine Erinnerungen beiseite.
    »Da wohnt Michael«,

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