Immer wieder Lust auf dich
Familie zu reden. Das gehörte doch längst einer fernen Vergangenheit an, mit der er heute nichts mehr zu tun hatte.
Wenn ich nicht aufpasse, mache ich mich noch sehr verwundbar, dachte er. Bis zu seiner Begegnung mit Mandy war er sich gar nicht bewusst gewesen, dass er überhaupt verletzlich war.
Wenn er jedoch an seinen Freund Dan dachte, wusste er, dass er es auch in dieser Hinsicht war.
“Komm schon, Dan”, murmelte er vor sich hin. “Gib mir einen Tipp. Hilf mir, herauszufinden, was hier los ist.”
Nach einer Weile verließ er den Weg und ging querfeldein, sodass er von den Bäumen und Büschen verdeckt wurde. Sollte sich jemand hier aufhalten, so musste Rafe sich ja nicht unbedingt verraten.
Als er bei der Landebahn angekommen war, wanderte er zunächst über das ebene Gelände. Dann erst betrat er das unwegsame steinige Gebiet drumherum. Er sprang in eine breite Felsenspalte und lief dort weiter, auf der Suche nach menschlichen Spuren.
Gegen Mittag machte er eine Pause und aß die Brote, die ihm Mandy mitgegeben hatte. Von seinem Sitzplatz aus sah er etwas weiter weg eine Einbuchtung in dem wuchtigen Felsen. Rafe spürte eine gewisse Spannung, so als würde er gleich irgendetwas Wichtiges entdecken.
Es dauerte einige Zeit, bis er den richtigen Weg gefunden hatte. Doch dann stand er auf einmal vor einer richtigen Höhle, die so hoch war, dass ein ausgewachsener Mann darin stehen konnte. Erleichtert stellte er fest, dass die Höhle offensichtlich keine Fledermaus-Behausung war, denn sonst wäre ihm der Gestank der Tiere längst in die Nase gestiegen.
Offensichtlich hatte sich hier ein Mensch aufgehalten, denn Rafe fand in der Höhle Konserven, eine Feuerstelle und kleine Töpfe. Auf dem Boden lag ein Schlafsack.
Sollte sich Dan hier versteckt halten?
Es würde jedenfalls nicht zu ihm passen, dachte Rafe. Es sah eher danach aus, als würde hier jemand leben. Aber warum?
Das konnte er nur herausfinden, wenn er sich auf die Lauer legte.
Er suchte sich einen der größten Bäume aus, die in der Nähe standen, und kletterte ganz nach oben. Hier wurde er nicht nur durch die Blätter gedeckt, sondern hatte einen ausgezeichneten Ausblick auf die Umgebung.
Er lehnte sich gegen den Baumstamm und wartete.
8. KAPITEL
Es war schon nach sechs Uhr, aber es würde noch ein paar Stunden länger hell bleiben. Im Süden sah Rafe ein paar dunkle Wolken aufziehen. Vielleicht würde es bald regnen. Dann würde der Höhlenbewohner bestimmt zurückkehren, um sich hier unterstellen zu können.
Es ging Rafe noch einmal durch den Kopf, was er in den letzten Tagen erfahren und erlebt hatte. Bisher war er mit seinem Leben nicht unzufrieden gewesen. Ihm gefiel seine Einsamkeit, und er war froh gewesen, auf niemanden angewiesen zu sein.
Das hatte sich seit seiner Rückkehr nach Texas radikal geändert.
Jetzt wusste er, wie es war, mit Mandy in seinen Armen aufzuwachen, ihren Duft einzuatmen und sie zu küssen. Er kannte all die vielen kleinen Zeichen, wenn sie erregt war. Und er war von ihr so fest umarmt worden, dass ihm fast die Luft weggeblieben war.
Diese eine Liebesnacht hatte die kühnsten Träume in den Schatten gestellt, die Rafe seit seiner Flucht aus Texas von Mandy gehabt hatte. Ab jetzt würden ihn nicht mehr Träume, sondern Erinnerungen heimsuchen, wenn er an Mandy dachte.
Durch sie hatte er Gefühle erlebt, von denen er nicht wusste, dass er zu ihnen fähig war. Aber Rafe war ihr nicht dankbar dafür. Sie hatte es auch fertiggebracht, dass er über seine Familie gesprochen hatte. Alte Wunden waren wieder aufgerissen worden. Auch das nahm er ihr übel.
Doch er wusste, dass er eine Kämpfernatur war und die ganze Geschichte irgendwann überstanden haben würde. Dennoch war es schmerzhaft.
Er dachte an Dan. Hatte sein Freund sich etwa entschieden, eine Karriere als Schmuggler zu machen?
Rafe wünschte sich sehr, dass es nicht stimmte. Aber wenn es so war, dann wusste James Williams davon, der dadurch schließlich nur noch mehr gewinnen konnte.
Aber was war, wenn James ohne Dans Wissen in den illegalen Handel verwickelt war? Hatte Dan die Schmuggler vielleicht auf frischer Tat ertappt? Vor diesem Hintergrund erschien es Rafe allerdings eher unwahrscheinlich, dass Dan noch am Leben war.
Der Höhlenbewohner würde vielleicht Licht in das Dunkel bringen können. Rafe blieb nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass dieser große Unbekannte erschien.
Viele Stunden später wurde Rafes Geduld
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