Immer wieder Samstag Reloaded
Mit einer Hand strich ich sanft über seine Wange, um dann mit dem Daumen über seine vollen Lippen zu gleiten. Daraufhin lehnte er seine Stirn an meine, wanderte mit seinen Fingern von meinen Hüften über meinen Rücken nach oben, vergrub sie in meinen Haaren und nahm meinen Blick gefangen. Gott … Ich wollte nicht gehen und ihn verlieren. Wir könnten doch einfach auf dem Balkon bleiben – für immer in den Armen des anderen, oder?
»Baby?«, hauchte er mit leicht rauer Stimme, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, denn ich hatte die Lider zusammengekniffen und war einfach nur still dagesessen. Nebenbei hatte ich mir eingeprägt, wie sich seine Schultermuskeln unter meinen Fingern anfühlten, genau wie seine Hüfte, die sich immer noch gegen meine presste. Ich hatte versucht, heute Nacht so viel wie möglich von seinem Duft aufzusaugen, als Vorrat. Aber leider wusste ich, dass das menschliche Gehirn löchrig wie ein Sieb ist und ich seine frische, männliche Note bald vergessen haben würde. Ebenso wie das Funkeln seiner Augen und den sanften Zug in seinem markanten Gesicht, wenn er mich so anlächelte wie jetzt gerade.
»Redest du jetzt mit mir?« Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich wie so oft in den vergangenen Stunden für eine Sekunde überlegte, ihm die Wahrheit zu sagen. Doch ich schob die Überlegung ungenutzt zur Seite, denn es war zwecklos. Mein Vater saß am längeren Hebel – er würde immer gewinnen und befand sich in der Position, unser beider Leben zu zerstören. Warum sollte ich also Tristan beunruhigen, ihn aufregen und ihm unnötigen Ärger einbringen, wenn ich ihn durch mein Opfer schützen konnte? Sein Wohlergehen lag mir mehr am Herzen als mein eigenes. Also nein … ich würde ganz sicher nicht mit ihm reden und damit auch seine Zukunft mit in den Abgrund reißen.
»Machst du heute mit mir das Frühstück?«, fragte ich ihn stattdessen und räusperte mich, weil ich ganz kratzig klang. Wahrscheinlich vom Weinen am Tag zuvor. Wobei ich nicht mal wissen wollte, wie ich aussah. Es war egal … Alles war egal …
Tristan stimmte natürlich zu – ganz der Gentleman, der er mittlerweile auf seine eigene unnachahmliche Art und Weise war – und wir verließen den kalten Morgen, gingen ins warme Zimmer, um uns dort fertigzumachen. Langsam und unwillig streifte ich mir seinen Kapuzenpulli über, an welchem immer noch ein wenig von seinem Duft haftete. Ich hoffte, er würde noch lange erhalten bleiben, denn ich hatte nicht vor, ihn Tristan zurückzugeben, auch wenn mir das schlechte Gewissen, ihn zu bestehlen, zusetzte. Aber ich hatte doch sonst nichts von ihm. Noch langsamer und unwilliger stiegen wir Treppen hinunter in die Küche. Die Wanduhr dort zeigte bereits Viertel vor acht an. Spätestens um zehn sollte ich bei meinem Vater sein. Tristans und meine gemeinsame Zeit neigte sich immer mehr dem Ende. Dabei hatte ich noch so viel vor. Wollte ihm so viel sagen, ihn wenigstens noch einmal an mich drücken, noch einmal seinen starken Körper an meinem fühlen, ihn noch einmal küssen, um ihm damit klar zu machen, was er mir bedeutete und stets bedeuten würde …
»Hey, Mia-Baby ... Lächeln!« Tristan stellte sich vor mich und zog meine Mundwinkel mit jeweils einem Finger nach oben. »Oder war die Nacht so schrecklich?« Dabei wackelte er anzüglich mit den Brauen und ich wollte weinen – wieder.
»Die Nacht war wunderschön. Danke, Tristan. Danke für alles, was du für mich getan hast. Unsere gemeinsamen Stunden kommen mir immer vor wie ein wunderschöner Traum«, flüsterte ich und nahm sein wie gemeißeltes Gesicht vorsichtig zwischen meine Handflächen.
»Hey!« Verdrossen runzelte er die Stirn. »Ich werde noch viel mehr für dich tun! Also bedank dich mal nicht zu früh!«
Ich schmunzelte leicht, konnte seinem jungenhaften Charme einfach nicht widerstehen, und stellte mich auf die Zehenspitzen, um meine Lippen auf seine sanft glänzenden zu pressen.
»Mhm«, knurrte er erotisch und zufrieden, während er mich mit Schwung auf die Anrichte hob ... da ... klingelte es.
Sofort rutschte mein Herz eine Etage tiefer – in meinen Magen und intensivierte die dort bereits bestehende Übelkeit. Dabei klopfte es so lautstark, dass man es hätte hören müssen, und bemühte sich um jeden einzelnen Schlag – kämpfte geradezu. Mit einem erschrockenen Keuchen löste ich mich von Tristan, während er mich fragend anschaute. Ich erwiderte panisch seinen Blick, vernahm nebenbei das Blut,
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