Immer wieder Lust auf dich
nicht, dass man herausbekommt, wo ich bin.”
“Das kann ich verstehen. Weißt du was? Wenn du hier arbeiten und zur Schule gehen willst, kann man es vielleicht durchsetzen, dass du auch auf der Ranch leben kannst. Es ist gar nicht so schlecht hier, glaub mir.” Rafe streckte sich und gähnte. “Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich könnte eine Mütze Schlaf jetzt ganz gut brauchen. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht hier schlafe?”
“Hier in der Höhle?”
“Ja. Das machst du doch immer. Wenn du das kannst, werde ich das doch auch können.”
“Ich habe aber nur einen Schlafsack.”
“Das macht nichts. Ich bin es gewohnt, auf der nackten Erde zu schlafen.” Rafe streckte sich vor dem Eingang der Höhle aus und seufzte tief. “Danke für deine Gastfreundschaft, Kelly. Ich glaube, du könntest ein toller Freund sein.”
“So einer wie Dan?”
“Genau. So wie Dan.”
Rafe schloss die Augen. Ein paar Minuten später war die Kerze heruntergebrannt, und es wurde ganz still in der nachtschwarzen Höhle. Er wollte jetzt nicht mehr über Dan nachdenken und war froh, so erschöpft zu sein, dass er gleich einschlief.
Mandy machte sich Sorgen, weil Rafe am Abend nicht nach Hause gekommen war. Nachts konnte sie kaum schlafen, weil sie immer daran denken musste, dass Rafe bei dem Gewitter draußen war. Sie wusste zwar, dass er sich sehr gut selbst zu helfen wusste, aber sie war immer noch entsetzt, wenn sie daran dachte, was er alles hatte durchmachen müssen. Die zahlreichen Narben auf seinem Körper waren dafür ein beredtes Zeugnis.
Der zweite Tag ging zu Ende, ohne dass sie etwas von ihm gehört hatte. Sie überlegte, ob sie Tom zur Landebahn schicken sollte, damit er nach dem Rechten sah. Andererseits wollte sie auch nicht als Angsthase dastehen. Also suchte sie sich irgendwelche Beschäftigungen, die sie ablenken konnten.
Gestern hatte sie das Haus von oben bis unten aufgeräumt und geputzt.
Heute hatte sie sich daran gemacht, ein großes Essen vorzubereiten und Kuchen und Kekse zu backen. Außerdem musste sie unbedingt bei ihrer Dienststelle anrufen und ihren Urlaub verlängern. Denn solange Rafe noch hier war, wollte sie auf gar keinen Fall schon nach Dallas zurückkehren. Sie wollte so viel Zeit wie möglich mit ihm zusammen verbringen und hoffte, dass er auch diesen Wunsch hatte.
Der Braten war fast fertig, da fing Ranger, der in der Küche lag, auf einmal an zu knurren. Mandy versuchte, aus dem Fenster zu sehen. Plötzlich sprang Ranger auf, schoss zur Tür und bellte wie wild. Das beunruhigte sie. Wer auch immer da draußen war, es konnte nicht Rafe sein, denn Ranger hatte inzwischen Vertrauen zu ihm gefasst.
Aber dann erkannte sie doch Rafes Stimme, der beruhigend auf Ranger einredete. Sie öffnete die Tür. “Rafe?”
Rafe trat in die hell erleuchtete Küche. “Ja, ich bin es. Ich habe einen neuen Freund mitgebracht. Wir sind allerdings beide ziemlich dreckig.”
Einen neuen Freund. Was hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten?
“Lasst eure Stiefel draußen stehen und kommt herein. Ihr seid gerade richtig. Das Essen ist gleich fertig. Vorher habt ihr aber noch Zeit, euch frisch zu machen.”
Immer wenn Mandy aufgeregt war, redete sie ohne Punkt und Komma. Sie wusste nicht, was sie von dieser Situation halten sollte. Wo war Rafe gewesen, dass er jemanden hatte kennenlernen können?
Sie hörte das Scharren von Schuhen. Dann kam Rafe herein und lächelte. Aber er hatte einen wachsamen Blick, als er zur Seite trat und hinter sich zeigte.
“Mandy, ich möchte dir Kelly vorstellen.” Er drehte sich nach einem schmalen Jungen um und sagte höflich, “Kelly, das ist Mandy, die Frau, von der ich dir erzählt habe. Sie ist Dans Schwester.”
Der Junge war unterernährt. Er hatte riesige blaue Augen und blondes Haar mit dunklen Strähnen. Es sah so aus, als sei es schon seit Längerem nicht mehr gewaschen worden. Kelly sah Mandy mit einem Blick an, als erwartete er, dass sie ihn gleich wieder hinauswerfen würde.
Es brach ihr das Herz.
“Es freut mich sehr, dich kennenzulernen, Kelly. Rafes Freunde sind auch meine Freunde. Wir haben zwei Duschen hier. Ihr könnt also beide zur gleichen Zeit duschen, wenn ihr wollt.”
Kelly sah zu Rafe, und dieser nickte. “Hört sich doch gut an. Ich werde dir alles zeigen, Kelly.” Er legte seine Hand auf Kellys Schulter, und gemeinsam gingen sie aus der Küche.
Mandy wusste zwar, dass Rafe ihr alles erklären würde,
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