Immer wieder Lust auf dich
ließ die beiden in die Hütte herein. Die Frau ging zu einem Bett, das in der Ecke stand, und hielt die Lampe höher, damit Rafe besser sehen konnte.
Da lag Dan Crenshaw. Die Bettdecke entblößte seine nackte Brust, die mit einem breiten Verband umwickelt war. Seine Schulter war ebenfalls verbunden. Dennoch sah man durch die weiße Mullbinde hindurch einen feuerroten Kreis rund um die Wunde.
“Habt ihr ihn etwa seit Wochen so liegen gelassen? Habt ihr denn nicht gemerkt, dass sich die Wunde infiziert hat? Oder sollte er einen langsamen, qualvollen Tod erleiden?” Rafe berührte nur leicht Dans Stirn. Sie glühte vom Fieber.
“Du wirst mir jetzt helfen, den Verletzten zum Flugzeug zu tragen”, wies er den Mann an. “Wenn du irgendwelche Schwierigkeiten machst, bringe ich dich um. Kapiert?”
Der Mann nickte.
Dann befragte Rafe die Frau auf Spanisch. Sie ratterte ihre Antworten herunter. Sie habe versucht, dem Verletzten zu helfen. Nachdem sie die Kugel entfernt hatte, hatte sie die Wunde gereinigt. Sie habe nicht verhindern können, dass sich die Schusswunde dann doch noch infiziert hatte. Sie hatte ihn gefüttert, umgezogen und ihm heilende Kräutertees gegeben. Die Frau beteuerte, dass sie alles getan hätte, was sie konnte.
Rafe setzte sich auf das Krankenbett und nahm Dans Hand in beide Hände. “Empfängt man so einen alten Freund, Junge? Was sind denn das für Manieren? Hast du denn ganz vergessen, wer von uns der Soldat und wer der Studierte ist?”
Er fühlte Dans Puls. Er war sehr schwach, aber immerhin noch vorhanden.
Rafe war zuversichtlich.
Er wickelte die Decke fester um Dans Körper und bedeutete dem Mann, ihm zu helfen. Auf dem Rückweg betete Rafe, Dan möge am Leben bleiben. Er wusste, dass auch sein Freund eine Kämpfernatur war. Wenn er den Willen hatte, würde er es auch schaffen.
Als sie wieder bei der Hacienda angekommen waren, sprach der Mann zum ersten Mal.
“Wir können ihn hier ablegen. Ich hole jetzt das Flugzeug.” Er zeigte auf eine Bank im Innenhof.
Sie legten Dan auf die Bank. Der Mann wollte sich schon umdrehen und gehen, da hielt ihn Rafe zurück. “Ich komme mit. Wir holen das Flugzeug gemeinsam. Deine Leute sollen ihn vorsichtig hinterhertragen. Wenn irgendetwas schiefgeht, wirst du den Sonnenaufgang nicht mehr erleben, Amigo.”
“Wenn ich gewollt hätte, dass er stirbt, wäre er schon lange tot”, entgegnete der andere. Rafe verdrehte dem Mann den Arm.
“Und warum hast du ihn dann nicht nach Hause gebracht?”
“Ich hatte es vor, sobald es ihm wieder besser gegangen wäre.”
“Kennst du ihn?”
“Ja.”
“Hast du mit ihm Geschäfte gemacht?”
“Ich dachte es. Aber als sie ihn angeschossen hierherbrachten, stellte ich fest, dass er nicht der Mann war, den ich bis dahin für Dan Crenshaw gehalten hatte. Ich habe diesen Mann noch nie gesehen, aber sein Ausweis hat mir gezeigt, dass ich in die Irre geführt worden bin.”
“Und trotzdem wolltest du ihn gehen lassen? Aus reiner Menschenliebe, oder was?”
“Sie irren sich, wenn Sie denken, dass ich Gewalt gutheiße. Der Mann, der auf ihn geschossen hat, arbeitet nicht mehr für mich.”
“Hast du denn gar keine Angst davor, was uns Dan über die Männer erzählen könnte?”
“Keiner kann mir etwas beweisen. Wir sind in Mexiko. Für die amerikanische Justiz bin ich unantastbar. Sonst wären Sie schon längst ein toter Mann gewesen, noch bevor Sie in mein Flugzeug eingestiegen waren.”
“Dann weißt du also, wie ich hierhergekommen bin?”
“Machen Sie nicht den Fehler, mich für dumm zu halten.”
Rafe ließ den Mann wieder los. “Ich denke, es ist doch besser, wenn wir beide Dan zum Flugzeug tragen. Es ist mir auch lieber, wenn du uns zurückfliegst.”
“Das ist nicht nötig.”
“Da bin ich anderer Meinung.”
“Wenn Sie glauben, dass Sie mich dort festhalten können, haben Sie sich geirrt.”
“Ich will nur meinen Freund Dan zurück nach Texas bringen. Wenn du dabei bist, fühle ich mich einfach sicherer.”
Gemeinsam trugen sie Dan zum Flugplatz. Niemand war da. Das Flugzeug war leer.
“Kannst du fliegen?”, erkundigte sich Rafe. Der Mann nickte. “Dann lass uns Dan nach hinten legen. Der Treibstoff wird nicht ausreichen. Wir brauchen mehr.”
Als sie gerade dabei waren, aufzutanken, begann Dan, sich zu bewegen und die Augen zu öffnen. Er starrte Rafe an, der ihn nicht aus den Augen gelassen hatte.
“Hast du dich jetzt doch noch entschieden, aufzuwachen? Du
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