Immer wieder Samstag Reloaded
verplappern, ansonsten würde er Evas Anschuldigungen der Öffentlichkeit preisgeben und Tristan im Gefängnis landen. Ich hatte schon eine Menge mitgemacht in meinen siebzehn Jahren, auch mit Tristan. Hatte ihn verloren, um ihn gekämpft und mich zum Affen gemacht. Sprang regelmäßig über meinen Schatten. Doch nichts war so grausam, wie jetzt in die Villa der Wranglers zurückzukehren und zu wissen, dass es das letzte Mal sein würde.
Noch viel schlimmer wurde es, als ich in sein Zimmer kam. Und dabei hatte ich nicht mal die Vermutung gehegt, dass eine Steigerung möglich wäre. Während ich auf Tristans weichem Bett saß, mit einem Kissen auf dem Bauch und das Bild von der Lichtung anstarrte, war ich es immer noch nicht leid nach einem Ausweg zu suchen ... und zu weinen.
Nichts klappte, wie es sollte. Also entschied ich mich dazu, Tristan ein Abschiedsgeschenk zu hinterlassen. Vorsichtig löste ich das Bild aus dem Rahmen und setzte mich an Tristans Schreibtisch. Dann schnappte ich mir einen der weichen Bleistifte und begann, mit gekonnten Bewegungen zu skizzieren. Zwei Schatten im Bach – unter den Wurzeln –, die bis zu den Hüften im Wasser standen und kurz davor waren, sich zu küssen. Die Hände des weiblichen Umrisses lagen vertrauensvoll auf der Brust des männlichen. Tristan und ich – man konnte es genau erkennen. Nach zwanzig Minuten war ich zufrieden. Es war perfekt!
Kurz lächelte ich sogar, während mir die Tränen vom Kinn tropften. Eine irre Mischung. Unmittelbar fand ich mich auf der Lichtung wieder, meinem Zufluchtsort, der meine dortige gemeinsame Nacht mit Tristan so magisch gemacht hatte. Aber die Realität fraß sich unbarmherzig durch die Erinnerungen. Jene Wirklichkeit, dass ich Tristan tatsächlich aufgeben würde. So richtig. Morgen würde ich meine Sachen packen, Stanley nehmen und meinen Vater aufsuchen. Das war an sich nicht so schlimm, doch ich ahnte schon jetzt, dass er mich nicht hierlassen, sondern wegschicken würde, um ›seine Pläne› mit mir durchzuführen.
Ich würde Tristan nie wiedersehen.
Bei dem Gedanken daran heulte ich gleich wieder unkontrolliert los ... und geriet dabei langsam in Panik, weil Tristan jede Minute kommen würde. Aber egal, was ich probierte, es gelang mir einfach nicht, mich zu beruhigen. Ich glaube, ich hatte einen Nervenzusammenbruch. Und zwar einen Ausgewachsenen.
Die hysterische Phase ebbte gerade ein wenig ab, als Tristan tatsächlich durch die Tür stürmte und ich ihm sofort in die Arme flog. Komplett verwirrt, aber süß und liebevoll wie immer, drückte er mich an sich, was alles nur schlimmer machte. Es war keine leere Floskel, wenn er sagte, dass er alles für mich tun würde. In dieser Nacht bewies er es, auch wenn er sich Sorgen machte, weil ich mich ernsthaft wie eine Verrückte verhielt und einfach nicht von seinen Lippen und seinem Körper ablassen konnte. Schließlich verwöhnte ich diese perfekten Muskeln unter der glatten Haut zum letzten Mal. Aber er stoppte mich nicht, zumindest nicht sehr vehement, ließ sich voll und ganz auf mich und meine Stimmung ein, berührte und betrachtete mich so, als wüsste er (vielleicht auch unterbewusst), dass unsere Zeit längst abgelaufen war.
Wenn ich jetzt daran zurückdachte, wünschte ich mir, ich hätte diese eine Nacht ausnahmsweise nicht mit ihm geschlafen, sondern offen und ehrlich geredet. Vielleicht hätten wir gemeinsam eine Lösung gefunden. Nur welche? Wären wir geflüchtet, hätte er seine Karriere beerdigen können, denn ich hatte bereits ausgesagt. Ebenso wie es Eva tun würde. Ganz zu schweigen davon, dass mein Vater uns niemals Frieden gegönnt und alles in seiner Macht stehende unternommen hätte, um uns aufzuspüren. Und selbst, wenn wir Eva daran hindern könnten, diese miese Tour zu fahren, gäbe es offenbar immer noch ein paar andere, die an ihrer Stelle nachrücken würden. Hätten wir uns Harald vorgeknöpft, wäre Eva zu einem anderen Polizisten gegangen. Es gab einfach keinen Ausweg ... und dennoch hätten wir irgendetwas unternehmen müssen.
Irgendwas, denn es kam alles ganz anders als erwartet ...
***
Der nächste Morgen war eigentlich kein richtiger, weil wir kein bisschen geschlafen hatten. Ich hockte auf dem Balkongeländer, mit Tristan vor mir, der aufrecht und wunderschön zwischen meinen Beinen stand. Er löste seine Lippen gerade von meinen, nachdem sein Ficker seine allerletzte Ladung in meine Pussy gepumpt hatte, und lächelte mich glücklich an.
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