Immer wieder Samstag Reloaded
diesem Moment überfielen mich bösartige Fantasien davon, was ich am liebsten mit meinem Erzeuger anstellen wollte. Dem Mann, der mich hätte lieben und behüten sollen, mir ein sorglosen Heim bieten müssen, mir stattdessen aber die Hölle auf Erden beschert hatte und auch weiterhin alles daran setzte, dass es mir schlecht ging. Ihm, der nur seinen eigenen Vorteil im Sinn hatte und mich – seine leibliche Tochter – wie Dreck behandelt hatte und es noch tat.
»Glaubst du etwa, du kannst mich verarschen?«, feixte er höhnisch. Ich verstand ihn nicht.
Er hatte doch, was er wollte. Ich würde mit ihm gehen und mich opfern, damit Tristan eine normale Zukunft haben konnte. »Okay reicht mir nicht. Du kannst mir jetzt alles erzählen und am Ende machst du dich trotzdem mit ihm aus dem Staub.«
»Was willst du denn noch?«, flüsterte ich gebrochen und unterdrückte einen weiteren lauten Schluchzer.
»Eine Aussage«, entgegnete er unterkühlt.
»Eine Aussage?«
»Ja. Sozusagen als kleines Druckmittel. Du wirst aussagen, dass er mich angegriffen hat, damit ich etwas in der Hand habe, falls du dich dazu entscheidest, deinem eigenen armen Vater in den Rücken zu fallen!«
»Du Wichser«, schrie ich. Meine Wut übernahm die Kontrolle, ohne eine Chance mich zu beherrschen. Er brachte mich zur Weißglut. So richtig.
»Ich werde nicht gegen ihn aussagen! NIEMALS! Und ich gehe jetzt!« Ohne über die Konsequenzen zu grübeln und mit dem letzten bisschen Mut bewaffnet, ging ich auf ihn zu. Wollte an ihm vorbei, doch sein Arm schoss hervor und hielt mich fest. Stanley schnappte nach ihm und ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als Harald seine Hand panisch zurückzog und meinen Hund zornig anfunkelte. Dann traf sein brennender, dunkler Blick mich, aber ich senkte nicht meine Lider. Erwiderte ihn. Mein ganzer Hass war darin zu lesen.
»Ich werde ihn in den schlimmsten Knast auf diesem Planeten verfrachten und den Insassen als Kinderficker vorstellen. Sein süßer Popo wird zerfetzt werden, und wenn er wieder raus kommt, ist seine Boxerkarriere im Arsch, weil kein Schwein sich Kämpfe von einem Typen ansehen will, der mehrere Frauen vergewaltigt hat. Also überleg dir sehr gut, was du tust, Mia Marena«, konterte er ruhig. Ich schloss kurz die Augen, als dieser Albtraum meinen Geist flutete, öffnete sie jedoch, als es mir gelang, diese Bilder zu vertreiben. Dann trat er zurück, um mich vorbeizulassen.
Aber ... ich ging nicht. Ich konnte nicht! Das durfte ich nicht zulassen ... ich durfte es Tristan nicht antun.
»Okay!« Wieder war ich kaum zu verstehen. Ich glaubte, sogar der leichte Wind war lauter als mein leises Wispern.
»Okay?«
»Ich werde aussagen ... Aber ... bitte ... gib mir noch eine Nacht mit ihm!« Seine dunkelbraunen Iriden bohrten sich meine karamellfarbenen. Forschten, um eine eventuelle Lüge darin zu entdecken. Bis er plötzlich meinen Kopf tätschelte. Das hatte er noch nie gemacht …
»Natürlich, meine Kleine!« Wie großzügig von ihm. »Aber erst fahren wir zum Polizeirevier und du wirst mir eine erstklassige Aussage liefern. Wie wäre es, wenn du erzählst, dass er plant, mich für immer aus dem Weg zu räumen? In allen Einzelheiten, begonnen bei meiner Entführung?«
Längst fehlten mir die Worte. Ich folgte ihm lediglich schlurfend, als er sich in Bewegung setzte.
Meine Existenz war verwirkt ... Ich bereits tot ...
Alles, was mir blieb, war eine einzige Nacht mit meinem strahlenden Helden, dann würde mein Märchen ein Ende nehmen. Eine Alternative gab es nicht – anscheinend hasste uns das Schicksal.
***
Ich konnte nicht fassen, was ich tat, als ich auf dem ungemütlichen Plastikstuhl im Büro meines Vaters saß und mit emotionsloser Stimme die Liebe meines Lebens verriet. Aber ich sagte mir, dass es nur zu seinem Besten sei. Immer wieder. Krampfhaft versuchte ich, nicht zu weinen und scheiterte kläglich. Unaufhörlich liefen die Tränen über meine Wangen, woraufhin ich von meinem Vater zur Ruhe befohlen wurde. Schließlich brauchte er mich nicht dehydriert.
Nach einer Stunde waren wir fertig. Ich fühlte mich so ausgelaugt wie noch nie, aber auch voller Scham und Zweifel.
Mit letzten Instruktionen wurde ich von meinem Vater entlassen, einschließlich der Warnung, ihn nicht zu hintergehen und mit dem Hinweis, dass eine Patrouille das Haus im Auge behielt. Nur für den Fall, dass wir uns aus dem Staub machen wollten. Gleichzeitig hatte er mir eingetrichtert, mich nicht zu
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